Geliebter Unhold. Billy Remie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Billy Remie
Издательство: Bookwire
Серия: Chroniken der Bruderschaft 4
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753189772
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seiner harten Miene war herauszulesen, dass es keine leere Drohung war. Dann wandte er sich ab und ging.

      »Kannst du mir je vergeben?« Riath sprach leise, gebrochen, wie ein Junge, der etwas ausgefressen hatte.

      Wexmell stockte kurz, warf einen geschielten Blick über die Schulter. »Das liegt bei dir, Riath, fang damit an, sie alle heim zu bringen, dann sehen wir gemeinsam weiter.«

      Er ging endgültig, mit langen, entschlossenen Schritten. Am Rande des Lagers stieg er auf ein weißes Pferd und warf ihm noch einen ernsten Blick zu.

      Riath sah ihm wie immer mit gemischten Gefühlen nach, er würde sich wohl nie entscheiden können, ob sie Feinde oder Familie waren.

      Doch wer wusste besser als er, dass das eine das andere nicht ausschloss.

      ~11~

      Vaaks war verschwunden.

      Es ging Xaith nicht mehr aus dem Kopf, den ganzen Weg zur Siedlung nicht. Eine brüllende Besorgnis setzte sich in seiner Brust fest, andererseits war er nicht sehr überrascht. Vaaks war nie ein Mann der Krone gewesen, hatte sich immer nur danach gesehnt, in den Orden einzutreten oder anderweitig ein Leben als Kämpfer zu führen. Nun, nach dem Tod des Königs und der Auslöschung des Ordens war auch seine Zukunft ungewiss. Vielleicht suchte er lediglich nach sich selbst, vielleicht wollte er Abenteuer erleben, vielleicht floh er genau wie Xaith vor der leeren Festung, wo in jedem Gang zu viele schmerzhafte Erinnerungen lauerten.

      Wäre Vaaks tot, beruhigte er sich, würde er es spüren, ganz gewiss, doch sein Echo war deutlicher als das aller anderen, als wollte es ihn zu sich locken. Wie ein ferner Stern am Nachthimmel, den man zwar sehen konnte, aber dennoch nicht wusste, wo er sich genau befand und wie man dorthin gelangte, so verhielt es sich mit dem Echo der göttlichen Magie, die sie beide in sich trugen. Sie verband sie, weil Xaith sie immer suchte. Alle anderen waren ihm gleich, er horchte immer nur auf Vaaks` Echo und bildete sich ein, dass auch Vaaks nur dem seinem lauschte, weshalb sie nur einander hörten und spürten.

      Kein Grund zur Sorge, sagte er sich vor, Vaaks ging es gut! Und so groß die Versuchung auch war, ihn suchen zu gehen, Xaith hatte andere Pflichten. Wichtigeres als seine eigene Sehnsucht.

      Sie staksten fern der Wege und Pfade durch das dichte Unterholz wie sie es auf ihrer Reise immer taten. Langsam schlugen sie sich durch Hecken und Sträucher, gingen Umwege und redeten Baron gut zu, damit er über Wurzeln sprang. Sie kamen langsam voran, gewiss, aber ihre Verfolger ebenso.

      Immer wieder blickte Siderius ihn fragend an, doch Xaith ignorierte ihn und zeigte deutlich, dass ihm an keinem Gespräch gelegen war.

      Dennoch platzte der Junge irgendwann und holte auf, um neben ihm her zu stolpern, trotz des Astes, den er als Stock und Stütze benutzte. »Ist dieser Vaaks, von dem er sprach, der, den du meintest, den du liebst?«

      Xaith brummte.

      »Der, den du oft zusammen mit dem Rothaarigen gezeichnet hast?«

      Statt zu antworten, blickte er stur nach vorne und wich den Fragen aus. »Wir müssten bald die ersten Dächer im Dickicht sehen, schau, da vorne ist ein überwucherter Zaun. Der soll wohl ein paar Raubtiere fernhalten. Lächerlich, wenn man bedenkt, dass Jaguare sich einfach von den Bäumen auf ihre Opfer stürzen können.«

      Sein Neffe, den er sich selbst umgebunden hatte, erwachte mit einem fröhlichen Quieken und strampelte so kräftig, dass Xaith ihn mit der freien Hand festhalten musste. Mit der anderen führte er Baron am Zügel neben sich her. Der rote Hengst streckte hin und wieder den Kopf und hob die Lippe, als witterte er etwas. Vielleicht frisches Heu oder andere Pferde. Oder er hatte einfach keine Lust mehr darauf, zu laufen, und versuchte, Xaith zu drohen.

      Er wettete auf letzteres.

      »Also ja«, gab sich Siderius selbst die Antwort.

      Genervt schielte Xaith ihn an, hüllte sich aber bezüglich seiner Neugierde noch immer in Schweigen.

