Rate mir, Tranio! denn ich weiß, du kannst es,
Hilf mir, o Tranio! denn ich weiß, du willst es.
TRANIO.
Mein junger Herr, jetzt ist nicht Zeit zu schelten,
Verliebte Neigung schmält man nicht hinweg.
Hat Lieb' Euch unterjocht, so steht es so:
»Redime te captum quam queas minimo.«
LUCENTIO.
Hab' Dank, mein Bursch; nur weiter; dies vergnügt;
Trost sprichst du mir, ersprießlich ist dein Rat.
TRANIO.
Ihr wart im Anschaun so verloren, Herr,
Und habt wohl kaum das Wichtigste bemerkt? –
LUCENTIO.
O ja! Ich sah von holdem Liebreiz strahlen
Ihr Antlitz, wie Agenors Tochter einst,
Als Jupiter, gezähmt von ihrer Hand,
Mit seinen Knieen küßte Kretas Strand.
TRANIO.
Bemerktet Ihr nur das? Nicht, wie die Schwester
Zu schmähn begann und solchen Sturm erregte,
Daß kaum ein menschlich Ohr den Lärm ertrug? –
LUCENTIO.
Ich sah sie öffnen die Korallenlippen,
Und wie ihr Hauch die Luft umher durchwürzte:
Lieblich und süß war alles, was ich sah.
TRANIO.
Ei, nun wird's Zeit, ihn aus dem Traum zu schütteln.
Erwacht doch, Herr! Wenn Ihr das Mädchen liebt,
So denkt sie zu gewinnen! Also steht's: –
Die ältste Schwester ist so bös und wild,
Daß, bis der Vater sie hat losgeschlagen,
Eu'r Liebchen unvermählt zu Hause bleibt.
Und darum hat er eng sie eingesperrt,
Damit kein Freier sie beläst'gen soll.
LUCENTIO.
Ach, Tranio! Wie so grausam ist der Vater!
Doch hast du nicht gemerkt, wie er gesonnen,
Ihr hochverständ'ge Lehrer zuzuführen? –
TRANIO.
Das hört' ich, Herr, und fertig ist mein Plan.
LUCENTIO.
Tranio, nun hab' ich's! –
TRANIO.
Lieber Herr, halbpart! –
Denn unsre List, merk' ich, beut sich die Hand.
LUCENTIO.
Sag deine erst!
TRANIO.
Ihr wollt Hauslehrer sein,
Und Euch zum Unterricht der Liebsten melden;
War es nicht so? –
LUCENTIO.
So war's. Und geht es an? –
TRANIO.
Unmöglich geht's. Wer sollte denn, statt Eurer,
Vincentios Sohn vorstellen hier in Padua?
Haushalten, Studien treiben, Freunde sehn,
Die Landsmannschaft besuchen und traktieren? –
LUCENTIO.
Basta! Sei still, mein Plan ist ganz geschlossen.
Man hat in keinem Haus uns noch gesehn,
Und niemand unterscheidet am Gesicht,
Wer Herr, wer Diener ist; und daraus folgt:
Du sollst an meiner Statt als Herr gebieten,
Statt meiner Haus und Staat und Leute halten;
Ich will ein andrer sein, ein Reisender
Aus Florenz, aus Neapel oder Pisa.
Geschmiedet ist's. Gleich, Tranio, laß uns tauschen:
Nimm meinen Federhut und Mantel hier:
Sobald Biondello kommt, bedient er dich;
Doch erst mach' ich ihn stumm, daß er nicht schwatzt.
Sie tauschen die Kleider.
TRANIO.
So muß es sein.
In Summa, Herr, da es Euch so gefällt,
Und meine Pflicht es ist, Euch zu gehorchen
(Denn das gebot Eu'r Vater mir beim Abschied:
»Sei meinem Sohne stets zu Dienst«, so sprach er,
– Wiewohl ich glaube, daß er's so nicht meinte),
Geb' ich Euch nach und will Lucentio sein,
Weil ich mit treuem Sinn Lucentio liebe.
LUCENTIO.
So sei es, Tranio, weil Lucentio liebt:
Ich werd' ein Knecht, dies Mädchen zu gewinnen,
Die mein verwundet Aug' in Fesseln schlug.
Biondello kommt.
Hier kommt der Schlingel. Kerl, wo stecktest du?
BIONDELLO.
Wo ich gesteckt? Nein, sagt, wo steckt Ihr selbst?
Stahl Tranio, mein Kam'rad, die Kleider Euch? –
Ihr ihm die seinen? oder beide? Sprecht doch! –
LUCENTIO.
Hör', guter Freund, es ist nicht Zeit zu spaßen,
Drum stelle dich, so wie die Zeit es fodert.
Dein Kam'rad hier, mein Leben mir zu retten,
Legt meinen Rock und äußern Anschein an,
Und ich, um zu entfliehen, nahm die seinen.
Kaum angelangt, erschlug ich im Gezänk
Hier einen Mann, und fürcht', ich bin erkannt.
Bedien' ihn, wie sich's ziemt, befehl' ich dir;
Zu meiner Rettung mach' ich schnell mich fort.
Verstehst du mich?
BIONDELLO.
Ich, Herr? Auch nicht ein Jota.
LUCENTIO.
Kein Wort von Tranio komm' aus deinem Mund;
Tranio in Zukunft heißt Lucentio.
BIONDELLO.
Ich wünsch' ihm Glück; ich möcht' es auch wohl so.
TRANIO.
Den Wunsch nahm ich dir weg, mein Freund, vermocht' er,
Lucentio zu verleihn Baptistas Tochter.
Doch, Bursch, nicht meinethalben, es gilt des Plans vollführen;
Laß stets nun in Gesellschaft die Klugheit dich regieren:
Sind