Das Herz unter der Robe. Julika Szabó. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julika Szabó
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748595656
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      Julika Szabó

      Das Herz unter der Robe

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Nachwort

       Impressum

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

       Alle Männer sind Schweine!

      Irritiert starrt mein neuer Mandant auf die überdimensionale rote Kaffeetasse, auf der diese Weisheit in großen schwarzen Lettern prangt.

      Siedend heiß fällt mir auf, dass das schwarze Lebenselixier in der falschen Tasse schwimmt. Er hält die Damentasse in seiner Rechten.

      Die Herren bekommen bei der Scheidungsberatung üblicherweise die mit dem Aufdruck: Alle Frauen sind Schlampen. Außer Mutti!

      »Na und?«, versuche ich ihn abzulenken. »Was ist dann passiert? Haben Sie Ihre Kinder seither gesehen? Und wenn nein, warum nicht? Besteht überhaupt noch irgendein Kontakt?«

      Ich blicke ihn an, den Kugelschreiber in freudiger Erwartungshaltung gezückt. Doch da naht das Unwetter auch schon heran. Während ich darüber nachdenke, dass mein Ficus benjamina auf der Fensterbank wieder dringend eine kalte Dusche benötigt, beginnt es zu tröpfeln. Erst nur sehr langsam, doch dann bricht ohne jede Vorwarnung die Staumauer. Betont langsam lehne ich mich in meinem Chefsessel zurück.

      Das ist ja mal wieder typisch. Typisch Mann.

      Kommt herein, fragt mich eine Viertelstunde nach meinen Befähigungen, Qualifikationen, Staatsexamen, Fortbildungen, Kinderkrankheiten und Sportabzeichen aus. Und warum?

      Um dann allein auf meine erste Frage, ob er einen Ehevertrag geschlossen habe, wie ein Schoßhündchen zu flennen und meine neuen, cremefarbenen Besucherstühle zu beschmutzen. Jetzt sitzt er bereits eine Viertelstunde hier, ohne auch nur eine einzige meiner Fragen beantwortet zu haben. Und draußen ist das ganze Wartezimmer mit scheidungswütigen Mandantinnen überfüllt, die geradezu danach lechzen, ihren letzten Euro auszugeben, nur damit sie ihrem Alten eins auswischen können.

      Irgendwie tut er mir trotzdem leid, wie er so dasitzt, in seinem malvenfarbenen Hemd, Ton in Ton mit seiner Krawatte. Also reiche ich ihm ein Taschentuch, nein, besser gleich die ganze Packung. Das wird ja schließlich mit einer zusätzlichen Kostenpauschale nach Ziff. 9 a) der Gebührenvereinbarung (zusätzlicher persönlicher Beistand in akuten Lebenskrisen) abgegolten.

      Ich hoffe nur, dass er die Zusatzhonorarvereinbarung auch unterschrieben hat. Unauffällig blättere ich in der noch jungfräulichen Akte.

      »Unsere Kinder sind doch schon lange aus dem Haus und gehen ihrer eigenen Wege. Max und Emma sind unsere beiden Golden Retriever. Seit Weihnachten, genauer gesagt seit dem zweiten Weihnachtstag, habe ich die beiden nicht mehr gesehen.«

      Mein neuer Mandant scheint sich offensichtlich von seinem Gefühlsausbruch zu erholen, denn er blättert geschäftig in seinem Terminplaner.

      »Verdammt lange Zeit«, bemerke ich mit einem kurzen Blick auf das längst verwelkte Ostergras auf meiner Fensterbank.

      »Genau. Ich habe alles versucht. Telefoniert. Dann hat sie das Telefon abgemeldet. Geschrieben habe ich, bis die Finger wund waren und die Briefe zurückkamen mit dem Vermerk Unbekannt verzogen. Und das alles wegen diesem schmierigen, dahergelaufenen …«

      »Schmierigen, dahergelaufenen …?«

      … Schornsteinfeger, Briefträger oder Kfz-Mechaniker? In Gedanken versuche ich den Satz zu vervollständigen. Mein Mandant ist hierzu in Anbetracht des weiteren Sturzbaches, der aus seinen Augen strömt, nicht imstande.

      »… schmierigen, dahergelaufenen MACHO. Frau Rechtsanwältin, was sagen Sie eigentlich dazu? Sie so als Frau? Muss man sich von einem Typ, der außerstande ist, mehr als einen zusammenhängenden Satz zu formulieren – geschweige denn, das Feuilleton der Frankfurter zu lesen –, alles gefallen lassen? Wissen Sie, wo dieser Kerl arbeitet? Im Baumarkt! Und meine Frau, die sonst immer auf schadstoffgeprüfte Baumwollunterwäsche schwört, hat sich einen Wonderbra bestellt. In pink. Mit passendem Stringtanga. Um es dann zwischen den Schwing-Schleifern und den Schlagbohrmaschinen so richtig wild zu treiben. Frau Rechtsanwältin, sagen Sie mal ehrlich, muss ich denn alles sang- und klanglos hinnehmen? Und dann womöglich noch Unterhalt zahlen? Damit sie die Kohle dann mit diesem Macho auf den Kopp hauen kann? Nicht mit mir! Keinen Cent kriegt die von mir!«

      Mit diesen Worten schlägt er mit seiner Hand auf den Tisch und fegt gleichzeitig einen Stapel sorgsam arrangierter Visitenkarten auf den Boden. Erschrocken über seine eigene Courage verschwindet er schnell unter dem Tisch, um die Karten wieder einzusammeln.

      Ich nutze die verlorene Zeit, um mir seine Noch-Ehefrau im Baumarkt auf einem Gabelstapler mit einem braungebrannten, tätowierten Muskelmann vorzustellen, so ein richtig hohles Muskelpaket. Der totale Gegensatz zu diesem weichen, blässlich