Zweifel kamen daher auf, ob sich der Sport wirklich weiter verbreiten konnte oder nur noch Werbezugpferd für ein veraltetes Trendproduktes sein solle. Angesichts der drei- bis sechsjährigen Dauer von Markttrends wäre das Ende des Sport schon lange überfällig gewesen. Die Produkthersteller sahen die Cross-Skates entweder als Inline-Skates für den Wald (Powerslide), als Imitation des Skilaufens (Skike) oder als eine Version von Skirollern (SRB) an. Das alles ist der Cross-Skating Sport aber nicht. Cross-Skating ist Cross-Skating. Der Sport ist autonom und eigenständig. Es wurde immer müßiger, nach gut einem Jahrzehnt an Erfahrungen in der Cross-Skating Praxis, diese Erkenntnisse den Produktherstellen zu vermitteln. Nur ein kleiner polnischer Hersteller, griff die Ansprüche des Cross-Skating Sports im Jahr 2016 auf, war aber leider nicht in der Lage dieses Nebenprodukt in seinem Sortiment langfristig weiter zu produzieren. Mit attraktiven Preisen für Einsteiger und einem auf konsequenten Leichtbau getrimmten Produkt, wäre der europäische Hersteller so etwas wie ein Rettungsring der Szene gewesen, für manchen, der die Beratungsresistenz der größeren Hersteller erlebt hatte, sogar so etwas wie eine letzte Hoffnung. So begann es, spätestens gegen Mitte des Jahres 2016, im Hardwarebereich des Cross-Skating Sports spürbar zu kriseln. Preiserhöhungen, besonders auch bei Ersatz-und Verschleißteilen, mochten zwar noch kurzfristig die Gewinne der Hersteller konservieren, würden aber mittelfristig den Markt für neue Cross-Skates ersticken.
Ebenso unklug war der Versuch vieler Kurs-Anbieter den nachlassenden Geschäftserfolg, durch steigende Preise auszugleichen. Zumal auch die Ausbildungsqualität, durch die eben immer noch schlechte Ausbildung leider der meisten Kursanbieter, nicht besser wurde. Viele Effekte verstärkten sich gegenseitig. Ob es gelingen würde, mit fairen Preisen und mit hochwertigen Produkten und Dienstleistungen, diese Krise abzufangen, stand noch in den Sternen. Doch der Sport wurde von einem harten Kern überzeugter Cross-Skater weiter betrieben.
Auf der anderen Seite standen nämlich die fulminant positiven Wirkungen des Cross-Skating Sports, die von den Aktiven immer wieder festgestellt wurden.Quereinsteiger ergänzten ihre Hauptsportart mit den wirksamen Trainingseinheiten des Cross-Skatings. Andere erholten sich beim Cross-Skaten von ihrer, oft sehr fordernden Lieblingssportart und steigen mitunter mit verbesserter Leistungsfähigkeit wieder ein. Wiederum andere hatten sich kaum noch Hoffnung gemacht überhaupt noch schmerzfrei einem Sport nachgehen zu können und erfreuten sich inzwischen fast beschwerdefrei an ihrer wieder zunehmenden körperlichen Leistung. Der Sport an sich war und blieb genial, nur die Rahmenbedingungen wurden im Jahr 2016 nochmals etwas schwerer als in den fünf Jahren davor.
Der Erfolg einer aufkeimenden Gegenbewegung für mehr Qualität im Cross-Skating Sport konnte in diesem Jahr erst sehr undeutlich gesehen werden. Ziel war es, den minderwertigeren Produkten und Angeboten, tatsächliche Qualität entgegen zu setzen. Doch aus hier wurden einige geschäftstüchtige Trittbrettfahrer der Szene hellhörig und wollten mitmischen. So wurden besonders im Jahr 2016 einige belanglose Treffen von Personen, gleich als „Fortbildung“ oder sogar als „Trainingslager“ bezeichnet. Definitionen wer von welchem Bildungs- oder Trainingslevel auf ein höheres Niveau verbessert werden sollte, gab es nicht. Jeder war willkommen seinen Obolus zu zahlen ohne Unterschied zwischen Anfänger und Könner. Personen vor den Kopf zustoßen, sie womöglich mit ihren Nicht-können zu konfrontieren, ist im weniger qualitätsorientierten Teil der Szene verpönt, da auch sie ein zahlendes Publikum darstellen. Den Mut „Fortbildungsveranstaltungen“ zu differenzieren, zeigte kaum jemand. Jeder Teilnehmer solcher Veranstaltungen durfte immer wieder in der ersten Klasse beginnen und sie beliebig oft wiederholen – es gab ja nur diese eine, manchmal rechtfertigend als „Familie“ bezeichnet. Bewährte Lernmethodik funktioniert jedoch anders. So kam die Weiterbildung größerer Teile der Szene praktisch zum Stillstand.
