Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V.... William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754178744
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deinen Ausputzern! Ich sage dir, ich hieß deinem Meister, er solle das Kleid schneiden; ich hieß ihm aber nicht, es in Stücke schneiden: ergo, du lügst.

      SCHNEIDER. Nun, hier ist der Zettel mit der Bestellung, mir zum Zeugen.

      PETRUCHIO. Lies ihn!

      GRUMIO. Der Zettel lügt in seinen Hals, wenn er sagt, ich habe es so bestellt.

      SCHNEIDER. »In primis, ein freies, loses Kleid.«

      GRUMIO. Herr, wenn ich ein Wort von freiem, losem Wesen gesagt habe, so näht mich in des Kleides Schleppe, und schlagt mich mit einem Knäuel braunen Zwirn tot: ich sagte bloß »Kleid«.

      PETRUCHIO. Weiter.

      SCHNEIDER. »Mit einem kleinen runden Kragen.«

      GRUMIO. Ich bekenne den Kragen.

      SCHNEIDER. »Mit einem Pauschärmel.«

      GRUMIO. Ich bekenne zwei Ärmel.

      SCHNEIDER. »Die Ärmel niedlich zugespitzt und ausgeschnitten.«

      PETRUCHIO. Ja, das ist die Spitzbüberei.

      GRUMIO. Der Zettel lügt, Herr, der Zettel lügt. Ich befahl, die Ärmel sollten ausgeschnitten und wieder zugenäht werden, und das will ich an dir gut machen, wenn auch dein kleiner Finger mit einem Fingerhut gepanzert ist.

      SCHNEIDER. Was ich gesagt habe, ist doch wahr, und hätte ich dich nur, ich weiß wohl, wo, du solltest es schon erfahren.

      GRUMIO. Ich steh' dir gleich bereit: nimm du die Rechnung, gib mir die Elle und schone mich nicht!

      HORTENSIO. Ha! Ha! Grumio, dabei käme er zu kurz. –

      PETRUCHIO. Nun, kurz und gut, das Kleid ist nicht für mich.

      GRUMIO. Da habt Ihr recht, 's ist für die gnäd'ge Frau.

      PETRUCHIO. Geh, nimm es auf zu deines Herrn Gebrauch!

      GRUMIO. Schurke, bei deinem Leben nicht: meiner gnädigen Frau das Kleid aufnehmen zu deines Herrn Gebrauch? –

      PETRUCHIO. Nun, Mensch, was denkst du dir dabei? –

      GRUMIO. O Herr, die Meinung geht tiefer, als Ihr denkt: Meiner gnädigen Frau Kleid aufnehmen zu seines Herrn Gebrauch? O pfui! pfui! pfui! –

      PETRUCHIO beiseit.

      Hortensio, sag, du woll'st dem Schneider zahlen, –

      laut

      Geh! Nimm es mit! Fort, und kein Wort nun weiter! –

      HORTENSIO.

      Schneider, das Kleid bezahl' ich morgen dir,

      Und nimm die hast'gen Reden ihm nicht übel;

      Geh, sag' ich dir, und grüß' mir deinen Meister!

      Schneider ab.

      PETRUCHIO.

      So, Käthchen, komm! Besuchen wir den Vater,

      So wie wir sind, in unsern schlichten Kleidern;

      Stolz soll der Beutel sein, der Anzug arm,

      Denn nur der Geist macht unsern Körperreich.

      Und wie die Sonne bricht durch trübste Wolken,

      So strahlt aus niedrigstem Gewand die Ehre.

      Was? ist der Häher edler als die Lerche,

      Weil sein Gefieder bunter fällt ins Auge?

      Und ist die Otter besser als der Aal,

      Weil ihre fleck'ge Haut das Aug' ergötzt?

      O Käthchen, nein; so bist auch du nicht schlimmer

      Um diese arme Tracht und schlechte Kleidung.

      Doch hältst du's schimpflich so, gib mir die Schuld,

      Und drum frisch auf: wir wollen gleich dahin,

      Beim Vater froh und guter Dinge sein. –

      Geht, meine Leute ruft, gleich reiten wir,

      Die Pferde führt zum Heckentor hinaus,

      Da setzen wir uns auf und gehn so weit.

      Laßt sehn: ich denk', es ist jetzt sieben Uhr,

      Wir können dort sein noch zum Mittagessen.

      KATHARINA.

      Herr, ich versichr' Euch, es hat zwei geschlagen,

      Und kaum zum Abendessen kommt Ihr hin.

      PETRUCHIO.

      Es soll nun sieben Uhr sein, eh' wir reiten.

      Sieh, was ich sag' und tu' und möchte tun,

      Stets mußt du widersprechen! Leute, laßt uns,

      Ich will nun heut nicht fort: und eh' ich reite,

      Da soll's die Stunde sein, die ich gesagt.

      HORTENSIO.

      Der große Herr stellt gar die Sonne rückwärts! –

      Gehn ab.

      Vierte Szene

      Straße in Padua.

      Tranio und der Magister, als Vincentio gekleidet, treten auf.

      TRANIO.

      Dies ist das Haus, Signor: sagt, soll ich rufen?

      MAGISTER.

      Jawohl! Was sonst? Und wenn ich mich nicht täusche,

      Muß sich Signor Baptista mein erinnern; –

      Bald sind es zwanzig Jahr; in Genua war's,

      Da wohnten beide wir im Pegasus.

      TRANIO.

      So ist es recht. – Bleibt nur in dem Charakter,

      Seid strenge, wie es einem Vater ziemt!

      Biondello kommt.

      MAGISTER.

      Seid unbesorgt! Doch seht, hier kommt Eu'r Bursch,

      Den müßt Ihr noch belehren.

      TRANIO.

      Um den seid unbekümmert! He, Biondello,

      Nimm dich zusammen, ja, das rat' ich dir,

      Halt' fest im Sinn, dies sei Vincentio.

      BIONDELLO.

      Ei, das ist meine Sache.

      TRANIO.

      Doch hast du's auch Baptista angemeldet?

      BIONDELLO.

      Der Alte, sagt' ich ihm, sei in Venedig,

      Und daß Ihr heut in Padua ihn erwartet.

      TRANIO.

      Du bist ein tücht'ger Kerl; nimm das zum Trinken!

      Hier kommt Baptista: nun macht ernste Mienen! –

      Baptista und Lucentio kommen.

      Signor Baptista! glücklich angetroffen!

      Vater,

      Dies ist der Herr, von dem ich Euch erzählt.

      Ich bitt' Euch, handelt väterlich an mir,

      Gebt mir mein Erbteil nun um Biancas willen!

      MAGISTER.

      Sacht, sacht, mein Sohn! –