Kann zeugen, daß ich gleich nach euch gereist,
Und eben erst zurück bin: ich betrat
Mein Haus noch nicht. – Antonio, seid willkommen:
Ich habe beßre Zeitung noch im Vorrat,
Als Ihr erwartet. Diesen Brief erbrecht;
Ihr werdet sehn, drei Eurer Galeonen
Sind reich beladen plötzlich eingelaufen;
Ich sag' Euch nicht, was für ein eigner Zufall
Den Brief mir zugespielt hat.
ANTONIO.
Ich verstumme.
BASSANIO.
Wart Ihr der Doktor, und ich kannt' Euch nicht?
GRAZIANO.
Wart Ihr der Schreiber, der mich krönen soll?
NERISSA.
Ja, doch der Schreiber, der es niemals tun will,
Wenn er nicht lebt, bis er zum Mann erwächst.
BASSANIO.
Ihr müßt mein Bettgenoß sein, schönster Doktor:
Wenn ich nicht da bin, liegt bei meiner Frau!
ANTONIO.
Ihr gabt mir Leben, Teure, und zu leben:
Hier les' ich für gewiß, daß meine Schiffe
Im Hafen sicher sind.
PORZIA.
Wie steht's, Lorenzo?
Mein Schreiber hat auch guten Trost für Euch.
NERISSA.
Ja, und er soll ihn ohne Sporteln haben.
Hier übergeb' ich Euch und Jessica
Vom reichen Juden eine Schenkungsakte
Auf seinen Tod, von allem, was er nachläßt.
LORENZO.
Ihr schönen Frau'n streut Manna Hungrigen
In ihren Weg.
PORZIA.
Es ist beinahe Morgen,
Und doch, ich weiß gewiß, seht ihr noch nicht
Den Hergang völlig ein. – Laßt uns hineingehn,
Und da vernehmt auf Fragartikel uns,
Wir wollen euch auf alles wahrhaft dienen.
GRAZIANO.
Ja, tun wir das; der erste Fragartikel,
Worauf Nerissa schwören muß, ist der:
Ob sie bis morgen lieber warten mag,
Ob schlafen gehn, zwei Stunden nur vor Tag?
Doch käm' der Tag, ich wünscht' ihn seiner Wege,
Damit ich bei des Doktors Schreiber läge.
Gut! lebenslang hüt' ich kein ander Ding
Mit solchen Ängsten als Nerissas Ring.
Alle ab.
Einleitung
Schlau und die Wirtin treten auf.
SCHLAU. Ich will Euch zwiebeln, mein' Seel'!
WIRTIN. Fußschellen für dich, du Lump!
SCHLAU. Du Weibsstück! Die Schlaus sind keine Lumpen! Sieh in den Chroniken nach, wir kamen mit Richard dem Eroberer herüber! also paucas palabris: laßt der Welt ihr Recht: Sessa! –
WIRTIN. Ihr wollt mir die Gläser nicht bezahlen, die Ihr zerbrochen habt?
SCHLAU. Nein, keinen Heller: still, still, sagt Jeronimo: geh in dein kaltes Bett und wärme dich!
WIRTIN. Ich weiß schon, was ich zu tun habe: ich muß gehn und den Viertelsmeister holen. – Ab.
SCHLAU. Den Viertels-, Fünftels-, Sechstels- oder Achtelsmeister: ich werde ihm nach dem Gesetz antworten. Ich weiche keinen Zoll breit, Junge; laßt ihn kommen und in der Güte. Schläft ein.
Ein Lord, der mit seinem Gefolge von der Jagd zurückkehrt, tritt auf.
LORD.
Jäger, ich sag' dir's, pfleg' die Meute gut! –
Der Spürhund Lustig hat sich überlaufen;
Und kupple Greif mit der tiefstimm'gen Bracke!
Sahst du nicht, Bursch, wie brav der Silber aufnahm
Am Rand des Zauns, so kalt die Fährte war?
Den Hund möcht' ich für zwanzig Pfund nicht missen.
ERSTER JÄGER.
Nun, Baumann ist so gut wie der, Mylord,
Er ließ nicht ab, verlor er gleich die Spur,
Und zweimal fand er heut die schwächste Witt'rung: –
Glaubt mir's, das ist der allerbeste Hund!
LORD.
Du bist ein Narr; wär' Echo nur so flink,
Ich schätzt' ihn höher als ein Dutzend solcher.
Nun füttre diese gut, und sieh nach allen;
Ich reite morgen wieder auf die Jagd.
ERSTER JÄGER.
Ganz wohl, Mylord.
LORD.
Was gibt's da?
Ein Toter oder Trunkner? Atmet er?
ZWEITER JÄGER.
Er atmet, gnäd'ger Herr: ihn wärmt sein Bier,
Sonst wär's ein kaltes Bett, so fest zu schlafen.
LORD.
O scheußlich Tier! Da liegt er wie ein Schwein! –
Graunvoller Tod, wie ekel ist dein Abbild! –
Hört, mit dem Trunknen will ich was beginnen.
Was meint ihr, wenn man in ein Bett ihn legte,
In feinem Linnen, Ring' an seinen Fingern,
Ein recht erlesnes Mahl an seinem Lager,
Stattliche Diener um ihn beim Erwachen: –
Würde der Bettler nicht sein selbst vergessen?
ERSTER JÄGER.
Mein' Treu', Mylord, das, glaub' ich, kann nicht fehlen.
ZWEITER JÄGER.
Es wird ihn seltsam dünken, wenn er wacht.
LORD.
Ganz wie ein schmeichlerischer Traum, ein Blendwerk!
Drum hebt ihn auf, verfolgt den Scherz geschickt,
Tragt ihn behutsam in mein schönstes Zimmer,
Und hängt umher die lüsternen Gemälde;
Wärmt seinen strupp'gen Kopf mit duft'gem Wasser,
Mit Lorbeerholz durchwürzt des Saales Luft,
Haltet Musik bereit, so wie er wacht,
Daß Himmelston ihm Wonn' entgegenklinge:
Und spricht er etwa, eilt sogleich herzu,
Und mit demüt'ger tiefer Reverenz
Fragt: »Was befiehlt doch Eure Herrlichkeit?«