Nichts gegen technische Grundlagen, diese wichtigen Basics wurden aber auch 2016 nur selten spezifisch für Cross-Skating unterrichtet. Überwiegend wurde immer noch aus Skilehrbüchern abgekupfert. Wenn dies dazu auch noch Ausbilder unterrichten, die selbst weder richtig Skilaufen noch Cross-Skaten konnten, erklärt das den Stillstand gewisser Teile der Szene. Unerklärlich, warum einige Personen die Beiträge von Akademikern und hochkompetenten Nicht-Akademikern zum Wissens-Pool der Cross-Skating Szene regelrecht bekämpften. Geadelt haben sich jene dadurch nicht. Das taten sie dafür untereinander mit selbstgemachten oder von Produktherstellern verliehenen „Zertifikaten“. Ein regelrechter Anti-Handwerker, stellte sogar einem Händler, gegen Bezahlung, ein Werkstatt-Fortbildungs-Zeritfikat für die gesamte Belegschaft aus. An einem Tag von einem Untalentierten lernen, wozu man sonst einige Jahre an Erfahrung bräuchte? Das konnte nur schief gehen. Die Gegenbewegung, die sich Cross-Skating Szene 2.0 nannte, konnte solchen Billig-Bedarf natürlich nicht decken, da sie es mit Qualität versuchte.
Eine ganz langsam wachsende Wettkampf-Szene von Cross-Skatern schien, von einer anderen Seite her, den Sport ab 2016 für die Öffentlichkeit attraktiver zu machen. Leider zog sich der Hauptsponsor dieser Wettkampf-Bewegung, nach wiederholten Anschlägen auf sein Umfeld und auf seine Person, aus der Öffentlichkeitsarbeit zurück. Mit ihm verschwanden, auch rückwirkend, die Berichte und Belege dieser Veranstaltungen aus den Medien, so dass diese Anschläge, auch die gesamte Werbewirkung sabotierten. Erkennbar ist dies teilweise der der gewachsenen Zahl gelöschter Beiträge im Magazin. Eine Wettkampf-Szene gab es danach praktisch nicht mehr (Stand 2020). Doch nicht jeder wollte und brauchte Wettkämpfe, um Cross-Skating zu betreiben.
Die „einsamen Wölfe“ unter den Cross-Skatern, die den Sport ohnehin überwiegend allein betrieben, konnten diese ganzen Entwicklungen nur kopfschüttelnd, aber zum Glück und ziemlich unbeeindruckt, beobachten. Diese Einstellung ist vielleicht die klügste sein, um den Sport dauerhaft weiter zu betreiben. Mochte die Qualität der Produkte und mancher Ausbildungen auch auf eine Talsohle zusteuern, das Wissen über Cross-Skating konnte man nicht mehr aus den Köpfen zu bekommen. Und das macht einen Sport aus.
2016 bin ich zu einem erheblichen Teil nur Herausgeber des Jahrbuchs, weil ein deutlicher Anteil von Gast-Autoren und anderen Radakteuren des Magazins geschrieben wurde.
Viel Spaß im Cross-Skating Jahr 2016!
Frank Röder
Artikelliste Cross-Skating Jahrbuch 2016
Die Artikelliste am Anfang jedes Jahrbuchs gibt die Historie aller Artikel des Magazins wieder, die jeweils ausgewählten Artikel die daraus für dieses Jahrbuch ausgewählt wurden, sind in der Liste fett hervorgehoben. Die Artikelnummern vor den Kapitelüberschriften sind im Jahrbuch also nicht automatisch fortlaufend, weil unwichtige Artikel des Magazins in den Jahrbüchern nicht veröffentlicht werden. Alle Artikel, auch die hier nicht veröffentlicht sind, können aber online im Cross-Skating Magazin nachgelesen werden. Diese sind allerdings manchmal regional oder termingebunden und nicht mehr aktuell. Im Magazin gekürzte Artikel sind dafür in den Jahrbüchern in voller Länge zu lesen.
Januar 2016 (4 Artikel) 375) Cross-Skating im Vergleich zu anderen Sportarten Teil 2 376) Experiment: Cross-Skating Viertel-Wasa nachts 377) Neue Cross-Skating Videos in Profi Qualitat 378) Cross-Skating im Winter mit warmen und trockenen Füßen Februar 2016 (6 Artikel) 379) Trainingslager - 3. Folge 380) Wenn Cross-Skater einen Hals schieben 381) Gut in und durch die Cross-Skating Saison starten (Preview) 382) Skitire - der Leicht-Cross-Skate aus Polen 383) Langlauf-Skatingwochenende in Klingenthal vom 11. bis 13. März (Preview) 384) Cross-Skating Fortbildung am 9. und 10. April in Heusenstamm (Preview) März 2016 (6 Artikel)