Mit zunehmendem Lebensalter - und, um es schon an dieser frühen Stelle und sehr deutlich zu sagen: das heißt nicht, erst mit 60 Jahren aufwärts; sondern schon einige Zeit vor dem Beginn der Wechseljahre und die können schon mit 35 Jahren beginnen! - kommt es faktisch und praktisch in (fast) allen Organen, Geweben und Zellen unseres Körpers - dies ist ein natürlicher Zustand - zu fortschreitenden und zunehmenden Alterungs-, Verschleiß-, Aufbrauch- und Abbau-Prozessen.
Bevor wir noch etwas näher in diese Materie einsteigen, sollten wir uns zunächst mit den biologischen Alterungsprozessen auseinandersetzen und dabei zu sprechen kommen über die bisher bestehenden „Acht Alters-Theorien“.
Die verschiedenen Theorien des Alterns ergeben sich aus unterschiedlichen biomedizinischen Forschungen.
1. Die Abnutzungs- und Verschleiß-Theorie
oder
Das Mechanische Alterungs-Modell
Abnutzung und Verschleiß sind für den Alterungsprozess der Menschen verantwortlich.
Nach der Theorie des Amerikaners Prof. Raymond Pearl (1879-1940 - theoretischer Biologe und Genetiker - nach ihm ist der „Pearl-Index“ benannt {= Maß für die Zuverlässigkeit von „Empfängnis-Verhütungs-Methoden“}: Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die trotz Verwendung einer bestimmten Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist die Methode) führen Aktivität der Organe und jeder Lebensvorgang des Körpers zur Abnutzung und einem Verschleiß, der sich im Laufe der Lebensalter immer mehr bemerkbar macht. Dabei hat die Lebensweise eine positive oder negative Auswirkung auf das Voranschreiten von Verschleiß und Abnutzung.
Also:
Je intensiver das Leben, desto schneller sind die körperlichen Folgen sichtbar.
Körpereigene Reparatursysteme, die in jungen Jahren einwandfrei funktionieren, lassen im Alter nach und sorgen so nach außen sichtbar für Falten, Altersflecken, graue Haare und Gefäß-Ablagerungen.
Unausweichliche Folge ist der Tod.
In einem Zustand mangelnder Regeneration geht mehr Substanz verloren, als wieder aufgebaut werden kann. So kommt es zu einem permanenten, mit zunehmendem Alter immer schwerwiegenderem Verlust von funktionellen Strukturen.
Auslöser eines solchen katabolen Zustands können sein:
chronische Irritationen, unausweichlicher Gewebeverschleiß sowie unvermeidbare Einwirkungen der Umwelt.
2. Die Hormon-Theorie
oder
Die Neuro-endokrine Theorie
Seit langem ist bekannt, dass mit dem Alter die Konzentration bestimmter Hormone im Blut-Serum abnimmt. Am eklatantesten zeigt sich dieser Effekt bei den weiblichen Geschlechtshormonen, die bei Frauen in den Wechseljahren innerhalb weniger Jahre fast völlig versiegen. In den letzten Jahren verdichten sich die Erkenntnisse, dass es ein Äquivalent zum weiblichen Klimakterium auch beim Mann gibt (Klimakterium virile, Andropause, PADAM; s.d.). Allerdings erfolgt hier das Absinken der Geschlechtshormone weniger dramatisch und die Fertilität bleibt länger bzw. noch sehr lange erhalten.
Das von den meisten Gynäkologen und Endokrinologen empfohlene Vorgehen im Klimakterium besteht in der Substitution der fehlenden Hormone (Hormone Replacement Therapy, HRT - auf Deutsch: HET = Hormon-Ersatz-Therapie).
Hierdurch werden nicht nur subjektive psycho-vegetative Beschwerden während der Wechseljahre effektiv beseitigt, sondern es wird auch organischen Hormon-Mangelerkrankungen wie der Osteoporose, der Arteriosklerose oder dem Morbus Alzheimer vorgebeugt. Schauen wir uns die Erkrankungen an, auf die eine Östrogensubstitution präventiv wirkt, so sehen wir, dass es sich dabei um klassische, alters-assoziierte Erkrankungen handelt.
Genau an diesem Punkt setzt die neuroendokrine Theorie ein.
Ihre These lautet:
Nicht weil wir altern sinken die Hormonspiegel, sondern weil die Hormonspiegel sinken altern wir!
