Genesis VI. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Genesis
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195742
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sie sich mit den ihr eigenen Brumm-, Fauch- und Stöhnlauten bemerkbar.

      Lobos Kopf zuckte sofort zu ihr herum und er sah sie in einer Mischung aus Überraschung und Furcht an, denn natürlich kannte er Leira noch nicht wirklich, auch wenn ihm die anderen allesamt versichert hatten, dass in ihr ein wahrer Engel steckte.

      Vilo drehte sich ebenfalls zu ihr, doch er hörte einfach nur auf das, was sie sagte. Von allen Anwesenden konnte er das Bärenwesen wohl am besten verstehen, vielleicht sogar noch besser als seine Frau Kaleena, einmal von Jovis abgesehen, der Leira eher als große Schwester, denn als tierisches Wesen betrachtete. Während sie weiter brummte und fauchte und stöhnte, lauschte Vilo aufmerksam, zog dann die Augenbrauen in die Höhe und nickte. „Du hast Recht!“ rief er mit fester Stimme. „Wir dürfen sie nicht vergessen!“

      „Wen dürfen sie nicht vergessen?“ fragte Lobos und schaute Leira mit großen Augen an.

      „Jorik, Shamos und all die anderen!“ Vilo drehte sich zur Gruppe und sah augenblicklich Zustimmung.

      „Verdammt!“ raunte Mavis. „Das ist mir fast entfallen!“ Er schaute zu Captain Cosco.

      Der Fliegerveteran nickte und sein Gesicht wurde traurig. „Was aber können wir tun?“

      Für einen Augenblick war es still im Raum.

      „Wir müssen zurück nach Kimuri!“ rief Kaleena mit besorgter Miene. „Wir müssen sie da rausholen!“

      „Das dürfte schwer werden!“ meinte Lobos. „Keines der Flugzeuge hat den Absturz überlebt. Hier gibt es nichts mehr, was sich noch in die Lüfte erheben könnte!“

      „Verdammt!“ Tibaks Miene wurde säuerlich. „Dann müssen wir sie wirklich in den Fängen dieser Psychopathen lassen?“ Er brummte missmutig.

      „Nein!“ Mavis schüttelte den Kopf. „Nein, das kann nicht sein. Das darf nicht sein!“ Er schaute seine Freude an und Hoffnung, Sorge und Verzweiflung waren in seinem Blick zu erkennen. Niemand aber hatte eine zündende Idee. Mavis Blick schweifte weiter umher und plötzlich hielt er inne. Er starrte für einen Augenblick auf einen Terminal auf der linken Seite, dann kräuselten sich seine Augenbrauen, sein Blick wurde finster, er schien zu überlegen und mit einem Male erhellte sich sein Antlitz. „Und das muss es auch nicht!“ Ein kurzes Lächeln zuckte über seine Lippen, verschwand aber sofort wieder. „Wenn wir Glück haben!“

      *

      Jorik wurde rüde aus dem Raum gestoßen. Als er den Gang entlang blickte, konnte er sehen, dass man Esha zurück in ihre Zelle brachte. In dem Moment, da die Tür dort geöffnet wurde, war ein entsetzter Schrei zu hören. Jorik wusste nur zu genau, von wem er stammte und er spürte trotz aller Schmerzen in seinem Körper einen tiefen Stich im Herzen.

      Im nächsten Moment bekam er einen herben Stoß in die rechte Seite und fand sich in der Kommunikationszentrale des Lagers wieder, wo man ihn zu einem Tisch auf der linken Seite führte, auf dem ein Funkgerät stand.

      Jorik blieb vor dem Tisch stehen, doch bevor er Zeit bekam, zu überlegen, was er jetzt und vor allem, wie er es tun sollte, schlug ihm die Wache ihren Gewehrknauf zwischen die Schulterblätter und drückte ihn damit auf den Stuhl. Einen Augenblick später trat Narrix von der anderen Seite zu ihm. „Du hast genau…!“ Er wartete, bis Jorik ihn ansah. „…eine Chance, das Richtige zu tun!“ Seine Stimme klang sanft, aber dunkel. Jorik nickte ihm nach der Verzögerung einer Sekunde zu. Plötzlich zuckte ein Messer in Narrix rechter Hand hervor. Jorik erschrak, doch der Captain langte mit einem müden Lächeln in seinen Rücken und löste damit die Fesseln um seine Handgelenke.

      Als seine Arme herabsanken, spürte Jorik wie seine Muskeln im Nacken und in den Schultern aufheulten und er musste stöhnen. Ebenso, als er die Arme anhob und schließlich auf den Tisch legte. Die Verspannung, verursacht durch die lange Zeit der unnatürlichen Haltung seiner Arme, brachte ihm augenblicklich Kopfschmerzen. Jorik schloss die Augen und atmete mehrmals langsam und tief durch.

