Little Women: Beth und ihre Schwestern. Луиза Мэй Олкотт. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Луиза Мэй Олкотт
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754178942
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einziger Trost ist,“ sagte sie mit Thränen in den Augen zu Margaret, „dass Mama in meine Kleider keine Aufnähen macht wie Maria Parks Mutter. Es ist wahrhaft schrecklich, wie sie oft aussieht; zuweilen reicht ihr Kleid nur bis auf die Kniee, und sie kann nicht zur Schule kommen. Wenn ich an diese Demüthigung denke, so kann ich sogar meine platte Nase und mein violettes Kleid mit gelben Punkten ertragen.“

      „Margaret war Amy’s Vertraute und Rathgeberin, und durch eine seltsame Anziehungskraft entgegengesetzter Naturen war Jo die des sanften Lieschen. Der Schwester Jo allein theilte das schüchterne Kind seine Gedanken mit, und unbewusst übte das sanfte Lieschen über ihre unruhige Schwester mehr Einfluss als alle andern. Die beiden ältesten Schwestern standen sich sehr nahe, aber jede von ihnen nahm sich einer der jüngeren an und wachte in ihrer Weise über sie; sie nannten das ,bemuttern‘ und adoptirten ihre kleinen Schwestern mit dem mütterlichen Gefühle kleiner Frauen, anstatt der verschmähten Puppen.

      „Hat niemand etwas zu erzählen? Der ganze Tag ist so trübe gewesen, dass ich mich danach sehne, etwas Belustigendes zu hören,“ sagte Margaret, als Mutter und Töchter am Abend, mit Näharbeit beschäftigt, bei einander sassen.

      „Ich hatte heute ein komisches Abenteuer mit Tante, und da ich stegreich daraus hervorgegangen bin, so will ich’s euch erzählen,“ sagte Jo, die gar zu gern Geschichten erzählte. Ich las diesen ewigen Belsham und dröhnte wie gewöhnlich, denn die Tante schläft häufig bald ein, und dann nehme ich irgend ein schönes Buch und lese wüthend, bis sie aufwacht. Heute nun hatte ich mich, fast selbst in Schlaf gelesen, ehe die Tante anfing, zu nicken, und ich gähnte so sichtbar, dass sie mich fragte, was mir in den Sinn käme, ob ich das ganze Buch mit einem Male verschlingen wollte, dass ich den Mund so aufrisse.

      „Ich wollte ich könnte es,“ erwiederte ich, dann wäre ich damit fertig.“ Da hielt sie mir eine lange Strafrede über meine Sünden und gab mir anheim, über dieselben nachzudenken, während sie ein wenig schlummerte. Sie erwacht nie sehr schnell. Sobald also ihre Müsse anfing, zu nicken wie eine Georgine, deren Kopf für den Stengel zu schwer ist, zog ich meinen Vicar of Wakefield aus der Tasche und fing an zu lesen, das eine Auge auf mein Buch, das andere auf die Tante geheftet. Ich war gerade bis zu der Stelle gekommen, wo sie alle ins Wasser fallen, da vergass ich mich und lachte laut auf, Die Tante erwachte und, nach ihrem Schläfchen gutmüthiger als vorher, forderte sie mich auf, ein wenig zu lesen, damit sie sähe, welches leichtfertige Buch ich ihrem würdigen und lehrreichen Belsham vorzöge. Ich that mein Bestes, und sie hörte mit Vergnügen zu, obgleich sie nur sagte: „Ich verstehe nicht, wovon die Rede ist, fang wieder von vorne an, sind.“ Ich fing also an und machte die Familie Primrose so interessant wie möglich. Einmal war ich boshaft genug, an einer spannenden Stelle aufzuhören nnd demüthig zu sagen: „Ich fürchte, es ermüdet Sie, liebe Tante; soll ich das Buch nicht lieber weglegen? Sie nahm ihr Strickzeug, das ihr aus der Hand gefallen war, wieder auf, sah mich durch ihre Brille scharf an und sagte in ihrer kurzen Weise: „Lies das Kapitel zu Ende und sei nicht impertinent.“

      „Gestand sie ein, dass sie das Buch gern hörte?“ fragte Margaret.

      „O nein, so weit ging sie nicht; aber sie liess den alten Belsham ruhen, und als ich zurücklief, um meine Handschuhe zu holen, die ich vergessen hatte, fass sie da, so vertieft in den ,Vicar‘, dass sie mich nicht lachen hörte, als ich vor Freuden über die guten Tage, die nun kommen sollen, im Vorplatz einen Hopser tanzte. Welch angenehmes Leben könnte sie führen, wenn sie nur wollte! Ich beneide sie nicht, trotz ihres Geldes, denn am Ende haben die reichen Leute ebenso viele Sorgen wie die armen,“ sagte Jo.

