Wir streben nach Glück – die Desillusionierten verneinen sogar das, Glück gibt es nicht und Zufriedenheit reicht aus. Blödsinn, Glück satt und reichlich müsste es heißen. Ich wüsste nur nicht genau, was ich damit anfangen sollte, denn ich bin es nicht gewohnt. Sich glücklich fühlen ist das eine, das gefühlte Glück auch zu leben eine ganz andere Sache. Wie drücke ich mich aus und vor allen Dingen wem gegenüber? Die Qual der Wahl. Reden, bekunden, beteuern, berühren, beschenken, bekochen, belustigen, bedienen… So weit kommt das noch. Da drücke ich mich doch lieber ganz. Ich kann aber langfristig keine wirklich Distanz zu mir selber herstellen die es ermöglicht, dass ich meinem Streben nach Glück nicht wieder verfalle. Also mache ich mich doch besser auf den Weg in die Nähe zu mir selbst, damit ich lerne mit meinem Glück gemeinsam mit Dir klarzukommen. Nenne es auch innerer Schweinehund, wenn es denn Unglück ist. Glück mit mir oder Dir oder Unglück mit beiden? Es ist egal – Sexualität findet auch hier statt.
Eigentlich eine Schande, dass unsere eigene Sexualität mit uns selbst immer noch ein Tabuthema zu sein scheint – jeder tut es, aber keiner redet darüber. Eine Masse Singles, die ihre innere Harmonie mit sich herstellt, indem sie selbst Hand anlegt. Paare, die aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse mit sich selbst ihr Glück probieren, damit Beziehung und vorhandene Sexualität mit dem Partner ausreicht. Fetisch durch Voyeurismus desselben. Jeder tut es und alle brauchen es.
Es gleicht einen gefühlten Mangel aus, der ansonsten erst entsteht oder sich destruktiv auf anderen Ebenen der Partnerschaft oder in der Beziehung zu sich und dem Umfeld ausdrücken würde.
Der Seitensprung ist eine Form des Ausdrucks unserer inneren Disharmonie. Er hat nichts mit dem Partner zu tun, denn ein Seitensprung bezieht sich nicht auf die Beziehung zum anderen. Ich gehe nicht jemand anderem fremd, sondern immer nur mir selbst. Ich begehe in dem Moment einen Seitensprung, wenn ich mich mit jemandem einlasse, der nicht zu meinem gewählten Weg gehört. Ich entferne mich soweit von meiner seinerzeit getroffenen Entscheidung und den Konsequenzen, die daraus unweigerlich resultieren, dass ich eine Kurskorrektur nicht hinzubekommen glaube. Die Richtung, die ich einst einschlug scheint mir nicht mehr mit meinen inneren Werten überein zu stimmen, so dass ich aus dem Gleichgewicht gerate. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sehr ich Dich geliebt habe…
Seitensprung als Orientierung, um wieder auf meinen Weg zurück zu finden, ist eigentlich eine allseits aufrüttelnde Methode, mit der wir nur vermeintlich anderen Schaden zufügen. Du kannst mir nicht erzählen, dass Du nicht gespürt hast, dass ich liiert bin, eine Frau habe – und Du, Frau, merkst Du nicht, wie sehr ich mich entferne?
Es ist alles allen bekannt und doch unausgesprochen. Alles ist gut, wenn ich nicht den Fehler mache es auf mich zu beziehen. Keiner ist schuld, wir leben nur einen anderen Teil unserer Sexualität aus – innerhalb einer Beziehung mit einer dritten Person, als Single mit dem one-night-stand. Wobei ein Seitensprung auch dann einer ist, wenn er nicht vollzogen wird. Keine ernsthaften Absichten, nur dann, wenn der Rest meines Lebens durch diesen Seitensprung ins Wasser fällt, oder ich es schaffe, meine Probleme jetzt besser mit Dir, Du Neuer, zu lösen, als mit mir selbst oder dem aktuellen Mann. Ist eigentlich logisch, aber oftmals ein gelebtes Drama, weil es keinen Effekt hätte, würden wir es in der Situation direkt durchschauen. Die betrogene Frau, der Fremdgänger, die Schlampe, der arme Mann, das Flittchen von einem zum anderen, der stramme Kerl, der jede kriegt…
Seitensprung hat in den seltensten Fällen etwas mit Sexualität zu tun, auch wenn es zu Hause nicht mehr so läuft.
Mein Lebensgefühl und meine Einstellung ist das einzige, was mich daran hindert eine erfüllende Sexualität zu leben. All das wissen wir doch genau! Trotzdem leben wir diese Szenarien, weil wir gerne andere die Verantwortung mit tragen lassen wollen. Es ist manchmal zu schwer, diese Bürde alleine zu tragen.
Ja dann lass doch den Mist! Es zwingt Dich doch keiner eine Situation herzustellen, die eine Bürde für Dich und dann auch noch für die eigentlich unbeteiligten Zweiten und Dritten darstellt. Bleib mir doch einfach vom Leib und komm erst mal mit Dir selber klar. Es ist noch nicht einmal wichtig, ob dieser Seitensprung wirklich getan ist oder nur angedacht. Ein Sprung zur Seite, neben mich. Ich stehe neben mir, an der Seite meines eigentlich gewählten Lebens.
