Der Pfadfinder. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754179895
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Häuptling?" erwiederte der alte Cap. „Das möchte wohl angehen auf dem Ankergrund und in der Landweite, deren Fähre man kennt. Aber in einer so unbekannten Gegend, wie diese, halte ich es nicht für räthlich, den Lootsen sich so weit vom Schiff entfernen zu lassen, und wir wollen deßhalb, mit Eurer Erlaubniß, unsere Gesellschaft nicht trennen."

      „Was verlangt mein Bruder?" fragte der Indianer ernst, ohne sich jedoch durch dieses offen ausgesprochene Mißtrauen beleidigt zu achten.

      „Eure Gesellschaft, Meister Arrowhead, und nichts weiter. Ich will mit Euch gehen und diese Fremden sprechen."

      Der Tuscarora willigte ohne Bedenken ein und beauftragte sein geduldiges, unterwürfiges Weibchen, welche selten ihr volles, reiches, schwarzes Auge anders als mit dem gleichen Ausdruck der Achtung, der Furcht und der Liebe auf ihn richtete, sich zu dem Boot zu begeben. Nun erhob aber Magnet eine Schwierigkeit. Obgleich muthig und, da wo es galt, von ungewöhnlicher Energie, war sie doch ein Weib, und der Gedanke, in der Mitte einer Wildniß, von deren Unabsehbarkeit sie eben erst ihre eigenen Sinne überzeugt hatten, von ihren beiden männlichen Beschützern verlassen zu werden, wurde ihr so peinigend, daß sie den Wunsch ausdrückte, ihren Onkel zu begleiten.

      „Die Bewegung wird mir, nachdem ich so lange in dem Canoe gesessen, gut bekommen, lieber Onkel," fügte sie bei, als das Blut langsam auf die Wangen zurückkehrte, welche, ungeachtet ihrer Bemühung, ruhig zu erscheinen, erblaßt waren, „und vielleicht sind auch Frauen bei den Fremden."

      „So komm denn, Kind. Es ist ja nur eine Kabelslänge, und wir werden wohl eine Stunde vor Sonnenuntergang zurück sein."

      In Folge dieser Erlaubniß schickte sich das Mädchen, deren wirklicher Name Mabel Dunham war, an, die Männer zu begleiten, indeß das Weib des Indianers, Dew of June [Junithau], welche zu sehr an Gehorsam, Einsamkeit und das Düster der Wälder gewöhnt war, um Furcht zu fühlen, geduldig ihren Weg gegen das Boot richtete.

      Die Drei, welche in der Windgasse zurückgeblieben waren, suchten nun ihren Weg rings um die verwickelten Irrgänge derselben, und gelangten in der erforderlichen Richtung an den Saum des Waldes. Einige Blicke des Auges genügten Arrowhead; aber der alte Cap berieth sich über die Richtung des Rauches mit einem Taschencompaß, ehe er sich dem Schatten der Bäume anvertraute.

      „Dieses Steuern nach der Nase, Magnet, mag wohl für einen Indianer gut genug sein, aber ein rechter Seemann kennt die Tugend der Nadel," sagte der Onkel, indeß er sich mühte, dem leicht dahin schreitenden Tuscarora auf der Ferse zu folgen. „Auf mein Wort, Amerika würde nie entdeckt worden sein, wenn Columbus nichts als seine Nasenlöcher gehabt hätte. Freund Arrowhead, habt Ihr je eine Maschine, wie diese hier, gesehen?"

      Der Indianer drehte sich um, warf einen Blick auf den Compaß, welchen Cap auf eine Weise hielt, daß er die Richtung ihres Weges anzeigte, und antwortete ernst:

      „Ein Blaßgesichtsauge. Der Tuscarora sieht in seinen Kopf. Das Salzwasser (denn so benannte der Indianer seinen Gefährten) nun ganz Auge; keine Zunge."

      „Er meint, Onkel, daß wir Ursache hätten, stille zu sein. Vielleicht traut er den Personen nicht, mit denen wir zusammenzutreffen beabsichtigen."

      „Ach, es ist dies die Gewohnheit eines Indianers, wenn er sich bewohnten Quartieren nähert. Du siehst, daß er die Pfanne seines Gewehrs untersucht, und es wird wohl gut sein, wenn ich bei meinen Pistolen das Gleiche thue."

      Ohne bei diesen Vorbereitungen Unruhe zu verrathen, da sie während ihrer langen Reise durch die Wildniß an dieselbe gewöhnt worden war, hielt sich Mabel mit einem Schritt, so leicht und elastisch, als der des Indianers, dicht an ihre Gesellschafter. Während der ersten halben Meile beobachteten sie, außer einem tiefen Schweigen, keine weitere Vorsichtsmaßregel. Als sie sich aber mehr der Stelle näherten, wo sie das Feuer finden mußten, wurde eine größere Sorgfalt nöthig.

