Bis zum Ende der Ewigkeit. Yennifer Woods. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Yennifer Woods
Издательство: Bookwire
Серия: Teil
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754182536
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prüfend durch den Saal gleiten.

      »Guten Tag meine Damen und Herren. Mein Name ist Captain Alexander Ryan und ich bin ihr neuer Teamleiter. Einige von ihnen kennen mich bereits und die anderen werden in Kürze die Gelegenheit bekommen, mich kennen zu lernen«. Er hielt einen kleinen Moment inne, bevor er fortfuhr.

      »Ich setze von ihnen Hingabe für ihren Job, Mut, Leidenschaft, Einsatzbereitschaft, Belastbarkeit, Teamgeist, Tapferkeit und Ehrlichkeit voraus. Und nun bin ich gerne bereit, ihnen ihre Fragen zu beantworten«.

      Lässig lehnte er sich an den Schreibtisch und ließ seinen Blick neugierig und wartend durch die Menge schweifen.

      >Wenn ich doch nur im Erdboden versinken könnte<, fuhr es Chris durch den Kopf. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und überlegte fieberhaft, wie sie, ohne seine Aufmerksamkeit zu erregen, diesen Raum am schnellsten verlassen könnte. Mit zitternden Händen zog sie sich die Haare so gut es ging ins Gesicht. Sie sandte Stoßgebete zum Himmel und hoffte inständig, er würde sie nicht entdecken. Aber natürlich hatte sie die Rechnung wie immer ohne Charlie gemacht. Die stand nämlich auf und winkte Captain Ryan zu, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

      »Entschuldigen sie bitte Captain Ryan«, rief sie zuckersüß.

      »Ja, Miss…?« Erwartungsvoll und neugierig sah er sie an.

      »Guten Tag, Sir. Mein Name ist Agent Charlene Thompson und ich bin hier im Team die Waffenexpertin. Ich wollte sie fragen, ob sie schon einmal Teamleiter waren? Bitte entschuldigen sie meine Neugier, aber sie sehen noch so unheimlich jung aus…«. Charlie sah ihn dabei mit ihrem Schmollmund und einem koketten Augenaufschlag neugierig an. Alex beobachtete sie mit hochgezogenen Brauen und einem amüsierten Lächeln, was zwei Reihen strahlend weißer Zähne und ein unwiderstehliches Grübchen an seinem Kinn entblößte. Langsam kam er auf Charlie zu. Sehr zu ihrer Freude. Ihre dunkelbraunen Augen blitzen begierig auf und sie ließ ihn nicht mehr aus dem Blick. Er kam immer näher. Geschmeidig wie ein Raubtier, ein schwarzer Panther, der gleich zum Sprung ansetzten würde. Noch ein paar Schritte…

      »Miss Thompson, ich war zwar noch nie Teamleiter, doch ich denke, dass ich dieser Aufgabe…«, er hielt mitten im Satz inne und stutzte. Er hatte Chris entdeckt. Sie spürte, wie sein Blick auf ihr ruhte, noch bevor sie aufsah. Verdutzt und irritiert starrte er sie an. Für einen Moment war es wieder mucksmäuschenstill im Saal. Die anderen Anwesenden schienen die Spannungen, die sich zwischen Alex und Chris aufbauten, wie ein plötzlich aufbrausender, tosender Sturm, förmlich zu spüren.

      »Agent Stone, gehören sie zu diesem Team?« Seine Stimme klang sehr überrascht, während er Chris ungläubig musterte und gleichzeitig versuchte, seine Fassung zu bewahren, was ihm jedoch nicht besonders gut gelang. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Fast körperlich konnte Chris die Aura der Wut spüren, die ihn umgab und ihn zu verbrennen schien. Beinahe unmerklich nickte Chris, während sie weiterhin wie unter Schock auf den Boden starrte.

      »Stehen sie gefälligst auf, wenn ich mit ihnen rede, Agent Stone«, fuhr er sie ärgerlich an. Sie zuckte fast unmerklich zusammen. Alle beobachteten die beiden neugierig. Langsam, mit butterweichen Knien stand Chris auf. Bis jetzt hatte sie es noch nicht gewagt, ihn anzusehen. Sie konnte es einfach nicht ertragen, in seine himmelblauen, anklagenden Augen schauen zu müssen.

      »Sehen sie mich bitte an, wenn ich mit ihnen rede, Agent Stone«. Er konnte das Beben in seiner Stimme nicht länger verbergen. Es war, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Wie betäubt drehte Chris sich zu ihm, hob langsam den Kopf, versuchte die Tränen, die sich in ihre Augen drängten mit aller Macht zu unterdrücken. Mit zitternden Lidern hob sie den Blick und sah ihn an. Und da waren sie. Diese durchdringenden himmelblauen Augen, die sie komplett in ihren Bann zogen. Die sie Tag für Tag, Nacht für Nacht, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr in ihren Träumen verfolgten. Die sie vorwurfsvoll und gleichzeitig schmerzerfüllt und fassungslos anstarrten, sie beobachteten. Die sich in ihre Seele gebrannt hatten. Die sie fast um den Verstand brachten… Nun schaute Chris nach so unendlich langer Zeit in genau diese Augen. Doch was sie dort sah, war ihr vollkommen fremd und ließ ihr kalte Schauder über den Rücken laufen. Es war nicht das, was sie erwartet hatte zu sehen. Diese wundervollen blauen Augen sahen sie jetzt voller Schmerz und Wut an. Nicht das geringste Anzeichen von Freude oder gar Liebe. Nichts. Rein gar nichts. Es spiegelte sich einfach nur unendliche Wut, Leid und Qual in diesen wunderschönen blauen Augen. Und Leere. Eine tiefe, grenzenlose Leere. Früher hatte sie sich in seinen Augen sehen können. Doch jetzt war alles unwiederbringlich gelöscht. Nicht einmal die kleinste Spur von Wiedersehensfreude. Nichts, nichts außer blankem, rohem Hass.

