Imke - Abseitsfalle. Corinna Behrens. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Corinna Behrens
Издательство: Bookwire
Серия: Imke - Serie
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783753193021
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sondern spielte häufig einen Doppelpass. Dadurch ergaben sich freie Räume.

      Aber trotzdem gelang kein Tor. Kurz vor Spielende nahm sich Imke ein Herz und zielte aus zwanzig Metern auf das Gehäuse. Der Ball senkte sich unhaltbar ins rechte Toreck zum 1:0. Nach dem Schlusspfiff lagen sich die Mädchen freudestrahlend in den Armen.

      Christian klatschte alle mit der Hand ab. »Super gehalten«, rief er Tina zu und umarmte sie. »Keeperin, du bist spitze!«

      »Auslaufen, Mädels«, rief Hannah.

      Imke saß auf dem Rasen und zog ihre Fußballschuhe aus. Sie lief immer barfuß aus.

      »Das war eine klasse Partie von dir, Imke«, hörte sie jemanden sagen.

      Sie sah hoch. Ein Mann stand dort, der ihr bekannt vorkam.

      »Danke.« Sie überlegte, woher sie ihn kannte.

      »Mein Name ist Friedhelm Meier. Du kennst mich bestimmt von der Sportanlage Steinbrücken!«

      »Ach ja, daher kenne ich Sie!«, sagte Imke und stand auf. »Das ist eine tolle Anlage!«

      »Ja, das ist sie. Du hast ja mitbekommen, dass unsere B-Juniorinnen in der Bezirksoberliga spielen.«

      Imke nickte. »Ja. Sind Sie der Trainer?«

      Meier lachte und hustete dabei. »Oh nein. Das sicher nicht. Ich bin der Abteilungsleiter für den Frauen- und Mädchenfußball und auf der Suche nach Spielerinnen, die uns weiterbringen. Deshalb bin ich hier. Ich würde dich gerne zu uns holen. Könntest du dir einen Wechsel vorstellen?«

      Imkes Herz schlug eine Spur schneller. Sie freute sich über Meiers Interesse. Gleichzeitig schien ihr Herz bei dem Gedanken, vom SV Winkelbach wegzugehen, auch schwerer zu werden.

      »Oooh, danke«, sagte Imke leise. »Nun, aber der Weg ist doch sehr weit und ich weiß nicht, ob mich meine Eltern dabei unterstützen.«

      »Das sollte nicht das Problem sein. Es gibt Fahrtgeld und außerdem holen wir auch Spielerinnen zum Training ab.«

      »Sie haben doch so viele talentierte Spielerinnen.«

      »Wir wissen, warum wir dich ansprechen. Außerdem solltest du den Verein wechseln, wenn du weiterkommen willst. Bei uns erhältst du eine gut organisierte Ausbildung. Du weißt, dass unsere Rasenplätze alle gepflegt sind. Auf solchen Plätzen wie diesen hier spielt bei uns keine Mannschaft.« Er deutete auf den strapazierten Trainingsplatz.

      »Normalerweise spielen wir auf dem Hauptplatz.«

      »Nur heute nicht?«

      Imke hob die Schultern. »Weiß nicht, wie es weitergeht. Die erste Herrenmannschaft hat Vorrang!«

      »Siehst du. Die Sportfreunde fördern den Frauen- und Mädchenfußball. Der Verein hat früh die Chance erkannt, die der weibliche Fußball bietet. Du wärst bei uns in den besten Händen.«

      Erwartungsvoll sah Meier Imke an.

      »Muss ich mich jetzt entscheiden?«

      »Nein, um Gottes willen.« Er lachte. »Hier, ich gebe dir meine Visitenkarte. Besprich das mit deinen Eltern. Sie können mich gerne jederzeit anrufen oder beim Stützpunkttraining ansprechen.«

      Imke nahm die Karte an sich und sagte: »Danke, Herr Meier. Ich werde es mir überlegen.«

      In diesem Moment rief Hannah: »Hallo, Friedhelm, du wirst ja wohl nicht vor meinen Augen Spielerinnen abwerben?«

      »Nein, nein.« Meier hob abwehrend die Hände. »Ich habe nur mit Imke geredet.« Hannah kam kopfschüttelnd auf ihn zu.

      »Deine Trainerin will ich auch zu uns holen«, flüsterte Meier und zwinkerte mit den Augen. Dann schlenderte er Hannah entgegen.

      Kaum hatte sich Meier ein paar Schritte von Imke entfernt, stand Tina neben ihr.