      Der Urwald stört unter den Baumkronen gewöhnlich die Aussicht fast durch nichts Anderes, als durch die schlanken, geraden Baumstämme. Alle Vegetation hatte sich zum Licht emporgehoben und unter dem Laubhimmel ging man wie durch ein weites natürliches Gewölbe, welches sich auf Myriaden roher Säulen stützte. Diese Säulen oder Bäume dienen oft dazu, den Abenteurer, den Jäger oder den Feind zu verbergen, und je mehr Arrowhead mit schnellen Schritten sich der Stelle nahte, wo ihn seine geübten, unfehlbaren Sinne den Aufenthalt der Fremden erwarten ließen, desto leichter wurden seine Tritte, desto wachsamer sein Auge, desto größer die Sorgfalt, seine Person zu verbergen.

      „Sieh, Salzwasser," sprach er triumphirend, indem er auf eine Oeffnung zwischen den Bäumen deutete, „Blaßgesichtsfeuer!"

      „Bei Gott, der Bursche hat Recht," brummte Cap. „Da sind sie, sicher genug, und verzehren ihr Mahl so ruhig, als ob sie sich in der Kajüte eines Dreideckers befänden."

      „Arrowhead hat nur halb Recht," flüsterte Mabel, „denn dort sind zwei Indianer und nur ein Weißer."

      „Blaßgesichter," sagte der Tuscarora, und hob zwei Finger in die Höhe: „rother Mann," fuhr er fort, indem er mit einem Finger zeigte.

      „Gut," erwiederte Cap, „es ist schwer zu sagen, wer Recht oder Unrecht hat. Einer ist ganz weiß und ein feiner, anständiger Bursche, mit einem respektablen Aussehen; der Andere ist eine so gute Rothhaut, als nur Farben und Natur hervorzubringen vermögen; aber der dritte Kunde ist halb aufgetakelt und weder Brigg noch Schooner."

      „Blaßgesichter," wiederholte Arrowhead, indem er wieder zwei Finger erhob: „rother Mann," nur einen zeigend.

      „Es muß wahr sein, Onkel, denn sein Auge scheint nie zu irren. Aber es ist nun dringend nöthig, zu wissen, ob wir mit Freunden oder Feinden zusammentreffen. Es könnten Franzosen sein."

      „Eine einzige Begrüßung wird uns bald über diesen Umstand in's Klare setzen," entgegnete Cap. „Stelle dich hinter diesen Baum, Magnet, damit sich's die Spitzbuben nicht in den Kopf setzen, eine Lage zu geben, ohne zu Parlamentiren. Ich will bald erfahren, unter was für einer Flagge sie segeln."

      Der Onkel hatte seine beiden Hände in der Form eines Trompetenbechers an den Mund gesetzt und war daran, die verheißene Begrüßung zu geben, hätte nicht Arrowhead durch eine rasche Handbewegung seine Absicht vereitelt, indem er das extemporirte Instrument in Unordnung brachte.

      „Rother Mann, Mohikan," sagte der Tuscarora; „gut; Blaßgesichter, Yengeese."

      „Das ist eine Himmelspost," flüsterte Mabel, welche an der Aussicht auf einen tödtlichen Kampf in dieser abgelegenen Wildniß wenig Geschmack fand. „Laßt uns mit einander auf sie zugehen, lieber Onkel, und uns als Freunde vorstellen."

      „Gut," sagte der Tuscarora, „rother Mann, kalt und klug; Blaßgesicht übereilt und Feuer. Laßt die Squaw gehen."

      „Was!" rief Cap erstaunt, „den kleinen Magnet als Lugaus voranschicken, während zwei faule Schlingel, wie Ihr und ich, stillliegen, um zu sehen, was sie für ein Land anthun wird? Ehe ich das zugebe, will ich —"

      „Es ist das Klügste, Onkel," unterbrach ihn das hochherzige Mädchen, „und ich habe nichts zu fürchten. Kein Christ wird auf ein Weib, welches er allein auf sich zukommen sieht, Feuer geben, und meine Gegenwart wird als eine Bürgschaft friedlicher Gesinnungen gelten. Laßt mich vorangehen, wie Arrowhead wünscht, und es wird Alles gut werden. Wir sind bis jetzt unbemerkt geblieben, und werden die Fremden, ohne Unruhe zu erregen, überraschen."

      „Gut," erwiederte Arrowhead, welcher seinen Beifall über Mabels Muth nicht verhehlte.

      .Die Sache sieht so gar nicht seemännisch aus," antwortete Cap, „aber da wir hier in den Wäldern sind, so weiß ja Niemand darum. Wenn du glaubst, Mabel —"

      „Onkel, ich verstehe. Es ist kein Grund vorhanden, für mich Besorgnisse zu hegen. Und wäre es auch, Ihr seid ja nahe genug, mich zu beschützen."

      „Gut, aber nimm eine von den Pistolen mit, denn —"

      „Nun, ich verlasse mich besser auf meine Jugend und meine Schwäche," sagte das Mädchen lächelnd, indeß eine augenblickliche Aufregung die