NESTOR. Stefan Högn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Högn
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745062748
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fort: »Versuch’ junge Menschen zu kaufen, die noch ein paar Jahre Zukunft haben. Ich habe Rául eine Einkaufsliste gegeben, damit ihr auch die notwendige Grundausstattung vor Ort kaufen könnt.«

      »Sonst noch was?«, scheinbar verging Nestor langsam die Lust an dieser Besprechung.

      »Natürlich!« Der Zentralcomputer machte ein Pause. »Eure Ausrüstung, die ihr von hier mitnehmen werdet, müssen wir auch noch besprechen.«

      Rául legte verschiedene Gegenstände auf den Tisch, in dem Sofia stand.

      »Lilly, du bekommst diesen schwarzen Ring dort. Er müsste dir passen. Nestor, für dich ist der blaue daneben. Beide Ringe stehen immer in Verbindung. Wenn ihr auf die Steine drückt und sie dabei dreht, habt ihr sofort eine Sprechverbindung miteinander. Es reicht, wenn einer von euch drückt, dann summt der andere Ring. Passt aber auf, dass die Dinger nicht allzu nass werden, sonst gehen die Ringe kaputt.«

      Lilly nahm ihren Ring und stellte fest, dass er ihr gut am linken Zeigefinger passte. »Hübsch!«, sagte sie knapp.

      Nestor nahm seinen, warf ihn kurz hoch und steckte ihn dann, ohne zu überlegen, an seinen rechten Ringfinger.

      »Dieser Dolch dort ist auch für dich, Nestor. Er enthält eine betäubende Substanz, die deine Gegner ein paar Stunden außer Gefecht setzt, falls es zu einem Kampf käme, von dem ich nachdrücklich abraten möchte. Ihr reist in eine ausgesprochen ungerechte Zeit. Einmal falsch gucken bedeutete allzu oft, dass nächste Sonderangebot auf dem Sklavenmarkt zu werden!«

      »Ich dachte wir besuchen die Zeit der großen Philosophen«, hakte Lilly nach.

      »Stimmt ja auch, aber wenn alles in Ordnung ist gibt es eher weniger zu philosophieren«, erklärte Sofia.

      Das leuchtete Lilly ein.

      »Deinen Desorientator wirst du diesmal hier lassen müssen, mein lieber Nestor!«

      »Kommt gar nicht in Frage!«

      »Das kommt sehr wohl in Frage! Stell dir vor, du aktivierst ihn und Lilly wird auch desorientisiert. Das kann fatale Folgen haben. Außerdem gab es damals keine Schmuckstücke, die dem Ding auch nur entfernt ähnlich sahen.«

      »Irgendwelche andere Spielsachen?« Nestor wollte die Angelegenheit offensichtlich überspielen.

      »Ja, dieses blaue Medaillon ist für dich, Lilly. Damit kannst du eine direkte Verbindung mit mir aufnehmen. Aber anders als die Ringe muss es sogar nass werden, denn es funktioniert nur eingetaucht in Gewässern, die eine Verbindung mit dem Meer haben. Also keine Brunnen oder Seen ohne Abfluss. Hast du das verstanden?«

      »Ich glaube schon ...«, Lilly hatte wirklich viel zu beachten.

      »Sind wir jetzt fertig?«, Nestor hielt mit seiner Langeweile nicht mehr hinter dem Berg.

      »Eine Sache noch«, antwortete Sofia.

      »Und die wäre?«

      »Benehmt euch!« Der Zentralcomputer sah insbesondere Nestor genauer an. »Viel Glück und passt auf euch auf!«

      »Danke!«, sagte Lilly, hängte ihr Medaillon um, und erhob sich gemeinsam mit den anderen.

      Alle drei verließen den Geheimtrakt des Anwesens, wünschten sich in der Empfangshalle gegenseitig eine Gute Nacht und gingen auf ihre Zimmer. Um 7:30 Uhr würde Rául das Frühstück servieren und direkt im Anschluss sollte es losgehen.

      Alles war durchgeplant und Lilly gut vorbereitet. Dumm war allerdings, dass sie überhaupt nicht müde war. Ihr Herz schlug mit unglaublicher Kraft und ein innerer Druck wanderte ständig zwischen Hals und Magen hin und her. Wie alle Kinder vor einer spannenden Reise, war sie fürchterlich aufgeregt. Nachdem ihr eine Million Fragen unbeantwortet durch den Kopf gegangen waren, schlief sie endlich ein und beinahe noch zu lange, hätte Rául sie nicht geweckt.

