Anna Q und die Suche nach Saphira. Norbert Wibben. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Wibben
Издательство: Bookwire
Серия: Anna Q
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748557913
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warum könnt ihr die Spur Saphiras nicht finden? Ihr verfügt über magische Fähigkeiten, zumindest du. Damit sollte es doch ein Leichtes sein, von dem Ort, an dem die jungen Elfen feierten, der Fährte zu folgen.«

      »Das kann dir am besten Katherin erklären, aber vorher muss ich dich auf ein Wesen vorbereiten, das …«

      »... das mich zu Tode erschrecken könnte. Das habe ich vorhin mitbekommen. Was ist das für eine Kreatur?«

      »Geht es der Kleinen endlich besser?« Mit dieser Frage kommt eine große Frau von gerader, schlanker Gestalt in den Raum. Ihr hellblauer Umhang weht etwas, genauso wie ihr langes, schwarzes Haar, das von einem einfachen, blauen Lederband um ihre Stirn gebändigt wird. Ihr Gesichtsausdruck ist fragend, aber gleichzeitig besorgt. Hinter dieser stolz und unnahbar wirkenden Elfe drängen weitere in den Raum. Bei dem Anblick des letzten von ihnen, zieht Anna entsetzt die Luft ein und hält sie an. Katherin bemerkt die Reaktion des Mädchens, dreht sich um und scheucht ihre Begleiter aus dem Raum. Das ist jetzt natürlich vergeblich, da die Kreatur, auf die sie vorbereitet werden sollte, bereits gesehen wurde. Anna überlegt, ob sie vielleicht träumt, doch der Schauer, der ihr über den Rücken läuft, ist zu real. Sie ist tatsächlich wach! Sie richtet sich langsam auf.

      »Ich bitte um Verzeihung, eure M... Entschuldigung. Ich fühle mich noch wie im Traum, bin aber soweit wieder hergestellt. Ainoa hat mir Lebensenergie übertragen, sonst ginge es mir sicher nicht so gut.« Sofort bereut Anna ihre Worte, die als Vorwurf ausgelegt werden könnten. Ihre Sorge wegen der unbedachten Rede an die Elfenkönigin ist offensichtlich unbegründet. Das Gesicht der Frau mit den unergründlichen, tiefblauen Augen, überzieht ein einnehmendes Lächeln.

      »Hallo, mein Kind. Es freut mich, dass meine Cousine dir geholfen hat. Lebensenergie? Hm, das bringt mich auf … Ihr werdet feststellen, dass ihr nun auf besondere Weise miteinander verbunden seid. – Wie soll ich dich nennen? Halt, sei gewarnt, nenn nicht deinen richtigen Namen!« Jetzt lächelt Anna.

      »Ainoa hat mich vorbereitet, darum sagt einfach Q.«

      »Q, rede mich bitte von Du zu Du an. Alles andere wäre verdächtig!«

      Katherin zieht auch einen Stuhl an die Liege heran und setzt sich. Anna blickt lange in das freundliche Gesicht. Sie versteht, dass eine Mutter um ihr verschwundenes Kind bangt und alles versucht, es zu finden. Warum aber ausgerechnet sie dabei helfen soll, ist ihr ein Rätsel. Ein Kribbeln läuft über ihre Kopfhaut. Was war das für ein gefährlich aussehendes Wesen, das soeben hinter Katherin in den Raum kommen wollte? Eine der Elfen schillerte in ihrem Nacken sehr bunt, was zu sehen war, als sie den Raum verließ. Das erinnerte sie sofort an eine große Zauneidechse, oder war es womöglich ein Tuch, das sie umgelegt hatte? Hinter ihr kam eine weitere Elfe, die eine erheblich vergrößerte Nase hatte. Sie ähnelte schon fast der Schnauze eines Hundes. Hinter dessen Rücken war dann ein bläulich-grün schillernder Drache zu sehen gewesen. Sie hatte sogar ein kleines blaues Wölkchen bemerkt, das sich aus seinem Maul langsam nach oben kräuselte. Sollte das ein feuerspeiender Lindwurm sein?

      »Katherin.« Anna macht eine kurze Pause und beginnt erneut. »Habe ich eben richtig gesehen? Wollten hinter dir zwei weitere Elfen und ein Drache in diesen Raum kommen?«

      »Es tut mir leid, wenn sie dich erschreckt haben. Aber sei versichert, Dragon-tan tut dir nichts. Konnte Ainoa dich nicht vorwarnen?« Ein vorwurfsvoller Blick ist auf ihre jüngere Cousine gerichtet. Bevor diese etwas erwidern kann, nimmt das Mädchen sie in Schutz.