      „Hier!“ Narrix stellte ihm einen Becher mit Wasser vor die Nase. „Damit deine Stimme nicht zu rau klingt!“

      Jorik wollte zunächst ablehnen, doch der Durst war einfach zu groß und so trank er einen großen Schluck, der das Glas zur Hälfte leerte. Im nächsten Moment schon musste er erbärmlich husten und sein Körper zuckte, doch am Ende tat das Wasser seine erfrischende Wirkung. Jorik nahm das Glas erneut und trank drei weitere, jedoch kleinere Schlucke.

      „Fertig?“ fragte Narrix und ein wenig Ungeduld schwang in seiner Stimme mit.

      Jorik sah ihn mit säuerlicher Miene an, doch nickte er.

      Narrix betätigte einige Schalter an dem Funkgerät, es piepte einmal, dann war ein Rauschen zu hören, durch das es dann und wann knackte. Hiernach stellte er das Mikrofon vor Jorik. „Auf geht’s!“ sagte er, richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

      *

      „Haben sie es?“ fragte Mavis ungeduldig und schaute zu Lobos herüber.

      Der Admiral stand drei Tische von ihm entfernt über einem Terminal gebeugt und hatte gerade einige Befehle in die Tastatur eingegeben. Jetzt schaute er gespannt auf den Bildschirm. Dort waren mehrere, kleine Quadrate abgebildet, sowie ein großes, senkrecht stehendes Rechteck auf der rechten Seite. Alles war durch feine Linien miteinander verbunden. Das Rechteck war grün, die meisten Quadrate rot, ebenso fast alle Linien. Nur wenige Quadrate waren ebenfalls grün und zu ihnen führten blaue Linien. Einen Augenblick später wurde eine der roten Linien jedoch ebenfalls blau und ein weiteres Quadrat in der linken oberen Ecke wechselte zu grün. Lobos brummte zufrieden. „Ja, alles okay!“

      Jetzt war Mavis wiederum zufrieden und nickte dem Mann – einem von Lobos Leuten -, der vor ihm auf einem Stuhl vor einem weiteren, eingeschalteten Terminal saß, zu und reichte ihm den einzigen noch funktionierenden Kommunikator, den sie besaßen. Der Mann nahm ihn behutsam entgegen, öffnete ihn und steckte ihn dann in einen kleinen quadratischen Kasten, wodurch das Gerät mit dem Terminal verbunden war. Als auf dem Bildschirm einige Begriffe auftauchten, die er nicht sofort verstand, wurde Mavis etwas unsicher, doch der Mann vor ihm nickte. „Die Verbindung zur Antenne ist hergestellt und konstant!“ Er drehte sich herum und schaute dem Commander direkt an. „Sie können loslegen, sobald sie die Frequenz eingestellt haben!“ Er nickte in Richtung Kommunikator.

      Mavis brummte zustimmend. Mit Verbindung zur Antenne war die Antenne auf dem Dach der Kommandozentrale gemeint, die als einzige überhaupt noch vorhanden, aber lange nicht mehr genutzt worden war. Offensichtlich aber hatte sie keinen nennenswerten Schaden genommen. Also konnte er sein Vorhaben starten, von dem er hoffte, dass es Sinn machte. Aus diesem Grunde schaute er nochmals etwas unsicher in die Runde, doch er erntete zumindest keinen Widerspruch, obwohl er den anderen noch nicht wirklich erklärt hatte, was er vorhatte. Zum Schluss sah er Melia an und als er in ihrem Blick erwartungsvolle Spannung und sogar den Hauch eines Lächelns erkennen konnte, fühlte er sich gestärkt und stellte mit einem Nicken die Frequenz ein, die ihn – hoffentlich – mit Marivars Kommunikator verbinden würde.

      Wenn das geschafft war, würde er ihr erklären, wo sie waren – ohne allerdings etwas von Lobos und seinen Leuten oder der Kamarulu zu erzählen – und ihr sagen, was sie vorhatten – nämlich sich zu Fuß auf den Weg zur Küste zu machen, um dann irgendwie nach Kimuri überzusetzen und sie und ihre Freunde aus der Gewalt von Captain Narrix zu befreien. Er würde sich viel Zeit für seine Erklärungen lassen, Marivar nach ihrem Befinden befragen – jedoch nicht nach ihrem Versteck – und ihr dann lang und breit erklären, was genau sie zu tun gedachten.

      Und all das nur zu einem Zweck und verbunden mit einer Hoffnung: Das Narrix den Funkverkehr abhören und ihnen dabei zuhören würde!

      Und deshalb drückte Mavis jetzt die Ruftaste.

      *

      „Jorik an Marivar!“ Seine Stimme klang immer noch furchtbar rau und krächzend. Er musste auch kurz husten, nachdem er die Worte gesprochen hatte. Dabei schaute er zu Narrix auf, doch der Captain