In den sieben Jahren, bis Ende 1745 die letzte der im Spital aufgenommenen Salzburger verstorben war, hatte die Hospitalstiftung rund 410 Gulden zu deren Unterstützung aufgebracht. Mehr als ein Drittel davon war für die persönliche Ausstattung (je hälftig für Kleidung und Schuhe), ein knappes weiteres Drittel für die Krankenpflege und ein Fünftel für die anständige Beerdigung der Verstorbenen ausgegeben worden. Nachfolgend werden diese drei Bereiche genauer vorgestellt.
1 Die persönliche Ausstattung
Alle Salzburger wurden entsprechend ihren Bedürfnissen mit Kleidung und Schuhen ausgestattet. Das reichte von Stoff für Halstücher, Hemden, Röcke und Schürzen, über Hauben und Hüte bis hin zu einer Pelzkappe für den im Spital aufgenommenen und alten Emigranten.
An Stoffen wurden insgesamt 133 Ellen Tuch und 8 Ellen Filz beschafft. Dazu kamen, neben vielen Schusterarbeiten, 14 Paar Strümpfe, 9 Paar Schuhe und 1 Paar Handschuhe.
Bei den Ausstattungen die sich namentlich zuordnenden lassen, sind Unterschiede erkennbar. So erhielt die 64-jährige Witwe Christina Zitterauer38 in den sieben Jahren, die sie im Spital lebte, 1 Paar Schuhe und Strümpfe sowie einen alten blauen Schurz.
Dagegen wurde die 18-jährige Sybilla Durchholzerin vergleichsweise üppig ausgestattet. Sie erhielt einen schwarzen Rock, ein Brüstlein aus zwei Ellen schwarzem Tuch und ein Paar Schuhe. Diese bessere Behandlung hing wahrscheinlich mit ihrer Arbeit im Spital zusammen. 1735 ging sie zwar als Dienstmagd nach Augsburg, kam jedoch Ende 1738 wieder nach Giengen zurück. Sie diente wieder im Spital und erhielt bald einen sauberen schwarzen Rock, im Winter arbeitete der Kürschner an ihrem Pelz und außerdem bekam sie vier Ellen schafbraunes Flanell sowie ein Paar Strümpfe. Im übernächsten Frühjahr erhielt sie dann braunes halbwollenes Zeug für einen Rock und im folgenden Winter erneut ein Paar Strümpfe.
1 Die Krankenpflege
Die Sorge um die Gesundheit der Spitalbewohner wurde sehr ernst genommen. Dies zeigt sich an dem relativ großen Ausgabenanteil für Arzt- und Baderkosten sowie für die verordneten Medikamente. Letztere machten 12 Prozent der Kosten aus, fast der ganze Rest wurde für die Arbeit der Chirurgen39 ausgegeben.
Zu deren Aufgaben gehörte auch das Haare schneiden und Rasieren sowie das Aderlassen und Baden. Ihre Spezialität war jedoch das Behandeln und Kurieren von Krankheiten. Sie waren regelmäßig im Hospital und verarzteten auch etliche Salzburger, so z.B. einen bösen Fuß, eine böse Brust, so auf den Krebs sich angelassen, oder einen Wirbel.
Der aufwendigste ärztliche Eingriff war sicherlich die Bruchoperation bei dem zwölfjährigen Ruprecht Brandner am 20. November 1742.
Hierbei wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Der Giengener Chirurg Enßlin forderte deshalb den Laichinger Schnitt- und Wundarzt Narcissus Keller an, der offenbar ein Spezialist war. Dieser war bereits am Vortag in Begleitung seines Sohnes nach Giengen geritten, wo die beiden in der Herberge „zum Greifen“ übernachteten. Am nächsten Vormittag machte er sich mit Enßlin auf ins Hospital. Während der ohne Betäubung durchgeführten Operation wurde der Knabe von Enßlin und Kellers Sohn festgehalten. Nach dem erfolgreichen Ausgang nahmen alle ein Mittagessen bei der Greifenwirtin ein, zu dem auch die Geschworenen des Baderhandwerks eingeladen waren.
Die nächsten drei Wochen blieb der junge Keller in Giengen. Er kümmerte sich um den Patienten, versorgte und pflegte ihn, wobei er immer wieder selbstgemachte Heilverbände anbrachte. Danach überließ er den Patienten dem Giengener Chirurgen Enßlin, der ihn bis Januar 1743 weiterbehandelte. Die Gesamtkosten betrugen knapp 33 Gulden, was dem Verdienst eines Gesellen von vier Monaten entsprach.
Anzumerken bleibt noch, dass der junge Ruprecht nicht an den Folgen der Operation starb, sondern erst 42 Jahre später an Auszehrung.
1 Die Beerdigungen
Auf eine würdige Beerdigung wurde von Seiten des Spitals großer Wert gelegt. Die verstorbenen Salzburger wurden auf dem inneren bürgerlichen Kirchhof begraben. Im Gegensatz dazu begrub man fremde, kranke Personen meist bei St. Peter.
Die Beerdigung der verstorbenen Salzburger Emigranten wurde üblicherweise von Stadtpfarrer Schnapper durchgeführt, der auch eine Leichenpredigt hielt. Sechs Träger trugen den Sarg, begleitet von den beiden Schullehrern sangen zehn bis zwölf Schüler beim Leichenzug und am Grab. Dort sprach dann noch der Seelentröster oder Zusprecher. Bezahlt wurden außer dem Sarg noch Mesner, Toteneinnäher und Totengräber. Insgesamt kam meist eine Summe von etwa 6 Gulden zusammen.
Auch darin wurde die Wertschätzung der Glaubensflüchtlinge sichtbar, denn bei einfacheren Beerdigungen, z.B. eines Leprosen bei St. Peter, wurde außer einem sehr schlichten Sarg nur noch der Zusprecher und der Totengräber bezahlt, was zusammen knapp 1½ Gulden ausmachte.
Vergleich von Beerdigungskosten:
Sybilla Durchholzer | Leproser bei St. Peter | |
fl. xr. | fl. xr. | |
Pfarrer | 1 00 | |
Präzeptor | 0 20 | |
Provisor | 0 15 | |
Mesner | 0 15 | |
10 Schulknaben | 0 20 | |
6 Träger | 1 00 | |
Schreiner | 1 20 | 0 20 |
Totengräber | 0 40 | 0 20 |
Toteneinnäher | 0 30 | |
Hebamme | 0 20 | |
Zusprecher | 0 30 | 0 20 |
Summe | 6 10 | 1 20 |
Barbara Creuzberger, geb. Schattauer starb im Dezember 1745 im Alter von 78 Jahren. Pfarrer Schnapper schrieb ins Totenregister: „Diese Schattauerin ist die letzte gewesen von denen Salzb[urgischen] Emigranten, die Ao. 1732 zu uns anhero kommen, und vom Magistratu nostro in hiesigen Spital aufgenommen und versorget worden. Waren zwölff Personen: Gott erweke sie einst alle mit Freuden.“
Noch bis 1785 lebten die Kinder der beiden Familien Reutter und Brandner in Giengen. Sie hinterließen jedoch keine weiteren Nachkommen.
1 Salzburger Emigranten in Giengener Akten
1732 | ||
12. Februar | 10 | ledige Männer von Ulm kommend, aus dem von dortig kommenden ersten Zug. |
7./8. April | 274 | in 12 Fuhren; 200 davon nehmen zwei Tage Aufenthalt in Giengen. |
27. April |