      »Ich musste mich erst erholen, was wohl längere Zeit als von dir erwartet dauerte. Nachdem mir Ainoa mit der Übertragung von Lebensenergie geholfen hatte, wollte ich von ihr erst zu viele Fragen beantwortet haben. Deshalb war sie noch nicht so weit gekommen.« Sie zwinkert der jüngeren Elfe zu, die zurücklächelt. »Wie wäre es, wenn du mir die zwei Elfen und die Kreatur vorstellst?«

      »Findest du, dass das meine … Nun gut«, unterbricht sich die Elfe sofort, die zuerst empört auffahren wollte. »Ich habe es ja so gewollt. Die zwei sind sozusagen meine besten »Spürnasen«, die seit Wochen nach Saphira suchen. Madfall ist ein Elf, der einer Zauneidechse ähnlich sieht. Er vermag einer Fährte besonders gut durch dichtes Unterholz in Wäldern zu folgen. Ci-hela besitzt wiederum eine ausgezeichnete Spürnase, die sogar einem Hund überlegen ist. Er vermag damit einer mehrere Tage alten Spur zu folgen, wenn sie nicht durch stärkere Düfte überlagert wird. Der letzte von ihnen ist Dragon-tan, ein junger Feuerdrache, der uns Schutz gegen andere Drachen gibt. Er vermag, trotz seiner Jugend, die zwei Spürnasen in die Lüfte zu tragen und mit ihnen in entlegenere Gebiete unserer Welt vorzudringen.«

      »Aber … Ainoa sagte doch, Eisdrachen oder Drachen gehören zu den Cythraul. Ist Dragon-tan kein richtiger Lindwurm?«

      »Pst. Sag das nicht, wenn er es hören könnte. – Saphira traf sich vor einem Jahr im Westen mit anderen Elfen der Region. Bei einer Wanderung auf den höchsten Berg fanden sie ein Ei, das etwa die Größe einer Männerfaust hatte und in einer kleinen Spalte eingeklemmt war. Es fühlte sich eiskalt an, was auf dem Berg mit schneebedecktem Gipfel nicht ungewöhnlich war. Die jungen Elfen hielten es für ein aus einem Gelege gefallenes Exemplar eines Greifs oder Drachen, das ohne die Wärme des Muttertiers bereits abgestorben sei. Da sie wissen, wie angriffslustig diese Wesen reagieren, wenn man in die Nähe ihres Nestes kommt, drehten sie um und suchten nach einem anderen Pfad zum Gipfel. Saphira steckte das Ei in ihren Rucksack und brachte es mit nach Hause. Sie legte es auf die Fensterbank ihres Zimmers, da die Schale ein leuchtendes, blau-grünes Muster hatte. In der Nacht wurde sie von einem Kratzen und Schaben darin geweckt, also musste es noch Leben in dem Ei geben. Eine Woche später schlüpfte ein kleiner Drache. Seitdem wich Dragon-tan bis zum Alter von einem Jahr kaum von Saphiras Seite, da er sie für seine Mutter hält.«

      »Dann ist er also ein echter Drache?«

      »Richtig. Und er kann fliegen und Feuer spucken, doch das hat er bisher nie für irgendwelche Gräueltaten genutzt. Er ist der einzige Feuerdrache, der auf unserer Seite steht. Vor mehreren hundert Jahren gab es schon einen Lindwurm, der auf ähnliche Weise zu uns Elfen gelangte. Der kämpfte gegen seine Artgenossen, um seine neue Familie zu schützen. Leider kam er dabei um. Doch das zeigt uns, dass ein Lebewesen nicht deshalb böse ist, weil es so geboren wird, sondern weil Erziehung und Umgebungseinflüsse es dazu machen.«

      »Kannst du mir sagen, weshalb du dir mehr Erfolg von meiner Suche erhoffst, als von eurer?«

      »Kennst du den Unterschied zwischen Elfen und Menschen?«

      »Ich … nein, kenne ich nicht. Zumindest du und Ainoa seht aus wie wir. Aber halt, ihr vermögt Magie einzusetzen. Damit müsste es euch doch leicht fallen, der Fährte von Saphira zu folgen!«

      »Du hast recht, im Aussehen unterscheiden wir Elfen uns nicht von Menschen. Wir können uns jedoch viel schneller als ihr bewegen, was euren Augen zu verfolgen schwer fällt. Manche Menschen dichten uns deshalb Flügel an, die wir aber nicht besitzen. Zauberkräfte haben nicht nur manche von uns. Es gibt auch einige Menschen, die darüber verfügen, besonders dann, wenn sie in unserer Anderswelt sind.« Anna hält den Atem an und blickt Katherin ungläubig an. Die scheint es nicht zu merken. »Ein Nachteil ist, dass wir Teil der Anderswelt sind. Sobald wir hier Magie einsetzen, spürt das einer unserer Gegenspieler, der das Empfinden sofort an den Cythraul weitervermittelt. Wenn wir nicht sofort nach der Anwendung unseren Ort wechseln, müssen wir damit rechnen, von ihm aufgespürt und vernichtet zu werden. Alle Wesen des Bösen wollen die Herrschaft in der Anderswelt übernehmen. Wenn sie uns einzeln auflauern, sind wir ihnen unterlegen, selbst wenn wir dann Zauberei nutzen sollten.«

      »Warum ist dann der Cythraul noch nicht hier? Ainoa hat mich hergeholt und auch Lebensenergie übertragen. Ist dafür keine Magie angewandt worden?«

      »Doch«, beginnt die junge Elfe. »Wenn wir Zauberkräfte in eurer Welt nutzen, resultiert in unserer daraus nur ein schwacher, verfälschter Impuls. Der kann von den Gegnern nicht lokalisiert werden. Das ist ebenso, wenn wir eine Art örtliche