Caromera. H. G Götz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H. G Götz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753193274
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      H. G Götz

      Caromera

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Der Rat

       Spätes Treffen

       Die Unterredung

       Alles dahin

       Auf der Flucht

       Neues aus der Stadt

       Stadt der Toten

       Einsicht, Wut und Trauer

       Der Plan

       Flucht aus Prudencia

       Hauptmans Vision

       Aus allen Nähten

       Rogners Zwiespalt

       Überlaufen

       San Sedrillo

       Boca Blanca

       Rückkehr nach Caromera

       Die Boten

       Hauptman

       Impressum neobooks

      Der Rat

      Der Raum, in dem sie saßen, hatte schon bessere Tage gesehen. An den Wänden und der Decke blätterte die Farbe ab. Das Muster des Teppichs war an manchen Stellen nicht mehr zu erkennen. Dort wo die Holzdielen sichtbar waren, erkannte man mit einem Blick, dass auch die beste Politur nichts, an deren maroden Aussehen mehr hätte ändern können. So wie der Zustand des Raumes, in dem die kleine Gruppe von Männern saß, so war der Zustand des ganzen Gebäudes. Dieses einst stolze Gebäude, dass sich einst so prächtig inmitten des Zentrums dieses kleinen, aber feinen Landes ausgemacht hatte, glich, je mehr Zeit verging, einer

      Ruine, die einer längst vergangenen Ära nachtrauerte. Einer Ära in der niemand zu hungern brauchte. Niemand der ohne ein Zuhause gewesen war.

      Prudencia, die Umsichtige hatte man einst die heutige Hauptstadt des kleinen südamerikanischen Landes getauft, dass die Gründerväter mit dem eigenartigen Namen Caromera bedacht hatten, von dem niemand mehr wusste, wie er zustande gekommen war. Getauft von jenen Siedlern, die nach und nach eine Stadt aus dem Boden gestampft hatten, mit nichts anderem als ihren Händen, den Ressourcen, die das umliegende Land bot und den wenigen Werkzeugen die sie von der langen Fahrt, mitgebracht hatten. Und als umsichtig hatten sich die ersten Stadtväter und Siedler erwiesen. Geprägt von christlichen, wenn auch protestantischen Grundsätzen – etwas das ihnen die Kirche in Rom seit Ewigkeiten vorhielt-, präsentierte sich das einstige Dorf, das

      sich schnell einen Namen zu machen wusste, bald in friedlich prächtigem, wenn auch bescheidenem Glanz. Tugenden wie Sparsamkeit, Ehrlichkeit und die Besorgnis um das Wohlergehen aller Bürger hatten sich die Bürger auf die Fahne geschrieben.

      Aus allen Windrichtungen kamen sie. Jene, die in anderen Teilen dieser Welt nicht das gefunden hatten, was sie sich erhofft hatten. Frieden und bescheidenen Wohlstand behütet von einer Regierung, die darauf achtete, dass niemand zu kurz kam.

      Frieden und den erhofften bescheidenen Wohlstand bekamen sie. In den unweit gelegenen Bergwerken war man auf Bernstein gestoßen, wofür sich weltweit Abnehmer fanden, sodass Arbeit im Übermaß vorhanden war. Die Landwirtschaft hatte sich dank des fruchtbaren Bodens zum zweiten wirtschaftlichen Standbein des Landes entwickelt. Bald wurden die Produkte des Landes zur begehrten Handelsware ob ihrer besonderen Qualität. Weder Hunger noch sonstige Not hatte die bescheidene

      Nation jemals heimgesucht. Plagen, Krankheiten und Kriegswirren, waren zu Fremdwörtern verkommen. Wer hätte schon Interesse daran gehabt, mit einem Land Krieg zu führen, dass man an einem einzigen Tag durchqueren konnte?

      So kam es, dass das einstige kleine Land bald aus allen Nähten platzte. Schnell, zu schnell hatte sich herumgesprochen das in diesem Land niemand Hunger zu leiden oder obdachlos zu sein hatte. Überall in dem kleinen Staat wurden Siedlungen gegründet, die sich regen Zulaufs erfreuten.

      Trotz all dem war es dem Land gelungen, sich eine

      Abgeschiedenheit zu bewahren, ein für sich selbst sein, dass stolz auf seine Errungenschaften war.

      Doch waren die Vorzüge des Landes auch jenen zu Ohren gekommen, denen es in der Hauptsache darum ging, ihren eigenen Vorteil in allem zu sehen. Jene, denen weder der Sinn nach den Mühen stand, welche auch den braven Leuten von Prudencia nicht erspart geblieben war, um zu ihrem bescheidenen Wohlstand zu kommen, noch daran andere an ihren Errungenschaften teilhaben zu lassen. So kam es, dass nicht nur die Hauptstadt Prudencia bald zu einem begehrten Ankunftsziel von Einwanderern von überall her geworden war. Überall im Land siedelten sich Menschen aller Nationen an. Waren es anfangs Farmer und Handwerker allen Couleurs, die sich bald als die Säulen des kleinen Staates erwiesen, zog es nach und nach auch jene an, deren Bildung dazu beitrug das Land kulturell zu bereichern und es politisch, so auch international wenig beachtet, auf stabile soziale und wirtschaftliche Beine zu stellen.

      Technische Errungenschaften wie das Internet wurden nur soweit verwendet und geduldet wie es dem Land und den Bürgern zugutekam und guttat. Neuankömmlinge wähnten sich in eine andere Zeit versetzt und waren alsbald verwundert, wie glücklich, friedlich und gesund sich das Land trotz alledem präsentierte. Doch zeigte sich bald, dass es nicht alle gut mit ihnen meinten. Allen voran Unternehmen, die in der Hauptsache daran interessiert waren, sich die Ressourcen des Landes unter den Nagel zu reißen. So war es diesen schnell gelungen, unter dem Vorschicken von gerissenen Brokern, die in Scharen in das Land eingefallen waren, sich die einfach geformte Mentalität der biederen Nation zunutze zu machen. Wider den Warnungen jener, die die Gefahr hatten kommen sehen, als Beute von Raubtieren zu enden, schien es den Landesvätern unmöglich sich dem vehementen Eindringen derjenigen, die das Land ausbeuteten, etwas entgegensetzen zu können. Bald zeigten sich Risse, in der einst so harmonisch orientierten Verwaltung des Landes. Risse die tiefer wurden, als sich die wirtschaftliche Lage des Landes zu verschlechtern begann. Risse, die von jenen genutzt wurden, die an den verbliebenen Ressourcen mehr interessiert waren, denn an der Stabilität des Landes und damit am Wohlergehen desselben.

      Zwei Lager hatten sich gebildet die in ihren