Sein Prunk sich, wie vom innern Land ein Bach
Ins große Bett der Wasser. Horch, Musik!
NERISSA.
Es sind die Musikanten Eures Hauses.
PORZIA.
Ich sehe, nichts ist ohne Rücksicht gut:
Mich dünkt, sie klingt viel schöner als bei Tag.
NERISSA.
Die Stille gibt den Reiz ihr, gnäd'ge Frau.
PORZIA.
Die Krähe singt so lieblich wie die Lerche,
Wenn man auf keine lauschet; und mir deucht,
Die Nachtigall, wenn sie bei Tage sänge,
Wo alle Gänse schnattern, hielt' man sie
Für keinen bessern Spielmann als den Spatz.
Wie manches wird durch seine Zeit gezeitigt
Zu echtem Preis und zur Vollkommenheit! –
Still! Luna schläft ja beim Endymion,
Und will nicht aufgeweckt sein.
Die Musik hört auf.
LORENZO.
Wenn nicht alles
Mich trügt, ist das die Stimme Porzias.
PORZIA.
Er kennt mich, wie der blinde Mann den Kuckuck,
An meiner schlechten Stimme.
LORENZO.
Gnäd'ge Frau, willkommen!
PORZIA.
Wir beteten für unsrer Männer Wohlfahrt,
Und hoffen, unsre Worte fördern sie.
Sind sie zurück?
LORENZO.
Bis jetzt nicht, gnäd'ge Frau,
Allein ein Bote ist vorausgekommen,
Sie anzumelden.
PORZIA.
Geh hinein, Nerissa,
Sag meinen Leuten, daß sie gar nicht tun,
Als wären wir vom Haus entfernt gewesen; –
Auch Ihr, Lorenzo: Jessica, auch Ihr!
Trompetenstoß.
LORENZO.
Da kommt schon Eu'r Gemahl, ich höre blasen:
Wir sind nicht Plaudertaschen, fürchtet nichts!
PORZIA.
Mich dünkt, die Nacht ist nur ein krankes Tagslicht,
Sie sieht ein wenig bleicher; 's ist ein Tag,
Wie's Tag ist, wenn die Sonne sich verbirgt.
Bassanio, Antonio, Graziano treten auf mit ihrem Gefolge.
BASSANIO.
Wir hielten mit den Antipoden Tag,
Erschient Ihr, während sich die Sonn' entfernt.
PORZIA.
(Gern möcht' ich leuchten, doch nicht leicht erscheinen:)
Wenn mein Betragen nur das Licht nicht scheut,
So mag mein Fußtritt wohl im Dunkeln wandeln.
Ihr seid zu Haus willkommen, mein Gemahl.
BASSANIO.
Ich dank' Euch; heißt willkommen meinen Freund!
Dies ist der Mann, dies ist Antonio,
Dem ich so grenzenlos verpflichtet bin.
PORZIA.
Ihr müßt in allem ihm verpflichtet sein,
Ich hör', er hat sich sehr für Euch verpflichtet.
ANTONIO.
Zu mehr nicht, als ich glücklich bin gelöst.
PORZIA.
Herr, Ihr seid unserm Hause sehr willkommen:
Es muß sich anders zeigen als in Reden,
Drum kürz' ich diese Wortbegrüßung ab.
Graziano und Nerissa haben sich unterdessen besonders unterredet.
GRAZIANO.
Ich schwör's bei jenem Mond, Ihr tut mir Unrecht:
Fürwahr, ich gab ihn an des Richters Schreiber.
Wär' er verschnitten, dem ich ihn geschenkt,
Weil Ihr Euch, Liebste, so darüber kränkt!
PORZIA.
Wie? schon ein Zank? Worüber kam es her?
GRAZIANO.
Um einen Goldreif, einen dürft'gen Ring,
Den sie mir gab; der Denkspruch war daran
An alle Welt, wie Vers' auf einer Klinge
Vom Messerschmied: »Liebt mich und laßt mich nicht!«
NERISSA.
Was redet Ihr vom Denkspruch und dem Wert?
Ihr schwurt mir, da ich ihn Euch gab, Ihr wolltet
Ihn tragen bis zu Eurer Todesstunde,
Er sollte selbst im Sarge mit Euch ruhn.
Ihr mußtet ihn, um Eurer Eide willen,
Wo nicht um mich, verehren und bewahren.
Des Richters Schreiber! – Oh, ich weiß, der Schreiber,
Der ihn bekam, trägt niemals Haar am Kinn.
GRAZIANO.
Doch, wenn er lebt, bis er zum Mann erwächst.
NERISSA.
Ja, wenn ein Weib zum Manne je erwächst.
GRAZIANO.
Auf Ehr', ich gab ihn einem jungen Menschen,
'ner Art von Buben, einem kleinen Knirps,
Nicht höher als du selbst, des Richters Schreiber.
Der Plauderbub' erbat den Ring zum Lohn:
Ich konnt' ihm das um alles nicht versagen.
PORZIA.
Ihr wart zu tadeln, offen sag' ich's Euch,
Euch von der ersten Gabe Eurer Frau
So unbedacht zu trennen; einer Sache,
Mit Eiden angesteckt an Euren Finger
Und so mit Treu' an Euren Leib geschmiedet.
Ich schenkte meinem Liebsten einen Ring,
Und hieß ihn schwören, nie ihn wegzugeben;
Hier steht er, und ich darf für ihn beteuern,
Er ließ' ihn nicht, er riss' ihn nicht vom Finger
Für alle Schätze, so die Welt besitzt.
Ihr gabt fürwahr, Graziano, Eurer Frau
Zu lieblos eine Ursach' zum Verdruß;
Geschäh' es mir, es machte mich verrückt.
BASSANIO beiseit.
Ich möchte mir die linke Hand nur abhaun,
Und schwören,