      Weil ihr vor Müdigkeit kalt war, hing sie sich einen Bademantel über ihren Peplos und saß stumm am Tisch im Bunten Salon und aß ihr Frühstück. Lilly fragte sich, wann sie wohl wieder hier sitzen würde.

      »Ich habe die Münzen schon in die Zeitmaschine gestellt, Sir!«, sagte Rául zu Nestor Nigglepot, der lustlos in sein Fladenbrot biss. »Haben sie noch anderes Gepäck, das sie gerne mitnehmen möchten?«

      »Nur eine kleine Tasche. Die nehme ich gleich selber mit.«

      »Und du, Lilly?«

      »Ich habe alles was ich brauche, mein Ring, mein Medaillon und meine Kleidung habe ich schon an. Aber ich hätte gerne noch eine letzte Tasse Tee, bevor es losgeht.«

      »Die mache ich dir ... für sie auch, Sir?«

      »Ausgesprochen gerne, Rául!«

      Der Tee belebte die beiden Reisenden und schon nach wenigen Schlucken war Lillys Müdigkeit besiegt und die Kälte verflogen. Wenn es nach ihr ging, konnte es jetzt losgehen.

      Nestor Nigglepot schien erheblich mehr Zeit zu haben. Er saß noch, wie üblich, unrasiert in seinem Morgenrock und hatte alle Zeit der Welt. Er blätterte ausgiebig in der Zeitung herum, aber ob er wirklich las, war nicht zu erkennen. Er schien sich eher die Zeit zu vertreiben.

      »Wann geht es denn los?«, wollte die Chinesin wissen.

      »Wenn ich fertig bin!«, war die lakonische Antwort von Nestor Nigglepot. Lilly war fest davon überzeugt, dass er sie nur ärgern wollte.

      Er faltete betont langsam seine Lektüre zusammen, streckte sich ausgiebig und erhob sich langsam.

      »Dann will ich mich mal frisch machen.«

      Nestor verließ den Raum und kam erst eine halbe Stunde später wieder – rasiert, geföhnt und griechisch angezogen. Über der Schulter trug er einen unscheinbaren Beutel und an seinem Gürtel steckte links der Betäubungsdolch.

      »Können wir?«, fragte Nigglepot unbeteiligt.

      »Endlich!«, entfuhr es Lilly, die dachte er käme nie zurück.

      Gemeinsam gingen sie in das Labor, in dem Lilly im Sommer angekommen war. Die Maschine summte wieder leise vor sich hin und leuchtete hellblau.

      Nestor tippte an den Tasten herum und die Türe öffnete sich mit ihrem hübschen Wuuusch.

      »So, ich denke wir haben alles, oder?« Nestor schaute sich noch einmal um und betrat dann die Zeitmaschine.

      Lilly wollte gerade hinterher, als sie urplötzlich stehen blieb.

      »Wie sollen wir wieder zurück kommen?«, fragte sie völlig verunsichert.

      »Was ist los?«, fragte Nigglepot verwirrt.

      »Na, in der Höhle wird es ja wohl vermutlich keine Steckdose geben, oder?«

      »Stimmt, du hast recht!« Nestor zuckte erschrocken.

      Lilly ließ enttäuscht die Schultern hängen.

      »Aber Energiekristalle!« Er fummelte in seiner Tasche herum und zeigte dem Mädchen einen etwa Ei-großen, grünlichen Kristall, der ganz schwach leuchtete.

      »Die besten und seltesten Batterien der Welt!«, er lachte und sagte: »Komm Lilly! Bis später, Rául!«

      »Alles Gute, Sir. Viel Glück und viel Spaß, Lilly! Bis gleich!«

      »Bis bald, Rául« sagte das Mädchen, und ärgerte sich über ihre Naivität. Natürlich hatte Nestor Nigglepot an das Energieproblem gedacht.

      Die Tür der Maschine schloss sich. Nestor und Lilly wurden in dunkelblaues Licht getaucht, und die metallische Stimme zählte rückwärts: »Vier ... drei ... zwei ... eins ... null ... Zeitvektor geöffnet!«

      Plimm!

      X

      388 v. Chr.

      Als Lilly und Nestor die Maschine verließen, traten sie in eine dunkle, aber geräumige Höhle und es war kühl. Die beiden unterhielten sich flüsternd. Die Zeitmaschine