Johann Heinrich Pestalozzi; Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts. Johann Buschmann Heinrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Buschmann Heinrich
Издательство: Bookwire
Серия: gelbe Buchreihe
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783753195223
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meine tierische Natur keine harmlose Befriedigung mehr findet, also mindert sich dieses Wohlwollen in derselben. So wie das Kind das Übel empfindet, sowie es weint, sowie es leidet und mangelt, also mindert sich bei ihm diese tierische Quelle seines Wohlwollens, seine Harmlosigkeit. Also auch beim Wilden, sowie ihm die Behaglichkeit mangelt, sowie seine Sonne nicht mild ist, sowie er sich des vergangenen Übels erinnert, das Zukünftige fürchtet und vom Gegenwärtigen leidet, also mindert sich sein Wohlwollen.

      Da wo seine Haut vom Frost erstarrt und er beschneites Moos mit seinem magern Rentier teilt, da wird er falsch und hart wie der Bauer, der den unbezahlten Pflug auf rohem Land treibt und der mühselig lebende Bürger. Auch der Hirt, wenn er hinter magerem Vieh auf dürren Heiden flucht und jeden Zuber Milch hinter Schloss und Riegel verwahrt, ist ohne dieses Wohlwollen. Es verliert sich allenthalben da, wo der Sinnengenuss meiner Natur für mein Geschlecht mühsam ist und Anstrengung fordert und dieses ist bald auf der ganzen weiten Erde der Fall, nur selten gönnt ein ewiger Frühling den flötenden Hirten einen immerwährenden Scherz mit seinen Herden und mit seinem Geschlecht.

      Aber es ist für den gesellschaftlichen Menschen wirklich gut, dass es so ist, das Menschengeschlecht bildet sich durch eben die Hemmungen, durch welche sein tierisches Wohlwollen verloren geht und es ist für diese Ausbildung wesentlich wichtig, dass der Boden, den er baut, Geld kostet. Er soll sich freuen, wenn er für Weib und Kind Milch bekommt von der Kuh, die nicht sein ist und Brot von dem Acker, den er für einen fremden Mann baut. Dennoch ist behagliche Wonne das allgemeine Ziel meines tierischen und meines gesellschaftlichen Daseins auf Erden.

      Alle Kunst des Eigentums ist nichts anderes als das Streben meines Geschlechts die Behaglichkeit der ganzen Erde auf den Fleck zusammenzubringen, auf dem ein jeder lebt.

      Alle Kunst des Staats ist nichts anders als das Streben meines Geschlechts die Behaglichkeit der ganzen Erde auf den Fleck zusammenzubringen auf welchem die Menschen leben, für die er wirklich sorgt, seien diese jetzt, welche sie wollen, seien es nur seine Lieblinge oder auch die Notleidenden unter den Seinigen, seien es wenige Auserwählte oder alle, die ein Recht auf seine Vorsorge haben. Alle Kunst des Staats ist in jedem Fall nichts anders als die Folge des Strebens meines Geschlechts die Behaglichkeit der ganzen Erde auf den Fleck zusammenzubringen, auf dem diejenigen leben, für die er wirklich sorgt.

       Der Mensch setzt so wie es ihm gelingt sich selbst in eben die Lage, in welcher der harmlose Südländer die Gutmütigkeit mit sich ins Grab trägt, die die belasteten Völker nur mit sich auf die Welt bringen und der Staat tut, insoweit er seine Bürger in eine harmlose Lage setzt, in Rücksicht auf diejenigen, die er also setzt, die nämliche Sache. Das Wohlwollen der Paläste ist daher im Allgemeinen nichts anderes als die Wirkung einer solchen Südseeluft und einer solchen Südseefülle.

      Zürnt nicht, gute Töchter von Menschen, deren Amtleute hart sind, wenn ich die Liebe zu eurem Papagei und zu eurer Tante für nichts anders erkläre. Wenn ihr mitten in Genüssen, die auf dem Unrecht vollendeter Staatsverhärtung ruhen, wie die schuldlosen Südländerinnen empfindet, so ist euer Wohlwollen nichts anders als der Selbstbetrug der tierischen Neigung zur harmlosen Behaglichkeit, die auch den rohesten Mann dahin bringt, dass es ihm lieb ist, wenn ohne seinen Abbruch andere Leute auch essen, trinken und schlafen können.

      Diese Neigung zur Behaglichkeit ist die allgemeine Triebfeder unseres tierischen Daseins. Du dankest ihr deine Betriebsamkeit, aber wenn du aus Unbetriebsamkeit verfaulest, so geschieht es aus gleicher Neigung. Um ihretwillen bist du barmherzig, aber auch um ihretwillen zerfleischest du unser Geschlecht. Um ihretwillen frohnest du der Meinung des Volks, aber auch um ihretwillen höhnest du das Urteil deines Geschlechts. Um ihretwillen bauest du der Ehre Altäre und um ihretwillen gründest du den Sitz der Throne auf die Ehrlosigkeit des Menschengeschlechts. Um ihretwillen erscheinst du unter deinem Geschlecht gern als gepriesene Mutter der Gnaden, aber auch um ihretwillen zertrittst du das Recht deines Geschlechts. Sie ist es, die zum Heldensinn der Freiheit erhebt, aber sie ist es auch, was dich jedes Joch der Knechtschaft zu ertragen gewöhnt.

