LUCENTIO.
Fräulein, behaltet Ihr, was ich Euch lehrte?
BIANCA.
Was lehrt Ihr, Meister? Erst erklärt mir das!
LUCENTIO.
Was einzig mein Beruf: die Kunst zu lieben.
BIANCA.
Mögt Ihr bald Meister sein in dieser Kunst!
LUCENTIO.
Nehmt Ihr als Lehrling mich in Eure Gunst. –
Gehn vorüber.
HORTENSIO.
Nun wahrlich, das geht schnell! O sagt mir doch,
Ihr schwuret ja, daß Euer Fräulein Bianca
Nichts in der Welt so als Lucentio liebe? –
TRANIO.
O falscher Amor! Treulos Weibervolk!
Ich sag' dir, Licio, dies ist wundervoll! –
HORTENSIO.
Nicht länger diese Mask': ich bin nicht Licio,
Bin auch kein Musiker, wie ich Euch schien:
Vielmehr ein Mann, den die Verkleidung reut
Um solche, die den Edelmann verwirft
Und solchen Knecht zu ihrem Abgott macht!
So wißt denn, Herr, daß ich Hortensio heiße.
TRANIO.
Signor Hortensio, oft hab' ich gehört
Von Eurer starken Leidenschaft zu Bianca.
Da ich nun Augenzeuge bin des Leichtsinns,
Will ich mit Euch, seid Ihr es so zufrieden,
Auf ewig Biancas Lieb' und Gunst verschwören.
HORTENSIO.
Wie zärtlich sie sich küssen! Herr Lucentio!
Hier meine Hand: und feierlich beschwör' ich,
Nie mehr um sie zu frein: nein, ich entsag' ihr
Als ganz unwürdig aller Zärtlichkeit,
Mit der ich töricht ihr gehuldigt habe.
TRANIO.
Empfangt auch meinen ungefälschten Schwur:
Zur Frau nehm' ich sie nie, selbst wenn sie bäte.
Pfui! seht nur, wie unmenschlich sie ihn streichelt! –
HORTENSIO.
Möcht' alle Welt, nur er nicht, sie verabscheun!
Ich nun, um recht gewiß den Schwur zu halten,
Will einer reichen Witwe mich vermählen,
Morgen am Tag, die mich so lang' geliebt,
Als ich der schnöden Dirne nachgegangen.
Und so lebt wohl, Signor Lucentio:
Der Weiber Freundlichkeit, nicht schöne Augen,
Gewinnt mein Herz. So nehm' ich meinen Abschied,
Und fest bleibt stehn, was ich beschworen habe.
Hortensio ab.
Bianca und Lucentio kommen wieder.
TRANIO.
Nun, Fräulein Bianca, werd' Euch Glück und Segen
Auf allen Euren heil'gen Liebeswegen! –
Ja, ja! Ich hab' Euch wohl ertappt, mein Herz,
Wir haben Euch entsagt, ich und Hortensio. –
BIANCA.
Tranio, Ihr scherzt. Habt ihr mir beid' entsagt?
TRANIO.
Das haben wir.
LUCENTIO.
Dann sind wir Licio los.
TRANIO.
Mein' Seel', er nimmt sich eine frische Witwe,
Die wird dann Braut und Frau an einem Tag.
BIANCA.
Gott geb' ihm Freude!
TRANIO.
Und zähmen wird er sie.
BIANCA.
So spricht er, Freund.
TRANIO.
Gewiß, er geht schon in die Zähmungsschule.
BIANCA.
Die Zähmungsschule? Ei, gibt es solchen Ort?
TRANIO.
Ja, Fräulein, und Petruchio ist der Rektor,
Der lehrt Manier, die jedem er verständigt,
Wie man der Widerspenst'gen Zunge bändigt.
Biondello kommt gelaufen.
BIONDELLO.
O lieber Herr, so lang' hab' ich gelauert,
Daß hundemüd' ich bin. Doch endlich sah ich,
Vom Hügel nieder steigt ein alter Pinsel,
Der paßt für uns.
TRANIO.
Sag an, wer ist's, Biondello?
BIONDELLO.
Ein Merkatant, Herr, oder ein Pedant,
Ich weiß nicht was; doch steif in seinem Anzug,
An Haltung, Gang und Tracht recht wie ein Vater.
LUCENTIO.
Tranio, was soll er uns?
TRANIO.
Wenn der leichtgläubig meinen Märchen traut,
So ist er froh, Vincentio hier zu spielen;
Und gibt Baptista Minola Verschreibung
So gut, als ob Vincentio selbst er wäre. –
Nehmt Eure Braut beiseit und laßt mich jetzt!
Lucentio und Bianca ab.
Der Magister tritt auf.
MAGISTER.
Gott grüß' Euch, Herr!
TRANIO.
Und Euch, Herr! Seid willkommen!
Ist hier Eu'r Ziel, Herr, oder reist Ihr weiter?
MAGISTER.
Hier ist mein Ziel für ein'ge Wochen mind'stens,
Dann reis' ich weiter, reise noch bis Rom;
Von dort nach Tripolis, schenkt Gott mir Leben.
TRANIO.
Von woher kommt Ihr, wenn's vergönnt?
MAGISTER.
Von Mantua.
TRANIO.
Von Mantua, Herr? Ei, Gott verhüt' es! –
Und kommt nach Padua mit Gefahr des Lebens? –
MAGISTER.
Mein lieber Herr? Wieso? Das wäre schlimm!
TRANIO.