      »Was wollte der Typ von dir?« Sie sah die Visitenkarte in Imkes Hand.

      »Der will dich abwerben.«

      Imke vernahm Traurigkeit aus Tinas Stimme.

      »Na ja, er meint, ich habe Talent und sollte zu einem Verein wechseln, der den Mädchenfußball fördert.«

      »Willst du das denn?«

      Imke zuckte mit den Schultern. »Irgendwann will ich höher spielen und da muss ich mir bald Gedanken machen.«

      »Aber was wird aus unserer Mannschaft?«, fragte Tina und schluckte schwer. »Meinst du, wir bleiben überhaupt noch Freundinnen?«

      Imke boxte Tina leicht in den Oberarm. »Du hast Ideen. Ich könnte mir niemals vorstellen, nicht mehr mit dir befreundet zu sein. Komm, jetzt schauen wir uns noch das Spiel der Frauen an.«

      Tina schüttelte den Kopf. »Ich muss zu meinem Vater, der hat dieses Wochenende Anspruch auf mich.«

      »Du fährst jetzt noch zu ihm? Das sind doch über drei Stunden Fahrt!«

      Tinas Vater hatte sich auf einer seiner zahlreichen Dienstreisen in eine Kundin in Hamburg verliebt. Wegen dieser Frau hatte er sich vor einigen Monaten von seiner Familie getrennt.

      »Nein, er und seine Tussi holen mich in Neustadt ab. Die beiden haben eine Überraschung für mich. Sonntagabend bin ich wieder da.« Tina seufzte tief.

      Imke umarmte ihre Freundin. »Vielleicht wird es total schön.«

      »Na klar. Wie würdest du es denn finden, wenn dein Vater mit einer anderen Frau aufkreuzt und du einen nett auf Familie machen musst?«

      »Ich möchte nicht darüber nachdenken.«

      »Fahren wir?«, fragte Christian, nachdem Tina und Imke frisch geduscht und umgezogen aus der Kabine kamen.

      »Christian fährt mich nach Neustadt«, meinte Tina auf Imkes fragenden Blick.

      »Ja, ich habe es Lisa versprochen. Aber zum Spiel der Frauen bin ich wieder da.«

      »Also, tschüss denn, bis Montag in der Schule«, sagte Tina.

      »Ja, tschüss.« Die beiden Mädchen umarmten sich beim Abschied.

      Gemeinsam mit einigen Mitspielerinnen sah Imke sich das Spiel der Frauenmannschaft an.

      In dieser Saison stand das Team in der oberen Tabellenhälfte, mit Chancen auf die Meisterschaft.

      Hannah hatte in der vergangenen Spielzeit die Mannschaft vom glücklosen Trainer Norbert übernommen und sie vor dem Abstieg gerettet. Inzwischen erkannte man deutlich eine neue Handschrift. Die Spielerinnen entwickelten sich taktisch weiter, wirkten austrainiert und technisch verbessert. Hannah spielte selten von Beginn an. Sie sah die Position einer Spielertrainerin kritisch. Aber wenn das Team in Rückstand geriet, brauchte es die Trainerin auf dem Feld. Deshalb war sie froh, dass Christian mit an der Seitenlinie stand und weiter coachte.

      Nach fünf Minuten griff die Keeperin Marion hinter sich. Bei dem Schuss aus zehn Metern war sie chancenlos.

      Bis zur sechzigsten Minute mühten sich die Winkelbacher Frauen, um zum Ausgleich zu kommen. Dann wechselte sich Hannah ein. Durch die Mannschaft lief ein Ruck. Die individuelle Klasse von Hannah reichte aus, um die Partie zu drehen. Sie ordnete das Spiel, schlug genaue Pässe und strahlte Ruhe aus. Imke war fasziniert von der Spielweise ihrer Trainerin. Auf einmal fragte sie sich, warum Hannah nicht höherklassig spielte, statt mit dem SV Winkelbach in der Kreisliga.

      Imke träumte davon, mit Hannah in einem Team zu spielen. In zwei Jahren wäre es möglich, aber gehörte sie dann überhaupt noch zum SV Winkelbach?

      Die Frauen gewannen das Spiel mit 3:1. Imke und ihre Mitspielerinnen klatschten begeistert.

      Imke lachte und flachste mit ihren Freundinnen. Das Leben schien ihr leicht und unbeschwert, die Sorgen hatte sie ausgeblendet. Heute war ein erfolgreicher Tag gewesen und