      * * *

      Liebe

       Liebe

      Wenn der Mensch in aller Gedankenlosigkeit seiner sinnlichen Natur sein Dasein an der Sonne verträumt und in allem Nebel seines Tier-Sinns mit seinem schweifenden, irrenden Wissen weit von sich weg fliegt, die Not der Seinen bricht ihm doch das Herz, er wirft die Afterkrone seines Wissens zu ihren Füßen und liegt seiner Wirtschaft ob, ihr Leben zu retten.

      Wenn vom ewigen Reiben des Eigentums seine Hand hart wird wie ein Stahl, wie der Fuß des schwerfälligen Tiers, das Sinnengefühl seiner tierischen Teilnehmung erhält ihm dennoch das Herz noch weich. Der Mann, der an seinem Pult für die Ordnung eines Kreuzers unerbittlich ist, gibt dem Elenden unter seiner Türe ungezähltes Geld.

       Wenn du im Besitz der Macht mit unermesslichem Tier-Sinn den Nacken der Völker unter deinem Fuß fühlst, dieser Sinnengenuss hält dich zurück, dass du mit deiner Ferse weniger hart auftrittst auf den Nacken der liegenden Völker. Und wenn dir der Atem fast stille steht vor dem Gefühle der Ehre und du das Blut und den Hohn der Unschuld nicht achtest, damit ein Weichling dir lächle und tausend Narren deinen Namen nennen, dieses Sinnengefühl bringt dich zu dir selber, dass das Lächeln des Schwächlings dir den Mord der Unschuld und den Hohn des Elends weniger vergütet und die tausende, die deinen Namen kennen, dir nicht mehr wert sind, um ihretwillen mit dir selber im Streit und ein Schurke zu sein vor deinem eigenen inneren Richter.

      Das tut die Liebe in der Hülle des tierischen Wohlwollens, aus dem sie entkeimt. Noch ist sie nicht Liebe! Sie ist es nur, wenn sie sich zum Göttersinn einer zuverlässigen Treue zu erheben vermag. Aber wo findest du diesen Göttersinn der zuverlässigen Treue? Ich habe sie auf Erden gesucht und nirgend anders gefunden als gepfropft auf Gehorsam und Furcht. Zeitalter! Ich danke es dir nicht, auch ich warf in deinen Fluten Zwang und Furcht als ein lästiges Gewand weg wie deine Jünglinge alle. Die Nachwelt wird sie wieder suchen, die heilige Furcht und den frommen Gehorsam, auf dem so menschliche Früchte gedeihen.

      Sie weilen nicht ewig auf dem Stamm, dem sie entkeimten. Wenn dem Menschen auf Weisheit gegründete Furcht und auf Liebe ruhender Gehorsam zur zweiten Natur geworden, so finden die gereiften Früchte an dem Stamm, dem sie entkeimet, keine Nahrung mehr und das große Werk, das der Mensch in sich selbst erschafft, seine zuverlässige Treue, wird dann frei.

      So allgemein das tierische Wohlwollen, so selten ist die Liebe. Wo du sie suchst, da findest du Untreue und wo du einen Menschen treu glaubst, da findest du ihn kraftlos.

      Aber der Trug des Wohlwollens und die Lügen seiner Schwächen sind noch verachtungswürdiger als die Kraft des lieblosen Mannes.

      Die Armseligkeit des tierischen Wohlwollens untergräbt alle Fundamente des gesellschaftlichen Lebens, seine Schwäche ist gedankenlos und fahrlässig, jeder Erwerb entschlüpft der ohnmächtigen Hand, die es mit der ganzen Welt wohlmeint. Undank überlebt den armseligen Mann, dieser hat von jeher das gedankenlose Wohlwollen mit Verachtung bezahlt; auch endet der Mensch diese Laufbahn so oft damit, dass er entweder ein Narr wird oder ein Menschenfeind.

      Selber die Macht geht durch den Trug dieses Wohlwollens zugrunde, sie kann nicht anders, ihr Wesen ruht auf kraftvoller Erhaltung ihrer tierischen Stellung. Auf die Liebe macht sie zwar selten Anspruch, aber ihre Neigung zur Behaglichkeit reizt sie zuweilen auch dem Sinnengenuss des harmlosen Wohlwollens zu gelüsten, dann verdirbt sie sich selber; ebenso die Ehre. Schande ist die ewige Gefährtin aller bloß tierischen Harmlosigkeit.

      * * *

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