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Nachdem ihr Schmerz vergangen war und ihre Tränen getrocknet, verspürte Marivar Hunger und Durst. Da sie am gestrigen Tage weder die Zeit noch den Nerv gehabt hatte, ihre Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen, beschloss sie, dies jetzt nachzuholen. Der Weg durch den Raum auf die andere Seite gestaltete sich jedoch aufgrund des Unrats aller Art, der auf dem Boden aufgetürmt war, alles andere als leicht und so wirkte sie fast wie Jemand, der durch hohen Schnee stakte. Ihr Kopf war in diesem Moment irgendwie leer, sie konzentrierte sich auf den nächsten Schritt, ihre Augen suchten nach Ausweichmöglichkeiten, um besser voran zu kommen und gleichzeitig nach Gegenständen, die für sie nützlich sein könnten. Und ihr Magen rief nach etwas Essbarem, ihr Körper nach Flüssigkeit.
Die Stimme aus dem Kommunikator hörte sie daher erst gar nicht. Erst als Jorik krächzend hustete, wurde sie aufmerksam und erstarrte im nächsten Moment quasi zur Salzsäule.
Was zum Teufel war denn das? Ihr Kopf zuckte umher und sie suchte nach der Quelle der Geräusche, denn richtige Worte hatte sie nicht verstanden.
Einen Augenblick später sprach Jorik dann aber zum zweiten Mal und nur einen winzigen Lidschlag später entglitten Marivar förmlich alle Gesichtszüge. Natürlich erkannte sie seine Stimme, erschrak beinahe bei ihrem Klang, erzitterte ob der Tatsache, dass sie ihn hörte. Wieder zuckte ihr Kopf umher auf der Suche nach der Quelle seiner Worte. In ihrer aufkommenden Hektik hätte sie dann fast den Kommunikator auf der Fensterbank vor dem Bullauge übersehen. Ihr Blick trieb schon dran vorbei, dann aber realisierte sie seine Existenz und ihr Kopf zuckte zurück.
Eigentlich hätte sie sich jetzt darüber wundern können, dass das Gerät überhaupt noch funktionierte. Schließlich hatte es ein ausgiebiges Bad im Meer genommen. Marivar hatte das Gerät mehr aus einer Laune heraus auf ein altes Handtuch auf die Fensterbank gelegt, als in der Hoffnung, es noch retten zu können.
Jetzt wusste sie, dass es nur ein Wink des Schicksals gewesen sein konnte, der sie dazu veranlasst hatte.
Und schon im nächsten Moment flog sie förmlich stöhnend und schnaufend über den Unrat hinweg zum Bullauge.
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„Marivar, bitte melde dich!“
Während Jorik hoffte, dass seine Partnerin nicht reagierte, durchzuckte Mavis soeben ein merkwürdiger Gedanke. Doch wusste er schon einen Augenblick später, dass er gar nicht so abwegig war. Doch noch bevor er eine Entscheidung hatte treffen können, hatte der Zeigefinger seiner rechten Hand sich quasi schon selbstständig gemacht und drückte den Rufknopf.
Während er sah, dass ihn Melia irritiert anschaute, erkannte er, dass er Recht hatte und sein Blick verdunkelte sich zu einer nachdenklichen Miene.
Denn eigentlich hätte das Drücken des Rufknopfes Joriks Worte unterbrechen müssen, er war jedoch noch immer deutlich zu hören.
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Mit jeder Sekunde befiel Marivar immer größere Angst, sie könne zu spät kommen. Sie wurde daher immer hektischer, stöhnte lauter und schriller, Schweiß rann ihr über die Stirn. Dann sammelte sie all ihre Kräfte für einen finalen Sprung und schließlich hatte sie das Bullauge erreicht.
Gerade in diesem Moment sagte Jorik noch einmal: „Bitte Kommen, Marivar!“
Joriks Hoffnung wuchs. Er schaute zu Narrix, der ihn jedoch noch immer ausdruckslos ansah. „Es hat keinen Sinn. Sie hört mich nicht…oder das Gerät ist kaputt!“
Narrix lachte heiser auf. „Das könnte dir so passen, was?“ Sein Blick verdunkelte sich. „Du wirst das schön weiter versuchen! Oder soll ich deine Freundin wieder holen lassen?“
„Nein!“ Jorik erschrak bei diesem Gedanken. „Nein!“ Er hob beschwichtigend die rechte Hand und atmete kraftlos aus. „Ich versuche es weiter!“ Narrix brummte zufrieden und er wandte sich wieder dem Mikrofon zu.