      »Ja Sir, ich gehöre zum Team«. Chris antwortete leise und mit brüchiger Stimme. Ihr Mund war staubtrocken, so als wäre sie tagelang durch die Wüste gewandert. Die Blicke der anderen lagen immer noch neugierig auf ihnen.

      »Oh, Chris, ihr kennt euch? Das ist ja wunderbar. Wir müssen heute Abend unbedingt alle zusammen essen gehen, um uns besser kennen zu lernen«. Charlie setzte ihr nettestes Lächeln auf und sah Alex erwartungsvoll an. Sie schien nicht wirklich bemerkt zu haben, dass die Stimmung zwischen Alex und Chris ziemlich angespannt war. Das war eigentlich noch untertrieben; es herrschte eine sibirische Eiseskälte zwischen ihnen. Alex warf Charlie einen irritierten Seitenblick zu und runzelte kurz die Stirn. Dann schien er sich endlich wieder gefangen zu haben.

      »Agent Thompson, sie werden feststellen, dass ich ein sehr fähiger Teamleiter bin, trotz meines Alters«. Er bemühte sich, freundlich zu klingen und zwinkerte Charlie zu.

      »Aber natürlich, da bin ich fest von überzeugt«, entgegnete sie ihm mit einem entwaffnenden Lächeln. Sie schien mit ihm zu flirten. Er schien jedoch nicht weiter auf ihre Flirtversuche einzugehen. Nachdem er Chris noch einmal einen bitterbösen Blick zugeworfen hatte, drehte er sich um und ging langsam zurück an seinen Schreibtisch.

      »Sonst noch irgendwelche Fragen, meine Damen und Herren?« wandte er sich noch mal entschlossen an das gesamte Team. »Sir, waren sie wirklich in koreanischer Gefangenschaft? Wie konnten sie fliehen?« fragte Mike Lewis.

      Alex schienen die Fragen zu seiner Gefangenschaft unangenehm zu sein. Einen Moment lang schien er zu überlegen, ob er auf diese Frage antworten sollte. Ein Schatten huschte über sein Gesicht.

      »Wie ist ihr Name, Agent?« Alex sah Mike fragend an. »Agent Mike Lewis, Sir«.

      »Also gut, Agent Lewis. Ja, ich war in koreanischer Gefangenschaft. Jedoch konnte ich nicht fliehen, sondern wurde von einem Rettungsteam befreit, nachdem es mir gelungen war, ein verschlüsseltes Notsignal zu senden«, erzählte Alex, während er gespannt die Reaktionen des gesamten Teams beobachtete. Chris traute sich nicht, ihn noch einmal anzusehen. Von seiner Gefangenschaft wusste sie nichts. Seit diesem schicksalhaften Abend, an dem sie ihre Entscheidung getroffen und sich gegen ihn entschieden hatte, waren sie sich nicht mehr begegnet und sie hatte auch nie wieder etwas von ihm gehört. Es war, als wäre er die ganze Zeit vom Erdboden verschwunden. Er war ja nicht einmal auf Dennis Beerdigung erschienen, obwohl Dennis sein bester und ältester Freund gewesen war. Christines Gedanken schweiften in die Ferne, zurück zu jenem schicksalhaften Abend und durchlebten noch einmal den unvergessenen Schmerz, den ihre Entscheidung hervorgerufen hatte. Sie war so in Gedanken, dass sie die übrigen Fragen, die Alex gestellt wurden, überhaupt nicht mehr mitbekam. Erst als sie ihren Namen hörte, zuckte sie erschrocken zusammen.

      »Agent Stone, sie melden sich bitte in einer halben Stunde bei mir im Büro, haben sie verstanden«. Alex Stimme war laut und durchdringend. Sein Tonfall verhieß nichts Gutes. Er schien immer noch sehr aufgebracht zu sein, wenn er mit ihr sprach. Abwesend nickte sie. Schließlich erklärte er die Besprechung für beendet, schnappte sich seinen Laptop und rauschte ohne ein weiteres Wort aus dem Sitzungsraum.

      Charlie kramte ihre Zigaretten hervor und zündete sich eine an.

      »Ich hätte es keine fünf Minuten mehr ohne Kippe ausgehalten«, sagte sie und zog nervös an ihrer Zigarette. Christines Blick fiel auf die große Wanduhr. Auf keinen Fall wollte sie zu spät bei Alex im Büro auftauchen. Das würde ihr bestimmt den nächsten Rüffel einbringen. Aufgeregt trat sie von einem Fuß auf den anderen. Charlie schien ihre Nervosität nicht