Bis zum Ende der Ewigkeit. Yennifer Woods. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Yennifer Woods
Издательство: Bookwire
Серия: Teil
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754182536
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blauen Augen gesehen? Einfach nur hammermäßig…« schwärmte sie und zog mit einem Seufzer wieder schmachtend an ihrer Zigarette. Chris achtete überhaupt nicht auf das, was Charlie ihr erzählte. Ihr war vor lauter Aufregung ganz schlecht. Wieso sollte sie zu Alex ins Büro? Was hatte er vor? Hatte sie irgendwas verbrochen? Die Zeiger der Uhr schienen sich im Zeitlupentempo zu bewegen.

      »Ach, Chris, warum sollst du überhaupt in sein Büro kommen? Habe ich irgendetwas verpasst?« Charlie riss Chris aus ihren Gedanken. Charlie hatte ausgesprochen, über was Chris schon die ganze Zeit grübelte. Konnte es etwas mit ihrer Entscheidung zu tun haben?

      »Hm, ich habe keine Ahnung was los ist«. Chris gab sich Mühe überzeugend zu erscheinen. Den Umstand, dass Alex und sie sich von früher kannten, verschwieg sie Charlie lieber. Charlie zündete sich gierig die nächste Zigarette an.

      »Nun sag doch schon, Chris, dieser Alex ist doch wirklich ein Geschenk des Himmels, oder?« fing sie schon wieder an und blies Chris den Qualm direkt ins Gesicht. Verärgert verdrehte Chris die Augen und hustete.

      »Charlie, wie oft soll ich es denn noch sagen? Er ist überhaupt nicht mein Typ und ich bin nicht auch nicht an ihm interessiert«. Mit einem Seufzer zeigte Chris auf ihre Uhr.

      »Entschuldige, aber ich muss jetzt gehen. Bin ja mal gespannt, was er von mir will«, fügte sie noch hinzu und wandte sich dann ab, um sein Büro aufzusuchen.

      »Sei nett zu ihm, ich würde liebend gern mit ihm essen gehen«, rief Charlie ihr noch nach.

      Nach zehn Minuten hatte Chris sein Büro gefunden. Es stand noch kein Namenschild an der Tür, was die Sache etwas schwierig gemacht hatte. Nachdem sie einige Mitarbeiter gefragt hatte, konnte man ihr schließlich weiterhelfen. Glückerweise, sonst wäre sie auf jeden Fall zu spät gekommen. Zaghaft klopfte sie an die Tür, nachdem sie vorher noch mal einen prüfenden Blick auf die silberne Armbanduhr geworfen hatte. Pünktlich war sie, daran gab es nichts auszusetzten.

      »Ja bitte?« Seine Stimme ließ das Blut in ihren Adern augenblicklich gefrieren. Mit zitternden Fingern tastete sie nach der Klinke und öffnete langsam die Tür. An einem rustikalen Schreibtisch in der Mitte des Raumes saßen Alex und Commander Meyer und starrten Chris an. Ihre Knie schienen aus Gummi zu sein und wollten ihr einfach nicht gehorchen.

      »Kommen sie bitte herein und setzten sie sich, Agent Stone«, meldete sich nun Commander Meyer zu Wort und deutete auf einen Stuhl in der Mitte des Raumes, direkt gegenüber von dem Schreibtisch, an dem beide saßen. Langsam steuerte Chris den Stuhl an und nahm Platz. Alex sah sie nicht an, sondern hämmerte auf der Tastatur seines Laptops herum. Unruhig rutschte sie auf dem Stuhl hin und her.

      »Agent Stone, ich will sie nicht länger auf die Folter spannen. Captain Ryan hat mich gebeten, sie in den Innendienst zu versetzten. Er befürchtet, dass ihre frühere Beziehung die Außeneinsätze gefährden könnte. Trotz allem muss ich ihnen die Möglichkeit der Stellungnahme einräumen«, fing Commander Meyer sachlich an.

      Fassungslos starrte sie ihn an. Es war plötzlich so still im Büro, dass das Ticken der Wanduhr zu hören war. Das war es also. Alex wollte sie aus dem Team schmeißen. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Verwirrt versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Was wollte er nur damit bezwecken? Statt eines ganzen Satzes brachte sie nur ein Wort heraus.

      »Warum?« Ihre Stimme zitterte. Krampfhaft versuchte sie die Tränen zurückzuhalten, die sich unweigerlich den Weg in ihre Augen bahnten.

      »Agent Stone, ich muss sicherstellen können, dass meine Teams objektiv, zuverlässig und fehlerlos Einsätze durchführen können. Sobald auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass dies nicht sichergestellt werden kann, muss ich reagieren«. Commander Meyer musterte Christine mit unbeweglicher Mine. Alex zeigte noch immer keine Reaktion. Er vermied es, sie anzusehen.

      »Commander Meyer, ich kann ihnen versichern, dass das bei mir nicht der Fall sein wird. Zwischen Captain Ryan und mir ist alles geklärt. Und zwar schon vor Jahren. Ich bin mir vollkommen sicher, dass ich meine Aufgaben zur ihrer vollsten Zufriedenheit ausführen kann«, stotterte sie und versuchte ruhig und sachlich zu bleiben. Doch innerlich bebte sie vor Verzweiflung und Wut.