      »Ich verstehe.« Siderius machte ein einsichtiges Gesicht. »Du liebst diesen Vaaks, aber er liebt diesen Rotschopf. Deshalb bist du von Zuhause abgehauen, man hat dir das Herz gebrochen.« Aber dann schien ihm plötzlich ein weiterer Geistesblitz zu kommen. »Moment!« Er ergriff Xaiths Arm, als müsste er sich festhalten. »Ist Vaaks nicht dein Bruder?«

      »Nein, ist er nicht.« Doch, ist er. »Ziehbruder«, lenkte er ein, als Siderius ihn argwöhnend musterte. Seufzend blieb Xaith stehen und wandte sich ihm zu. »Hör gut zu, ich rede nur einmal darüber, danach schweigen wir über dieses Thema, kapiert?«

      Der Junge nickte eifrig, voller Begeisterung darüber wieder einmal mehr über Xaith zu erfahren, wobei Xaith sich beim besten Willen einfach nicht erklären konnte, womit er das überschwängliche Interesse dieses Straßenjungen verdient hätte.

      »Vaaks ist der leibliche Sohn von Cohen, einem gefallenen Gefährten meines Vaters, und von Sigah, Lady des Schwarzfelsgebirges, er ist der kleine Halbbruder von Marks und dessen Schwester Ilsa. Marks kennst du, er gehört zu Riath.« Xaith hatte ihn erwähnt. »Aber Vaaks wuchs bei uns auf, Vater sah ihn als Sohn, vor allem, nachdem Cohen sein Leben für meinen Vater gab. So kam Vaaks zu uns, er ist auch ein Prinz. Aber er ist nicht mein leiblicher Bruder.« Er wartete, bis Eri verstehend nickte, und als er fortfuhr, musste er den Blick in die Wildnis richten, weil er dem Jungen dabei nicht in die Augen sehen konnte. »Und ja, ich habe sehr früh mein Herz an Vaaks verschenkt, er hatte aber oft nur Augen für Jin. Sie waren beste Freunde oder vielleicht noch mehr. Es gab eine Zeit, als ich mit Vaaks allein war, auf dem Weg zum Portal, als er und ich uns … näher als je zuvor waren. Doch … als wir zurückkamen, als Vater tot war…« Er presste die Lippen zusammen. »Ich war zerstört von Trauer, Vaaks fand Trost bei Jin.« Er sah Siderius an, fest und entschlossen dieses Mal. »Ich liebe ihn, aber ich kann ihm nicht geben, was er will und braucht. Jin ist warmherzig, Jin ist wunderschön, Jin ist ein Mensch. Sie leben beide gleich lang, sie können gemeinsam alt werden. Es ist besser so.«

      Siderius verzog bedauernd die zarten, jungen Gesichtszüge. »Warum sagst du das? Was hat das damit zu tun? Ihr habt euch geliebt, was hat eure Abstammung damit zu tun?«

      »Dass ich es einfach nicht ertrage, zuzusehen, wie er ohne mich alt wird und Jahrhunderte vor mir stirbt, mich allein lässt, so wie mein Vater es getan hat.«

      Da verstand er endlich und wirkte schockiert, untröstlich. Aber wenigstens sprachlos.

      »Und nein«, erklärte Xaith endgültig, »sie waren nicht der Grund, weshalb ich von Zuhause wegging. Ich bin gegangen, um einen Weg zu finden, meinen Vater von der anderen Seite zurückzuholen. Nichts anderes hat noch eine Bedeutung ohne ihn, also lass uns weiter gehen!«

      Damit wandte er sich ab und schnalzte mit der Zunge, eher er an den Zügel zog und Baron wieder in Gang setzte, der es sich neben ihm schon recht gemütlich gemacht und ein Bein angewinkelt hatte.

      Ein paar Schritte noch, dann waren sie da.

      »So wie du es schilderst, ist Jin also dein Konkurrent.«

      »Ich dachte, wir waren uns einig, das Thema fallen zu lassen.«

      Siderius stolperte ihm hinterher. Wer auch immer dem Jungen das Laufen beigebracht hatte, der hatte auf ganzer Linie versagt. »Ich versprach, nicht mehr über Vaaks zu sprechen, von dem Rothaarigem war jedoch keine Rede.«

      »Du solltest Politiker werden.«

      Siderius ignorierte den Kommentar: »Warum zeichnest du ihn, wenn er dein Feind ist?«

      Kinder … sie sahen immer nur in Schwarz und Weiß. Feind? Das war ein hartes Wort, das Xaith tatsächlich nie gegenüber Jin gedacht hatte. Jin und er waren… er wusste nicht, was sie waren. Und genau das war die Wahrheit: sie waren Nichts.

      »Er hat ein ästhetisches Gesicht«, gab er knapp zur Antwort, »das sich wunderbar zeichnen lässt.«

      Xaith spürte förmlich das tiefe Stirnrunzeln des Jungen, aber immerhin hatte ihn die Grübelei zum Schweigen gebracht. Ein Künstler