Für einen kleinen Moment starrte Marivar stocksteif auf den Kommunikator, als wäre er ein Gespenst und die Worte Joriks eine Einbildung. Doch dann griff sie beherzt zu, hielt sich das Gerät vor den Mund und drückte die Sprachtaste. „Ja…!“ Ihre Stimme klang belegt und rau. Sie räusperte sich unwillkürlich. „Ja, hier ist Marivar!“
Jorik hätte beinahe aufgeschrien, als er ihre Stimme hörte. Doch nur für einen winzigen Moment aus Freude, dann hatten ihn Angst und Verzweiflung bereits gepackt. Großer Gott, warum hast du das zugelassen? Er hätte heulen können.
„Na also!“ Narrix grinste zufrieden. „Das ging ja doch schneller als ich erwartet hätte!“ Er ließ seine Arme sinken und schaute Jorik erwartungsvoll an. Als dieser aber nicht reagierte, fügte er hinzu. „Was ist? Worauf wartest du? Sag Hallo zu deinem Liebchen!“
Jorik spielte für einen Augenblick mit dem Gedanken, alles auf eine Karte zu setzen, aufzuspringen und Narrix zu attackieren. Doch er war sich nur zu bewusst, in welch beschissener körperlichen Verfassung er war. Selbst im Vollbesitz seiner Kräfte hätte er sehr viel Glück gebraucht, um den Captain zu überwältigen. Überraschungseffekt hin oder her. Nein, es hatte keinen Sinn und er nicht die geringste Chance.
Vollkommene Hoffnungslosigkeit war in seinem Gesicht zu sehen, als er antwortete: „Hallo Marivar!“
„Jorik?“ Marivars Stimme klang unsicher. „Bist du es wirklich?“
„Ja!“ Er schaute hinauf zu Narrix, der ihm andeutete schön weiter zu machen. „Ich bin es!“ Jedes Wort tat Jorik weh, trieb ihn immer weiter an den Rand der Verzweiflung.
„Oh, dem Himmel sei Dank!“ rief Marivar sichtlich erfreut. „Dann habt ihr euch befreien können!?“
Joriks Herz durchzuckte ein tiefer Schmerz, denn er wusste, dass er der Frau, die er über alles liebte, gestehen musste, dass er nicht in Freiheit war, sondern noch immer gefangen und sein Ruf an sie nur den Zweck hatte, ihr klar zu machen, dass Esha und andere sterben würden, wenn sie sich nicht in Narrix Hände begab. Und Jorik wusste, dass sie nicht zögern würde, genau das zu tun und er sie somit dem sicheren Tod hier auslieferte.
Doch die Alternative wäre der grausame Tod Eshas und der anderen gewesen – und sein eigener.
Wenn er sie jetzt hierherlockte, hatten sie zumindest aber noch etwas Zeit gewonnen – und obwohl er nicht wusste, wofür das gut sein sollte, schien es ihm die letzte Hoffnung zu sein, die es noch gab.
Doch gerade, da er ihr antworten wollte, hörte er plötzlich Mavis Stimme aus dem Äther und schon im nächsten Moment sollte sich alles ändern.
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„Was ist mit dem Ding?“ hatte Mavis den Mann am Terminal gefragt, nachdem er die Ruftaste wieder losgelassen hatte.
Der hatte ihn zunächst fragend angeschaut, doch als Mavis ihn auf den Umstand, dass sie Jorik und Marivar hören konnten, obwohl er die Ruftaste gedrückt hatte, aufmerksam gemacht hatte, zog er überrascht die Augenbrauen in die Höhe. „Ich weiß nicht…!“ sagte er. „Aber ich denke, die ganze Apparatur hat wohl doch Schaden genommen!“
Mavis sah ihn zunächst mit ernster Miene an, dann aber schob er seinen Unterkiefer nach vorn und nickte dabei. „Das ist gut!“ meinte er und ein sanftes Lächeln huschte über seinen Lippen. „Das ist sogar sehr gut!“ Während ihn der Mann irritiert anschaute, wandte sich Mavis an die anderen. „Ihr müsst jetzt still sein!“ Er blickte sehr ernst. „Richtig still!“
„Warum?“ fragte Vilo jedoch sofort. „Was zum Teufel hast