Kind des Lichtes. Kerstin Wandtke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kerstin Wandtke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742779953
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war schon Mittag als Ramahl im Flug zu ihnen aufschloss und beide besorgt ansah.

      „Ich habe versucht, mit Karak zu reden, doch es war fast unmöglich. Er sagte etwas in der Art wie, wir alle seien verzaubert und nur er kenne den Weg uns zu befreien, lauter solch ein Zeug.“

      Raven spürte, dass Alina an seiner Brust leise nickte, und dabei zitterte.

      „Ich habe schon mit Vater gesprochen und er hat Saalem,“ er deutete auf einen großen, blonden Mann, „gebeten, ihn etwas im Auge zu behalten. Doch seid versichert, dass wir alle auf euch achtgeben werden.“ Er entfernte sich wieder, doch schon kurze Zeit später ließ sich der Dragon sich im Fluge etwas zurückfallen um mit ihnen zu sprechen.

      „Es hat mich betrübt zu erfahren, das einer meiner Söhne ein schlechtes Bild von euch hat. Nun, wie ihr sicher schon wisst, wird Saalem einen wachsamen Blick auf ihn haben und ich werde nach unserer Rückkehr selbst ein ernstes Wort mit Karak wechseln müssen. Dennoch, der Rest dieses wilden Haufens ist froh und glücklich das ihr uns begleitet und kann den Abend kaum erwarten, an dem ihr uns eure Geschichten erzählen werdet.“ Als der Dragon wieder fort war meinte Raven lachend zu Alina,

      „Nun, wer, meinst du, wird den Abend wohl am meisten herbeisehnen?“ Alina amte daraufhin den Dragon nach und beide mussten sehr lachen.

      Avalla

      Sie flogen über einen langen, hohen Felsgrad und der sonderbare Geruch, den Alina schon seit geraumer Zeit in der Nase hatte, wurde immer stärker. Salzig und würzig lag er schwer in der sanft vom Wind bewegten Luft. Dann plötzlich fiel der Felsgrad steil in die Tiefe ab und unter ihnen erstreckte sich die dunkle, in der Abendsonne glitzernde See, die kraftvoll gegen die schroffe Küste brandete. Hoch türmten sich die Felsen über den dünnen streifen Strand, der vor ihm lag und der mächtig von der Brandung überspült wurde. Noch ganz verzaubert vom Anblick der sich ihr hier bot, hörte sie Ravens Stimme kaum.

      „Sieh nach oben, kleine Fee, dort liegt Avalla.“ Sie tat wie geheißen und hielt unwillkürlich die Luft an. Avalla trohnte hoch auf der Spitze einer schmalen Landzunge, die ständig vom Meer umtost wurde. Es war ein Schloss wie kein anderes. Es hatte viele schmale, hohe Türme an denen bunte Fahnen fröhlich im Wind flatterten. Der Schlosshof wurde von vielen Gebäuden eingerahmt, die sich wie schutzsuchend an die dicken, das ganze Schloss umgebenden Mauern schmiegten. Das Haupthaus stand zentral hinter dem Hof, und dahinter konnte Alina kleine Gärten ausmachen, die aber, wie auch der Rest des Gemäuers, von hohen Mauern umgeben waren. Alle Gebäude waren mit breiten, ebenfalls bunten Stoffen geschmückt und die Dächer glänzten matt und rot in der untergehenden Sonne. Das ganze Schloss leuchtete in dieser wie in ein strahlendes Gold getaucht. So etwas Schönes hatte Alina noch niemals gesehen. Dann erklang noch ein tiefer, hohlklingender Ton, dem sich noch viele weitere anschlossen und Alina versank förmlich im gesehenem.

      „Das sind Rinderhörner, in die sie blasen und so diese Töne erzeugen,“ erklärte Raven ihr, „sie begrüßen uns. Es ist wunderschön, nicht war?“ Sie nickte, völlig ergriffen. Raven sah schon aus weiter Entfernung die vielen Geflügelten, die den Schlosshof jetzt belebten, Männer, Frauen und viele Kinder erwarteten voller Ungeduld und Freude die Heimkehrer. Alina bekam wieder etwas Angst, es waren so viele und sie waren dabei auch noch so laut. Sie kannte das alles nicht und klammerte sich verzweifelt an Raven. Langsam glitt die Gruppe näher und Raven hielt Alina fest in seinen Armen. Sie landeten in mitten dieser und wurden sofort von einem lärmenden Pulk umschlossen. Alina hielt sich mit beiden Händen krampfhaft ihre Ohren zu und versuchte verzweifelt sich unter Ravens Arm zu verstecken. Dieser hielt sie fest und beruhigend an sich gedrückt. Ihm war nach seiner langen Einsamkeit auch nicht ganz wohl in dieser Menge. Doch dann erhob sich wieder des Dragons kräftige Stimme und die Menge verstummte langsam.

      „Bitte, habt doch noch etwas Geduld.“ Seine Stimme erklang tief und volltönend.