Was macht es schon für einen Unterschied, ob das Ziel erreicht wurde oder ich kurz davor stehe. Ist es überhaupt wichtig zu wissen? Brauchen wir wirklich das Damokles-Schwert, um etwas über uns selbst zu kapieren?
Du hast mich betrogen – stimmt nicht, ich habe mich selbst betrogen. Vielmehr habe ich mir mehr Zielstrebigkeit und Umsetzungsvermögen zugetraut. Ich habe mich nicht richtig einschätzen können, aber ich hab’s versucht. Wirklich. Ich krieg’s gerade nicht besser hin. Du kannst nichts dafür.
Klar, hat nichts mit mir zu tun, logisch. Bin nur nicht mehr begehrenswert genug für Dich, dass Du eine andere brauchst. Nehme ich überhaupt nicht persönlich. Vor allem im Rahmen von Sexualität – das empfindlichste Thema überhaupt!
Ist das so? Fremdgehen ist schlimmer als Fremdlieben? Wenn Du Dich in jemand anderen verliebst, dann stehe ich hilflos daneben. Das ist kein Seitensprung mehr. Du gehst oder ich. Nichts geht mehr. Du liebst eine andere. Das ist wenigstens konsequent - die Liebe wird auf eine andere Person verlagert.
Na dann ist ein Seitensprung ja wirklich nicht so schlimm. Da geht es ja schließlich nur um Sex. Wobei sich beides nahtlos verbinden lässt, ein Schritt nach dem anderen…
Single-Dasein. Das ist eben doch das Beste vom Besten. Der Trend unserer Zeit, obwohl wir eigentlich alle etwas anderes wollen. Und wenn ich behaupte es zu genießen, ist dies nur temporär oder einfach nur gelogen. Wir lügen dann, wenn wir aus der Auszeit vom WIR eine unerträgliche Zeitspanne machen oder nicht mehr die Kurve raus und rein ins Leben bekommen. Ich bin als Single nicht alleine – ich bin eine unter Vielen und das ist oft viel zu viel für mich. Schuster bleib bei deinen Leisten. Was soll das bedeuten: Bleib bei dem was Du kannst und baue es aus. Versuche nicht immer zu tun, was nicht für Dich bestimmt ist. Erkenne Deine Bestimmung. Erkenne Dich selbst! Lehrmeisterliches Geschwätz – aber wahr. Wenn ich die unterschiedlichen Lebensphasen betrachte, sehe ich klar, ob ich sie mir mit Partner oder ohne vorgestellt habe und unter welchen Voraussetzungen. Wenn es das Leben aber nicht hergibt, ich allerdings trotzdem bei meinen Vorstellungen und Einstellungen bleibe, bleibe ich gnadenlos auf der Strecke. Selbst gewählt und gewollt. Und was ist mit Sexualität? Die spiegelt genau das wieder. Will ich das sehen? Macht Sinn für mein Glück. Bleib bei Dir und komm erst mal klar, bevor ich es ausbaden muss. Ich zerstöre lieber meine eigenen Träume, als dass Du es tun musst. Aber Dich nehme ich gleich mit, Dir zeig ich’s. Wollen mal sehen, ob es Dir nicht eine Lehre sein kann.
Vergiss es, ich hab genug mit mir selbst zu tun, als dass ich Dir helfen werde klar zu kommen. Es reicht.
Wer gibt uns eigentlich dieses Zwiegespräch immer wieder ein? Kann ich noch lachen, wenn es umso ernsthafte Themen geht, die mir in Mark und Bein gehen? Ich sollte es zumindest versuchen. Alles andere ist total überflüssig und deplatziert. Meine eigene Zerrissenheit hat mit Dir nichts zu tun. Und mit mir schon mal gar nichts. Ich bin doch ganz! Zerrissenheit ist etwas für Anfänger, die immer noch nicht verstehen wie sie funktionieren. Wie kann ich innerlich zerrissen sein, wenn ich doch für mich alleine bin? Das geht nur, wenn ich nicht für mich alleine bin. Und das hat nichts mit dem eigenen Beziehungsstatus zu tun, sondern ausschließlich mit unserer sexuellen Einstellung und Ausrichtung zu uns selbst. Bin ich eine wirkliche Frau und was macht sie aus? Entspreche ich diesem Bild, das ich mit auf den Weg bekommen habe, von den Eltern oder anderen Menschen?
Es ist eine innere Auseinandersetzung, um meine eigene innere Stimme wieder hören zu können, die zeitweise von den anderen übertönt wird. Als Streit und Gebrüll im Außen, als bescheidenes Gefühl und Gedanken im Innen – als Resignation dazwischen. Ich kann nicht mehr, deprimiert ziehe ich mich in mich zurück…
Jetzt ist aber wirklich mal Schluss! Das grenzt ja an innerem Selbstmord. Abtötung des gesamten Selbstwertes und somit der Triebe. Bedürftigkeit setzt ein. Wer kann denn da noch wirklich Lust haben. Darauf und überhaupt. Ist doch super, wenn ich