      »Agent Stone, um die Ausübung ihrer Pflichten mache ich mir auch eigentlich keine Sorgen«, fuhr der Commander fort. Perplex sah sie ihn an. Was zum Teufel war denn los? Noch ehe sie etwas erwidern konnte, meldete sich Alex endlich zu Wort.

      »Es zweifelt niemand an ihrer Arbeit, Agent Stone. Ich bin derjenige, der es nicht sicherstellen kann, meine Aufgaben hundertprozentig zu erledigen, wenn sie bei mir im Team sind«, seine Stimme klang kalt und berechnet. Er vermied es jedoch weiterhin, sie anzuschauen. Verständnislos starrte Chris ihn an.

      »Agent Stone, sie müssen verstehen, dass wir alles in unserer Macht stehende tun müssen, um Fehlerquellen, die Außeneinsätze gefährden könnten, zu eliminieren. Und wenn ein Teamleiter mit einem anderen Teammitglied aus persönlichen Gründen nicht zusammenarbeiten kann, muss ich entsprechende Maßnahmen ergreifen und die Entscheidung meines Teamleiters akzeptieren. Deshalb werde ich sie bis auf weiteres in den Innendienst versetzten«, sagte Commander Meyer.

      Ihr wurde für den Bruchteil einer Sekunde schwarz vor Augen. Alles, was ihr geblieben war, war ihre Arbeit. Es war das Einzige, was ihrem Leben noch einen Sinn gab. Worin sie Erfüllung fand. Und auch das wollte man ihr nun wegnehmen. Es war, als brach eine Welt für Chris zusammen.

      »Es tut mir Leid, Agent Stone, doch ich muss bei meiner Entscheidung an das ganze Team denken«, versuchte Alex sich zu rechtfertigen. Ausdruckslos sah sie in seine Richtung, nahm ihn jedoch überhaupt nicht mehr wahr. Alles um sie herum schien plötzlich zu verschwimmen. Es lag sicherlich daran, dass sie ihre Tränen nun nicht länger zurückhalten konnte.

      »War das alles?« brachte sie noch gequält hervor und durchsuchte verzweifelt die Jackentaschen ihrer blauen Regenjacke nach einem Taschentuch. Natürlich hatte sie nie eins dabei, wenn sie es brauchte.

      »Ja, danke Agent Stone. Sie bekommen weitere Arbeitsanweisungen. Sie dürfen jetzt gehen«, beendete der Commander das Gespräch. Hastig stand Chris auf und schmiss beinahe noch den Stuhl um, auf dem sie gesessen hatte. Die Mühe zu grüßen machte sie sich auch nicht mehr. Verstört und mit tränenverschleierten Augen lief sie zur Tür und stürzte hinaus auf den Flur. Das Einzige was sie jetzt wollte, war, so weit wie möglich zu verschwinden. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst. Diese Lügen konnte sie nicht mehr ertragen. Eines war für sie klar; Alex wollte sie nur aus persönlicher Rache nicht mehr im Team haben. Damit wollte er sie nachträglich dafür bestrafen, dass sie sich gegen ihn entschieden hatte.

      Mittlerweile hatte Chris das Gebäude verlassen und stand völlig verstört an der Straße. Hier ließ sie meinen Tränen freien Lauf. Es war ihr egal, ob die Leute sie anstarrten oder nicht. Eigentlich war ihr alles egal. Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, winkte sie ein Taxi herbei. Der Fahrer hielt an, sie öffnete die Tür und stieg zitternd hinein.

      »Bringen sie mich bitte zum Südfriedhof«, bat sie ihn und sank dann auf dem Rücksitz wie ein Häufchen Elend in sich zusammen. Der Taxifahrer hatte bemerkt, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte und tat es glücklicherweise auch. Als sie den Friedhof erreicht hatten, zahlte Chris und gab ihm noch vier Euro Trinkgeld. Freudestrahlend wünschte er ihr noch einen schönen Tag und fuhr weiter. Schön ist anders, dachte Chris bitter und lief langsam zum Eingang des Friedhofs.

      Das große schmiedeeiserne Tor stand um diese Uhrzeit weit offen. Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, lief sie die ihr nur zu vertrauten Pfade entlang. Der Friedhof war in den letzten vier Jahren ihr zweites zu Hause geworden. Hier kannte sie jeden Baum, jeden Strauch und jeden Stein. Wenn sie keinen Einsatz hatte, der sie in andere Städte oder Länder führte, war sie täglich hier.

      Der Frühling hatte mit aller Macht Einzug gehalten. Die Sonne schien warm auf sie herab und tauchte alles in ein gleißendes, helles Licht. In dem hellgrünen Laub der Bäume zwitscherten die Vögel. Auf einer kleinen Lichtung zwischen den vielen Bäumen saß ein kleiner, brauner Feldhase und knabberte an frischen Grashalmen. Alles war so unwahrscheinlich friedlich. Ihre Lungen sogen die frische Luft tief ein, während