      „Wir sind wieder hier und haben auch liebe Gäste mitgebracht. Mein Neffe Raven wird einigen von euch sicher noch bekannt sein, doch seiner kleinen Gefährtin sind solche Versammlungen fremd und deshalb möchte ich euch bitten, jetzt die Vorbereitungen für unser gemeinsames Mahl zu treffen. Ich bin mir sicher, das Raven uns danach von seinen Reisen berichten wird.“ Die Menge wurde ruhig, aber zerstreute sich nur langsam. Neugierige Blicke wurden zu ihm und Alina geworfen, doch der Dragon blickte sich nur böse um und wandte sich danach wieder ihnen zu.

      „Kommt, Freunde, begleitet mich in mein Haus, das nun auch euer ist.“ Sagte dieser nun ruhig und mit einer einladenden Geste zum Haupthaus und sie folgten den Dragon ins innere, begleitet vom hasserfüllten Blick Karaks, der etwas abseitsstand.

      „Ich, Bruder, würde nicht einmal daran denken,“ meinte Ramahl im vorbeigehen zu diesem, „sie ist deinen Tot nicht wert, oder?“ Doch dieser schnaubte nur verächtlich und ging rasch fort.

      Jamihl, ein fröhlicher, rotgelockter Bursche führte beide in ein großes, prunkvolles Zimmer.

      „So, da sind wir,“ er lachte und deutete auf eine Tür am Ende des großen Raumes, „dahinter ist euer Schlafgemach. Vater meinte, es wäre besser ihr teilt euch die beiden Zimmer. Ihr könnt euch jetzt noch etwas ausruhen bis ihr zum Essen angekleidet werdet.“ Raven fasste sich aufstöhnend an den Kopf, wie konnte er diesen überflüssigen Brauch nur vergessen haben. Alina sah neugierig zu ihm auf. Raven blickte Jamihl grinsend an, und dieser lachte jetzt frech zurück.

      „Besteht dein Vater immer noch auf diese alte Sitte?“ Fragte er, übertrieben Verzweifelt, aber immer noch grinsend den Knaben.

      „Ja sicher, aber die Familie bleibt zum Glück jetzt davon verschont. Es betrifft nur noch die lieben Besucher.“ Lachend ließ der Junge sie allein, und Alina sah ihm fragend nach. Raven verspürte keine große Lust sich von einer Horde kichernder, alberner Mädchen waschen und danach ankleiden zu lassen. Außerdem, was wäre in dieser Zeit mit seiner kleinen Fee. Im Zimmer konnte sie nicht bleiben, sie hatte ihn noch nie ohne seine derbe Kleidung gesehen. Er konnte sich schönere Anlässe vorstellen, sich ihr zu offenbaren als von dummen, sich zuzwinkernden Mädchen umringt.

      Doch, als der Augenblick gekommen war, musste er zugeben, das der Dragon an alles gedacht hatte. Es klopfte leise an ihrer Tür und als Raven sie hereinrief, betrat eine Gruppe älterer Frauen still ihre Gemächer. Sie wurden von seiner Tante Sonja angeführt, deren Blick, als sie den Raum betrat, sofort auf Alina fiel. Sie ging jedoch zuerst zu Raven und umarmte diesen herzlich.

      „Raven, wie schön, dass du seid so langer Zeit mal wieder den Weg zu uns gefunden hast, sei Willkommen auf Avalla.“ Glücklich betrachtete sie ihn. „Du bist sehr stattlich geworden, junger Mann, aber nicht zu stattlich um deiner alten Tante nicht noch einen Kuss zu geben,“ lachte sie und ließ sich von Raven zart auf die Wange küssen.

      „Sonja, ich freue mich auch, mal wieder einige Zeit hier verbringen zu dürfen,“ erwiderte er erfreut und führte sie danach zu Alina.

      „Mein Gemahl erwähnte ihre Schönheit, aber das hätte ich nicht erwartet.“ Sonja blickte entzückt auf Alina herunter. Auch Sonja war groß und ihre Haltung entsprach der einer Schlossherrin. Ihre Haltung war stolz und erhaben, ihr Gesicht trotz ihres Alters noch schön, und ihre Züge klar. Nur ihre wilde, rote Mähne und die verschmitzt funkelnden, blauen Augen standen da im Wiederspruch zu ihrer Haltung. Diese ließen einen starken Willen, und ein ebensolches Temperament erwarten.

      „Lieber Neffe, bitte verzeih mir, dass ich bei eurer Ankunft im Hof nicht zugegen war, aber meine jüngste, Sassa, liegt im Fieber und wir erwarteten ja keinen so lieben Besuch.“ Sie ergriff wieder kurz seine Hände um sie zu drücken. Dann sah sie wieder zu Alina.

      „Na, Schatz, möchtest du heut Abend nicht besonders schön für den da sein?“ Sie zwinkerte Raven vergnügt zu, und während die anderen Frauen mit ihrer Arbeit begannen, einen Bettler in einen Fürsten zu verwandeln, führte die große, rothaarige Sonja Alina ruhig aus dem Raum. Diese blickte sich mehrmals ängstlich zu Raven um, und verstand nicht, was hier mit ihr geschehen sollte.

      „Hab keine Angst, mein Kind, wir werden dich so schönmachen, das dir nachher