Dom zu Magdeburg. J. F. W. Koch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J. F. W. Koch
Издательство: Bookwire
Серия: historisches Deutschland
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783753189147
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abgebrochen und. in eine traurige Ruine verwandelt ist.

      Als Otto bey seiner Kayserkrönung die Erlaubniß vom Papst Johann XIII. zur Errichtung eines Erzbißthums in Magdeburg ausgewirkt hatte, welches durch dessen Bulle vom 13. Febr. 962 geschah, ließ er sogleich im folgenden Jahre 963, und noch während seines Aufenthalts in Italien, den Bau einer Metropolitan- oder Kathedralkirche betreiben, wozu er außer beträchtlichen Gaben an Gold und Edelgesteinen, deren Summe in älteren Schriften auf Neunzehn Tonnen Goldes angegeben wird, mehrere Reliquien schickte, und worin er sein und seiner Editha Grab bestimmte; — und ernannte zum ersten Erzbischof, den Mönch des Klosters Maximin zu Trier, Adalbert, welchen er nach Rom sandte, und von demselben Papst ordiniren ließ. Dies geschah am 1. Oct. 968.

      Diese Domkirche stand aber auf einer andern Stelle, als die jetzige, nemlich auf der nordöstlichen Seite des Domplatzes, wo jetzt das landschaftliche Gebäude ist. Von derselben ist nichts weiter bekannt, als daß sie, etwa drittehalb Jahrhundert nach ihrer Gründung, an einem Charfreytage, den 20. April 1207 der Raub einer Feuersbrunst wurde, welche auf dem breiten Wege entstand und einen großen Theil der Stadt, bis zur Johanniskirche hin, in Asche legte. Auch das oben erwehnte Kloster wurde ein Opfer derselben. Die einzigen wahrscheinlichen Ueberreste des letztem sind der Kreuzgang und diejenige Capelle, worin jetzt das Archiv ist, und die man von dem Fürstenwall aus zunächst oberhalb des Doms sehen kann.

      2.

      Aber schon im Jahre darauf, also 1208, (nach andern Nachrichten, drey Jahre später) ward der Grund zu der noch jetzt stehenden Domkirche auf dem Platz des Benedictiner Klosters von dem achtzehnten Erzbischofe, Albert II., einem Grafen von Hallermund mit großer Feyerlichkeit gelegt und in Gegenwart des päpstlichen Legaten, des Cardinais Hugolin von Ostia, welcher 20 Jahr nachher unter dem Nahmen Gregor IX. Papst wurde.

      Der Baumeister, nach dessen Plan dieses Prachtgebäude errichtet ist, wird Bonsak genannt, und ist in der Kirche abgebildet.

      Allein sowohl die Kostbarkeit der Anlage, und die Erschöpfung der gesammelten Baugelder, als auch die von Zeit zu Zeit entstehenden Kriegsunruhen, unterbrachen nicht selten den Fortgang, und hemmten so sehr die Vollendung des Prachtbaus, daß erst nach mehr als anderthalb Jahrhunderten der neue Dom eingeweihet werden konnte, obgleich die Einweihung auch wohl durch den Mangel der dazu erforderlichen Kosten verspätet seyn mag. — Und selbst noch viel später ist an den Thürmen gebauet, wie die über dem Ausgange nach der obersten Gallerie des nördlichen Thurms in Stein eingehauene Jahreszahl 1520 andeutet; so wie auch wirklich aus den noch vorhandenen alten Baurechnungen des Erzstifts erhellt, daß von 1477 bis zu dem genannten Jahre daran gebauet und die Steine dazu von Seehausen und Olvenstedt genommen sind.

      3.

      Die Einweihung geschah am 22. Octob. 1363, dem 21. Trinitatissonntage, von dem zwey und dreyßigsten Erzbischof Dietrich, mit großer Feyerlichkeit und Pracht, und in Gegenwart einer großen Menge von dazu eingeladenen Fürsten, Bischöfen und Edlen. Die Chronik nennt uns von den Fürsten und Edlen: Mehrere von Sachsen, Meißen, Braunschweig, Anhalt, Querfurt, Schraplau, Schwarzburg, Regenstein, Hohenstein, Stollberg, Beichlingen, Barby, Schönberg, Mannsfeld, Gleichen u. s. w.; und von den Geistlichen die Bischöfe zu Hildesheim, Halberstadt, Brandenburg und Havelberg, nebst den Weihbischöfen von Magdeburg und Hildesheim, dem Abt vom Kloster Berge und mehreren infulirten (mit Bischoßhüten versehenen) Aebten, welche alle mit einem ungemein zahlreichen Gefolge von Hofleuten, Rittern und Vasallen umgeben waren.

      Sie wurde bey ihrer Einweihung dem heil. Mauritius und der heil. Katharina (Jener war Anführer der Thebaischen Christen-Legion unter dem römischen Kayser Maximian und soll am 22. Sept. 286. mit derselben des Christenthums wegen zu St. Maurice im Walliser Lande niedergehauen seyn. Er wird als ein Mohr abgebildet, in der einen Hand eine Fahne mit dem Kreuz, und in der andern einen Schild tragend. Diese, deren Gedächtnißtag auf den 25. Nov, fällt, aus Alexandrien gebürtig, wurde vom Kayser Maxentius im Jahr 312 hingerichtet, weil sie weder durch Versprechungen, noch durch Drohungen, von dem Bekenntniß der christlichen Religion abgebracht werden konnte. Sie wird gewöhnlich mit einem zerbrochenen Rade am Fuße und einem Schwerd in der Hand abgebildet; jenes, weil das Rad, durch das sie sterben sollte, auf ihr Gebet im Augenblick der Hinrichtung zersprang; dieses, weil sie hinterher den Tod durch das Schwerd gestorben ist.) gewidmet, deren Finger von dem Gründer des Doms, Erzbischof Albert, zu den Reliquien gegeben war. Beyder Statuen findet man mehreremale am Aeußern und im Innern des Doms.

