Neubeginn. Stephanie Carle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stephanie Carle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783746774978
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Wird hier in der Gegend ganz groß angepriesen. Zu horrenden Preisen und das Zeug ist scheiße. Gestreckter Mischmasch aus allem, was nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Aber die meisten Junkies geben sich damit zufrieden.“

      Adrian pfiff durch die Zähne. „Holla! Da kennt sich wohl jemand aus.“

      „Ich habe einige Zeit bei der Sitte gearbeitet. Also ja, ich kenne mich mit sowas aus.“

      Hope machte sich eine Notiz im Kopf, dass sie dringend die Personalakten von Detective Christian Taylor noch einmal direkt bei den Kollegen in Milwaukee anfordern musste. Mit Nachdruck. Und zwar die unfrisierte Version. „Das sollte ja nicht so schwer nachzuprüfen sein. Einstichstellen werden sich finden lassen. Und war das Zeug dann so schlecht, dass es sie zu Tode gebracht hat?“

      Mr. Superschlau schüttelte den Kopf. „Nein, gestorben ist sie, weil es sich hier um Bandenkriminalität handelt.“

      „Ach“, sagte Hope und hob eine Augenbraue. „Und dafür sind Sie wohl auch spezialisiert? Weil Sie einige Zeit undercover gearbeitet haben und so etwas auf den ersten Blick erkennen?“

      Detective Taylor grinste überheblich. „Exakt“, sagte er schließlich und zwinkerte ihr zu, als ob sie mit ihm ins Bett gestiegen wäre.

      Der Gedanke erschreckte Hope zutiefst. Wie konnte sie überhaupt an eine Bettvorstellung im selben Atemzug mit diesem arroganten Taylor denken? Sie war völlig überarbeitet. Gott!

      „Du hast Recht, Adrian. Wenn Bishop nicht bald hier aufkreuzt, dann bekomme ich Frostbeulen und Ohrenkrebs.“

      „Ich geh mich umsehen“, beschloss Taylor und Hope verfluchte ihn noch mehr. Sie war der Boss, sie hatte das Kommando und sie hatte ihn keinesfalls mit Herumschnüffeln beauftragt. Für ihn schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein, dass er kam, wann er wollte, und ermittelte, wie er es wollte. Und sich dazu noch respektlos seiner Vorgesetzten gegenüber verhielt.

      „Sie können auch wieder nach Hause gehen“, sagte Hope steif. „Als große Hilfe erweisen Sie sich ohnehin nicht, wenn Sie unbegründete Vermutungen in den Raum stellen, für die es keine offensichtlichen Beweise gibt. Und morgen früh um neun Uhr möchte ich Sie in meinem Büro sprechen. Unter vier Augen. Ach, und Detective? Ich erwarte, dass Sie wenigstens da pünktlich erscheinen.“

       Dienstag, 10. November, 05.15 Uhr

      Chris biss die Zähne zusammen und zerfleischte seine neue Chefin in Gedanken. Gott, warum hasst du mich so sehr? Was habe ich nur getan, dass du mich immer wieder strafen willst? Er schüttelte den Gedanken ab. Er wusste, was er getan hatte und wofür er gestraft wurde. Wahrscheinlich lag darin eine Art von Gerechtigkeit.

      Er lief ein paar ausladende Schritte auf die nächste Straßenseite, um Abstand von dieser hochnäsigen Cromworth zu gewinnen und hoffte, seine Wut bei ihr zurücklassen zu können. Eine Emanze aus dem Bilderbuch, die sich offenbar geschworen hatte, die Männerwelt unter sich zu begraben. Und an ihren freien Abenden, jobbt sie wahrscheinlich nebenbei als Domina. Chris‘ anfänglich heiteres Grinsen erstarb, als er sich der Tatsache bewusst wurde, dass er gerade einen Gedanken ausführte, in dem er Detective Hope Cromworth mit Sex in Verbindung brachte. Wie konnte er überhaupt an eine Bettvorstellung im selben Atemzug mit dieser arroganten Frau denken? Er war völlig übernächtigt. Gott!

      Sich über sich selbst ärgernd, zwang er sein Gehirn zurück in die Realität und scannte die Namen der Lokale, die sich in dieser Straße aneinanderreihten. Einige davon kannte er sehr wohl aus eigener Erfahrung, denn auch er war einmal jung gewesen. Der Kroger Food Store hatte vierundzwanzig Stunden geöffnet, doch durch die Glasscheibe konnte er erkennen, dass der junge Angestellte am Handy zockte. Die Menschen, die sich um diese Uhrzeit hier herumtrieben, waren entweder zu alkoholisiert oder zu high, um einkaufen zu gehen. Wer etwas benötigte, der fand das Gesuchte meist im Gebäude, zu welchem ein Hintereingang neben dem scheinbar dicht bewachsenen Gebüsch auf der linken Seite des Einkaufsladens führte. Die Stimme der Vernunft sagte ihm ganz deutlich, dass er diesen Ort unter allen Umständen meiden musste. Auch wenn ich dort sicher ein paar wertvolle Informationen erhalten würde.