Die entsprechende Therapie besteht demnach in dem „Konzept der erweiterten Hormonsubstitution“, also dem Ersatz aller mit dem Alter absinkenden Hormone. Hierzu gehören nicht nur die Östrogene und Gestagene der Frau, sondern auch deren Androgene.
Korrespondierend wird beim Mann nicht nur das fehlende Androgen substituiert, sondern gegebenenfalls auch ein Östrogenmangel ausgeglichen.
Es sind aber nicht nur die Geschlechtshormone, die altersbedingt vermindert sezerniert werden.
Auch das Nebennierenrindenhormon DHEA (Dehydroepiandrosteron = das am häufigsten vorkommende Steroidhormon im menschl. Organismus), das Zirbeldrüsen-Hormon Melatonin oder das Hypophysenvorderlappen-Hormon Somatotropin (Human Growth Hormone, HGH) gehören zu jenen Hormonen, deren Konzentration im Serum mit dem Alter deutlich absinkt.
Die biologische Funktion des Melatonins liegt im Wesentlichen in der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Eventuell ist es nicht so sehr die hormonelle Wirkung des Melatonins als viel mehr sein ausgeprägt anti-oxidativer Effekt, der hier zum Tragen kommt.
Als „Pro-Aging-Königshormon“ …
… wird von vielen, vor allem amerikanischen Autoren, das Wachstumshormon (HGH) angesehen.
In der Tat weist das Hormon des HVL eine deutliche Sekretionsabnahme mit zunehmendem Lebensalter auf. Die Anfang der 1990er Jahre publizierten Arbeiten von Rudman et al zeigten eine eklatante Verbesserung bio-medizinischer Altersmarker bei HGH substituierten Männern. Gut dokumentiert ist inzwischen ein positiver Effekt des Wachstumshormons auf die Body-Composition (Abnahme von Fett, Zunahme von Muskelmasse) sowie eine Erhöhung der Knochendichte.
Eine Substitution erscheint bei einem Mangel von HGH also durchaus indiziert. Fraglich ist, ob die Substitution lediglich die alters-entsprechenden HGH-Spiegel wieder herstellen sollte oder die Spiegel von chronologisch jüngeren Personen zu erreichen versucht, in der Vorstellung, hierdurch „die biologische Uhr zurückzudrehen“.
Insbesondere bei dem letzten Ansatz erscheint Vorsicht geboten. Zum einen ist das Krebsrisiko unter einer HGH-Therapie nicht vollständig geklärt, zum anderen treten bei HGH - im Gegensatz zu DHEA und Melatonin - bereits bei geringer Überdosierung unerwünschte Nebenwirkungen auf. Hierzu gehören Wasser-Einlagerungen, Gelenkschmerzen, Störung des Glukosehaushaltes und das Karpal-Tunnel-Syndrom. Ein nicht zu unterschätzendes Therapie-Hindernis ist schließlich auch die Tatsache, dass die Substanz sehr teuer ist und täglich subkutan injiziert werden muss.
Allerdings sind in den letzten Jahren auch oral einzunehmende HCG-Präparate auf den Markt gekommen, z.B. als Trinkampullen.
Neben der Substitution von HGH kann man aber auch versuchen, die körpereigene HGH-Sekretion zu stimulieren. Vielen Therapeuten gilt dieser Ansatz als der wesentlich physiologischere und gesundheitlich gesehen sicherer. Eine Möglichkeit, die Hypophyse zu einer vermehrten Ausschüttung von HGH zu bewegen, besteht etwa in dem von Huber, Wien, propagierten Dinner Cancelling Konzept (das Abendessen ausfallen lassen):
Das ist nicht nur ein Mittel zur Kalorienzufuhr-Beschränkung. Die dadurch ausgelöste nächtliche Hypoglykämie stellt den stärksten körpereigenen Reiz für die Hypophyse dar, die frühmorgendliche Ausschüttung von Wachstumshormon zu erhöhen.
Auch dieses Beispiel zeigt erneut den engen Zusammenhang zwischen Diätetik und Endokrinologie.
Fakt ist:
Der permanente Abfall vieler Hormone führt zu Kapazitäts- und Funktionsverlust vieler Körpersysteme, wir „welken und schrumpfen“ - psychisch, geistig (kognitiv/neuro-mental) und körperlich -.
Niedrige Hormonspiegel gelten heute