      4.

      Diese Kirche wurde nun der Sitz eines prunkreichen Gottesdienstes, welcher von dem Erzbischofe selbst mit seinen Capitularen versehen wurde. Letztere bekamen um diese Zeit den Nahmen „Domherren“. Denn die erzbischöfliche Kirche hieß vorzugsweisse „domus dei“; das Haus der Capitularen „domus episcopi“ und diese unterschrieben sich in den Urkunden häufig „de domo.“

      Besonders ward der Mauritiustag, der 22. Sept., vorzüglich feyerlich begangen. An diesem Tage las nicht nur der Erzbischof selbst im Beyseyn sämmtlicher Capitularen die hohe Messe, sondern es wurden auch, — vornehmlich von derjenigen Gallerie, welche die unterste der Thürme ist, und um das ganze Schiff der Kirche zugleich geht, — die Reliquien des heil. Mauritius und Anderer ausgesetzt und mit großem Gepränge dem Volke gezeigt.

      Dies gab Veranlassung zu einem großem Jahrmarkt, welcher am Mauritiustage anfängt, am Michaelistage endet, und noch jetzt als Volksfest vorhanden ist, besonders an dem Michaelissonntage, wo „der Hahn im Dome krähet“ (S. unten Satz 20.) — Man brachte nemlich allerley Kirchenornate, Chorröcke, Meßgewande u. s. w. hier zu Markte, welche von dem Erzbischof geweihet und deshalb besonders geachtet wurden, und schlug für das Bedürfniß der in großen Processionen Wallfahrenden Buden mit Lebensmitteln auf. Als Stifter desselben wird in den alten Chroniken der Erzbischof Albert, welcher die neue Domkirche gegründet hat, genannt. Dieser Jahrmarkt führte den Nahmen „Hehrmesse.“ Denn so muß sie unstreitig geschrieben werden, vom altdeutschen Worte hehr, d.i. hoch, groß, erhaben; nicht aber Heermesse, abgeleitet von dem Thebaischen Heere, welches Mauritius angeführt hat; oder Herrenmesse, weil der Erzbischof mit den Domherren die hohe Messe hielt, obwohl sie in einer alten Urkunde wirklich „festum dominorum“ genannt wird. — Von diesem jährlich nur Einmal stattfindenden Jahrmarkt wurde der Domplatz auch „der neue Markt“ genannt.

      5.

      Im Jahre 1667 am 30. Nov. wurde die Domkirche am ersten Adventssonntage zum erstenmal dem evangelisch-lutherischen Gottesdienste geöffnet.

      Daß dieseß im Dom 43 Jahr später geschah, als in den übrigen Kirchen der Stadt, welche schon im Jahr 1504 ihre evangelischen Prediger hatten, lag theils darin, daß der höhere Clerus, also auch die Domcapitel, am schwersten sich entschlossen, sich für die Reformation zu erklären, weil sie dadurch einen großen Theil ihres Ansehens, Einflusses und Wohllebens einzubüssen fürchteten; theils darin, daß der Magistrat der Stadt die Domkirche seit 1546, also über 20 Jahre lang, allem Gottesdienst verschlossen hielt, weil er einen Katholischen Cultus darin nicht gestatten wollte, bis endlich die Streitigkeiten beygelegt wurden und an dem genannten Tage die Domkirche der Reformation beytrat. Das Andenken dieser Begebenheit erhält die Inschrift der blauen Tafel, welche an der Vorderseite des hohen Chors befindlich ist.

      Eben diese Streitigkeiten, welche zwischen dem Erzbischof und der Stadt wegen der Einführung der Reformation entstanden, haben auch veranlaßt, daß genaugenommen der Bau dieses; Tempels nicht eigentlich ganz vollendet zu nennen ist. Denn an der Ostseite desselben findet man eine Anlage zu noch zwey Thürmen, welche nicht ausgebauet, sondern nur in neuern Zeiten mit einem Stockwerk von Holz und einem gemeinen Dache geschlossen sind. Daß diese Thürme nach dem Plan des Baumeisters nicht so hoch, als die westlichen, haben werden sollen, lehrt der Augenschein. — Die Chronik erzählt, die Werkstücke zur Vollendung ihres Aufbaues haben, gegen die Zeit der Reformation wirklich bereit gelegen; der Bau selbst sey aber durch diese Streitigkeiten nicht nur behindert, sondern letztere habe sich sogar der angeschaften Materialien bemächtigt und sie zur Ausbesserung und Erweiterung der Festungswerke in der Gegend des Doms verbraucht, um sich im Schmalkaldischen Kriege bey der Belagerung der Stadt vom Churfürsten Moriz von Sachsen desto kräftiger vertheidigen zu können.

      6.

      Vier