      Chris schnalzte mit der Zunge und setzte sich wieder in Bewegung.

      Die Tür zur PomPom-Bar war wie eh und je durch eine uralte Schnur mit einer halb verrosteten Glocke verbunden, die bei jedem Öffnen mit einem scheppernden, dumpfen und schrägen Ton neue Kundschaft ankündigte.

      Ein kleines Lächeln hob seine Mundwinkel, als er den bierbauchigen, glatzköpfigen Mann hinter dem Tresen erkannte. „Ich hörte, hier gibt’s das köstlichste Bier im Umkreis von Meilen. Man sagt, der Wirt braut es nach dem berühmten deutschen Reinheitsgebot. Auch wenn der Kerl selber nicht mal weiß, wo Deutschland liegt.“

      Berry PomPom Walsh, Inhaber des PomPom, drehte sich um und als er seinen frühen Gast erkannte, glitzerten seine dunklen Schweinsäuglein noch strahlender als die Schweißtropfen, die ihm über das puterrote Gesicht liefen. Er stellte den Bierkrug, den er gerade mit einem speckigen Tuch ausgetrocknet hatte, auf den Tresen und breitete die Arme aus. „Da hol mich doch der Teufel!“, rief er. „Mensch, Junge! Dich hab ich ja seit Ewigkeiten nicht gesehen!“ Sein gellendes Lachen, bei dem er zwei lückenhafte Zahnreihen entblößte, ging schnell in ein prustendes Husten über, bei dem er sich den dicken Bauch halten musste.

      In der schmalen Bar stand der Rauch aber auch wie eine Wand und es war nicht möglich, bis zum hinteren Ende des Raumes zu sehen. „Alter, du rauchst zu viel!“, stellte Chris fest und klopfte auf den Tresen, während er sich auf einem Barhocker niederließ, dessen Beine ungleich gearbeitet zu sein schienen. Er wippte hin und her. Vielleicht lag es auch an den schäbigen Dielen auf dem Boden. Oder Berry hatte die Beine mit Absicht abgesägt, um den Betrunkenen dadurch zu helfen, ihr eigenes Schwanken auszugleichen.

      „Aber nur passiv, mein Lieber. Deshalb kommen die Menschen hierher. Hier dürfen sie noch ungestraft ihrem Laster nachgehen, während sie dafür in allen anderen Kneipen wie Aussätzige behandelt und verstoßen werden. Ein Bier, mein Freund?“, fragte Berry und es schien eine rhetorische Frage gewesen zu sein, denn er war bereits dabei, das bräunlich gelbe Gebräu in den noch nicht ganz trockenen Bierkrug abzufüllen. „Die Nichtraucher sind eine Pestilenz.“

      „Du hattest schon immer ein Herz für die Ausgestoßenen und Verfemten“, lachte Chris und nahm einen großen Schluck, während ihn der kühle, weiße Schaum an der Oberlippe kitzelte.

      „Ich weiß“, sagte Berry und winkte ab. „Das beste Bier weit und breit. Und ich weiß, wo Deutschland liegt. Es liegt direkt neben Bayern!“

      Er sagte das mit einer Inbrunst der Überzeugung, dass Chris es sich verkniff, ihn über die geografische Lage europäischer Länder aufzuklären. Die Leute, die hierherkamen, hielten Deutschland wahrscheinlich für eine Kolonie irgendwo auf der anderen Seite des Atlantiks.

      „Aber komm schon, dem alten Berry kannst du nichts vormachen. Weshalb bist du hier? Ganz bestimmt nicht wegen dem Frühschoppen…“

       Wenn ich an das bevorstehende Gespräch mit Detective Ich-mach-auf-strengen-Chef denke, kann ich gar nicht genug davon trinken.

      „Bin ich so durchschaubar?“

      Berry hob die Augenbrauen. „Wer ist das nicht?“, fragte er.

      Chris nickte um offensichtliche Resignation bemüht. „Okay, erwischt.“ Er strich sich theatralisch durch die Haare und wuschelte seine Frisur durch. „Hübsches Gesicht, jung, wallendes Haar, Beine bis zum Boden… Du weißt schon. Die junge Puerto-Ricanerin mit dem hübschen Lächeln…“

      Berry grinste wissend und ein wenig anzüglich. Wusste ich es doch, lobte Chris innerlich seinen treuen Instinkt und musste sich ein triumphierendes Grinsen verkneifen. „Lucía. Eine hübsche Braut. In der Tat. Aber glaub mir, sie wird dich unglücklich machen.“

      „Warum?“, fragte Chris. Ich bin ganz Ohr.

      „Ach, ein durchtriebenes, kleines Luder, das Mädel. Aber für ne Prise Koks bläst