      „Das erinnert mich daran, dass ich auch etwas zu erzählen habe,“ sagte Margaret. Es ist nicht komisch, wie Jo’s Geschichte, aber ich habe auf meinem Heimwege viel daran gedacht. Bei Kings war heute alles in Aufregung, und eins der Kinder sagte, ihr ältester Bruder habe etwas Schreckliches gethan, und ihr Papa habe ihn deshalb fortgeschickt. Ich hörte Frau King weinen, Herr King laut sprechen, und Grace und Ellen wendeten sich ab, als sie an mir vorbeigingen, damit ich die rothgeweinten Augen nicht sähe. Ich fragte natürlich nicht, was geschehen sei, aber ich bedauerte sie, und freute mich, dass ich keinen leichtsinnigen Bruder habe, der seiner Familie Schande machen kann.“

      „Ich glaube, in der Schule Schande zu erleben, ist schlimmer, als irgend etwas, das böse Knaben thun können,“ sagte Amy, indem sie den Kopf schüttelte, als ob sie sehr ernste Erfahrungen gemacht habe. „Suste Perkins kam heute mit einem reizenden Carneolringe zur Schule. Ich beneidete sie sehr und wünschte mich an ihre Stelle. Da zeichnet sie ein Bild von Herrn Davis mit einer ungeheuern Nase und einem Buckel. Aus seinem Munde kam eine Art Ballon hervor, auf welchem die Worte standen: ,Kinder, meine Augen sind auf euch gerichtet.‘ Wir konnten natürlich das Lachen nicht lassen, als wir plötzlich seine Augen wirklich auf uns gerichtet sahen. Er befahl Susie; ihm ihre Tafel zu bringen. Sie war wie gelähmt vor Schrecken, aber sie gehorchte, und — o, ihr könnt euch nicht denken, was. Herr Davis that. Er fasste sie beim Ohr, denkt nur, beim Ohr! und führte sie an den Platz, wo wir gewöhnlich beim Declamiren stehen. Da liess er sie eine halbe Stunde lang ihre Tafel halten, so dass alle sie sehen konnten.“

      „Lachten die Mädchen nicht alle laut auf, als sie das Bild sahen?“ fragte Jo, die sich über die Geschichte belustigte.

      „Lachen! keine einzige; sie sassen alle still wie die Mäuse; und Susie vergoss Ströme von Thränen. Ich beneidete sie nun nicht mehr, denn Millionen von Carneolringen hätten mich nach einem solchen Vorfall nicht glücklich machen können. Eine solche Demüthigung hätte ich nie überwinden können,“ fügte Amy im stolzen Bewusstsein ihrer Tugend hinzu.

      „Ich habe heute Morgen etwas gesehen, das mir sehr gefiel, und es war meine Absicht, es euch zu erzählen, aber ich habe es ganz vergessen,“ sagte Lieschen, indem sie Jo’s unordentlichen Arbeitskorb aufräumte. „Als ich nach dem Fischladen ging, um für Hannah einige Austern zu holen, war Herr Lorenz dort, aber er sah mich nicht, denn ich blieb hinter einem Fass stehen, und er war mit Herrn Cutter, dem Fischhändler, im Gespräch. Da kam eine arme Frau mit einem Eimer und einem Scheuertuch herein und fragte, ob er sie nicht für etwas Fisch scheuern lassen wolle; sie habe für ihre Kinder kein Mittagessen und finde keine Arbeit. Herr Cutter, der sehr beschäftigt war, gab ihr in ziemlich verdriesslichem Ton eine abschlägige Antwort, und sie war schon im Begriff, traurig hinauszugehen, als Herr Lorenz mit seinem Hakenstocke einen grossen Fisch nahm und ihr denselben reichte. Sie war so froh und überrascht, dass sie den Fisch fast zärtlich in ihre Arme nahm und dem Geber nicht genug danken konnte. Dieser sagte: ,Geht heim, gute Frau und kocht euren Fisch.‘ O, wie glücklich eilte sie fort! War das nicht schön von ihm? Die arme Frau sah so komisch aus, wie sie den grossen glatten Fisch in ihren Armen hielt und Herrn Lorenz ein weiches Lager im Himmel wünschte.“

      Die Schwestern lachten herzlich über Lieschen’s Geschichte, und dann baten sie ihre Mutter, ihnen etwas zu erzählen.

      „Als ich heute im Comité blaue Flanelljacken zuschnitt,“ sagte sie, konnte ich nicht umhin, mit grossen Sorgen an den Vater zu denken und mir vorzustellen, wie einsam und hülflos wir sein würden, wenn er uns entrissen würde. Da kam ein alter Mann mit einem Schein, gegen welchen ich ihm verschiedene Sachen einzuhändigen hatte. Er setzte sich zu mir, und ich begann eine Unterhaltung mit ihm; er sah arm, müde und sorgenvoll aus.

      „Habt ihr Söhne in der Armee?“ fragte ich, denn der Schein, den er brachte, war nicht an mich adressirt.

      „Ja, Madame,“ antwortete er ruhig; „ich hatte vier Söhne im Heere; aber zwei sind gefallen, einer ist gefangen genommen, und ich gehe zu dem vierten, der im Hospital in Washington schwer krank danieder liegt.“

      „Dann habt ihr viel für euer Vaterland gethan,“ sagte ich, und mein Mitleid verwandelte sich in Achtung.

      „Nicht mehr als meine Schuldigkeit, Madame. Ich würde selbst mitgegangen sein, wenn meine Dienste von Nutzen gewesen wären. Da dem nicht so ist, so gebe ich meine Söhne, und thue es von Herzen.“

      Dabei sah er so aufrichtig aus und schien so freudig sein Alles hinzugeben, dass ich mich schämte. Ich hatte über die Trennung von eurem Vater gemurrt, während dieser Mann willig seine vier Söhne hingab; meiner warteten daheim meine vier Töchter, die mich lieben