Als ich mich kurz darauf in Berlin um eine Stelle als Geschäftsführer einer interkulturellen Stiftung bewerbe, fragt die Stiftungsgründerin:
„Gesetzt den Fall, Sie kriegen die Stelle, dann wäre ich Ihre Vorgesetzte. Haben Sie ein Problem damit, einer Frau, die drei Jahre jünger ist als Sie, unterstellt zu sein?“
„Selbstverständlich“, erwidere ich. „Ich habe generell Mühe, jemandem unterstellt zu sein, ob Frau oder Mann. Doch habe ich gelernt, mich damit zu arrangieren, das wäre also kein Problem.“
Sie guckt irritiert, Chefs erwarten Untertänigkeit und vorauseilenden Gehorsam. Mir ist klar, die Stelle kann ich vergessen. Und so kommt es denn auch.
Jemanden nicht riechen können, gehört zu den Sätzen die ganze Psychologie-Bibliotheken ersetzen. Vor allem erfolgreiche Menschen haben einen Riecher für Leute, die sie für geeignete Mitarbeiter halten. Diese Stiftungsgründerin in Berlin wusste instinktiv, dass ich keiner war, der sich für die Vermehrung ihres Glanzes einsetzen würde.
Wir alle haben so einen Riecher. Wen ich selber nicht alles riechen kann, vermag ich gar nicht zu zählen, da ich mich generell von Idioten umzingelt wähne. Sogar aus der Distanz mag ich Leute nicht. Haben Sie schon einmal den obersten Wetterfrosch beim Schweizer Fernsehen gesehen? Nicht in natura, auf dem Bildschirm, das reicht völlig. Dem sein autoritärer Charakter lässt sich fast mit Händen greifen. Sie wissen nicht, wen ich meine? Also gut, dann eben ein anderes Beispiel, auch vom Schweizer Fernsehen. Kennen Sie die Frau, die den Club moderiert? Furchtbar. Die hat Preise gewonnen, auch internationale, sagen Sie? Das meine ich doch gerade. Einen Preis von CNN! Selbstgefälliger kann man doch gar nicht sein! Neidisch? Ich? Nicht in dem Sinne, dass ich diesen Leuten ihren Job neide, doch in dem Sinne, dass ich der Meinung bin, die falschen Leute besetzen die falschen Stellen. Doch ist das Neid? Ich befürchte allerdings, dass mich mit Menschen, die ich instinktiv ablehne, mehr verbindet als mir lieb ist. Sogar wenn ich sie nur aus dem Fernsehen „kenne“.
***
Ich habe von Nicolas Sarkozy geträumt, der mir auf den Stufen eines Herrschaftsgebäudes, das in einem Park angesiedelt war, aus einer Thermosflasche Kaffee in eine Porzellantasse kredenzte. Auch eine blonde Frau, die ich jedoch nicht zuordnen kann, war dabei; auch sie behandelte er zuvorkommend – ganz der Typ des leicht schmierigen kultivierten Kellners.
Nein, ich frage mich nicht, wie ich von Sarkozy träumen kann. Doch ich wundere mich, staune und bin verblüfft, was mein Hirn so alles mit mir macht. Es nimmt mich auf Reisen mit, die ich weder geplant habe noch hätte planen können. An Fantasie fehlt es mir übrigens nicht. Ich kann mir Sarkozy als Kellner mit Gel im Haar ohne weiteres vorstellen, doch dass ich mich jemals freiwillig mit diesem hyperaktiven, ständig angespannten Grössenwahnsinnigen (Wie ich zu dieser Einschätzung komme? Ich habe Augen im Kopf!) beschäftigen würde, Nein, das dann doch nicht.
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