Der wesentlichste Aspekt scheint aber der Besitz zu sein. Fremder Wohlstand schafft Begehrlichkeiten. Das war die Geburtsstunde des Krieges, den es vorher nicht gab. Eine Theorie besagt, dass Männer durch ihre körperliche Stärke die kriegerischen Auseinandersetzungen bestritten.
Andererseits gibt es inzwischen gesicherte Hinweise aus späteren Epochen (Kelten, Wikinger, etc.) wo Frauen zu kriegerischen Ehren kamen.
Schlussendlich gibt es bis heute keine Beweise von patriarchalischen Gesellschaften der Frühzeit.
Die Ursachen einer geschlechterhierarchischen Dominanz der Männer müssen wir also später suchen.
Was völlig im Bereich der Vermutungen liegt ist die Entwicklung der intimen Besitzergreifung. Es gibt keinen wissenschaftlichen Weg um das zwischengeschlechtliche Verhalten von der Steinzeit bis hin zu den ersten schriftlichen Zeugnissen zu erforschen.
Schauen wir andere Spezies an, dann sehen wir sehr unterschiedliche Strategien um die eigenen Gene zu protegieren.
Die meisten sind für Menschen, die in grösseren Sozialverbänden leben untauglich. Kein anderes Männchen an das empfängnisbereite Weibchen lassen ist eine Sache, das Weibchen nicht an andere Männchen zu lassen, die andere. Da Männer ihr natürlich mitgegebenes Rivalitätsverhalten zugunsten des Kooperationsverhaltens überwinden mussten, hat sich unsere Gattung auf die Kontrolle der Frauen spezialisiert. Sobald Häuser, Räume und Türen erfunden waren, sperrte man mancherorts die Frauen einfach ein, was bis zum heutigen Tag sogar in den sogenannten zivilisierten Gesellschaften vorkommt.
Frauen wurden nach ihrem Nutzen beurteilt. War eine Frau nicht in der Lage schwanger zu werden (also die Gene des Mannes weiterzutragen), galt sie für die Männer als wertlos.
Bei den Bienen läuft das umgekehrt. Nach dem Jungfernflug der Königin hat sich der Nutzen von Bienendrohnen erschöpft. Sie bekommen keine Nahrung und sterben. Bei den Menschen bleiben sie oft eine lebenslange Belastung für die Frauen. Nicht nur das, je nach Kultur versuchen sie das Leben der Frauen so stark zu bestimmen, dass eine Dienstmagd mehr Freiheiten besitzt.
Schaut man den Vitalitätsprozess an, wird es völlig absurd. Frauen bewältigen mit Abstand den grössten und schwierigsten Teil der Fortpflanzung.
Wie wir inzwischen wissen belegen Skulpturenfunde, wie bereits in den archaischen Kulturen schwangere, also gebärende Frauen als Ursprung des Lebens verehrt wurden.
Bei bestehenden Naturvölkern sehen wir annähernd gleich leistungsfähige Frauen wie Männer. Durch Geburt und Kinderbetreuung sind sie jedoch ortsgebundener und beteiligen sich meist nicht an der Jagd. Dafür bewältigen sie den Ackerbau und die Verarbeitung der Nahrungsmittel. In der Bilanz beschaffen Frauen mehr Nahrungsmittel als Männer.
Von germanischen und vielen anderen Völkern ist bekannt, dass Frauen bei kriegerischen Auseinandersetzungen gleichwertige Kämpferinnen waren. Bleibt als männlicher Nutzen also die Befruchtung und die Jagd. Wobei wir davon ausgehen können, dass Frauen die kämpfen, auch in der Lage sind zu jagen.
Also doch nur die Befruchtung. Das ist gemessen an unserer Lebenserwartung ein kurzer und oftmals auch leider eher trivialer Vorgang.
Damit kommen wir zum eigentlichen Motiv für Dominanz, die Überwindung der eigenen Minderwertigkeit.
Wenn alle überlebensnotwendigen Dinge von Frauen bewältigt werden können, haben Männer nur eine Möglichkeit ihre Wichtigkeit zu bewahren – sie müssen die Frauen dominieren.
Ein entscheidender Schritt um das zu legitimieren war die Installation von Macht- und Entscheidungshierarchien. Als oberste Instanz solcher Hierarchien wurde ein selbstverständlich männlicher Gott kreiert. Voltaire drückt das sehr spitzfindig aus:
‚Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild, aber der Mensch hat es ihm heimgezahlt‘.
In den monotheistischen Religionen hält ein Gottvater in übergeordneter Allmacht alle universellen Kräfte und Geschicke zusammen. Er ‚diente‘ seit seiner Erschaffung als Vorbild für totalitäre politische Systeme und Machtansprüche in der Gesellschaft bis hin zum alles entscheidenden Familienvater.
Führungsansprüche und Machtgehabe treffen wir auch heute überall an. Es ist so verinnerlicht, dass quasi kein Machtvakuum entsteht wenn ein Leader ausgeschaltet wird. Sofort expandieren andere Menschen (überwiegend Männer) in diese Lücke. Nichts scheint in unserer Gesellschaft so verinnerlicht wie die Machtstrukturen. Auch wenn sich politische Systeme liberal geben, in den Positionen ist auch immer eine inhärente Macht.
Ein gesellschaftlicher Wandel im Machtverhalten dürfte der langwierigste, wenn nicht ein unmöglicher Prozess sein. Demokratische Systeme versuchen die Macht zu kontrollieren, die wirtschaftlichen Strukturen fördern das Gegenteil.
Macht galt lange als akzeptabel wenn sie durch Männer ausgeübt wurde. Obwohl sie ihnen langsam aus den Händen gleitet, wird dieses Drohnen-Privileg bis zum heutigen Tag zäh verteidigt.
Historisch gesehen haben sich Männer vor allem durch Kriege wichtig gemacht. ‚Im Feld da gilt der Mann noch als Mann‘, ich weiss nicht, wie viele solcher schwachsinnigen Formeln existieren.
Für die Frauen war es jeweils entsetzlich. Sie verloren ihre Söhne, die sie mit viel Mühe, Fürsorglichkeit und Liebe grossgezogen hatten. Oftmals wurden sie während Kriegen vergewaltigt oder ermordet. Alles nur, weil einige machthungrige Männer die Landesgrenzen verschieben wollten.
Machthunger! Das ist die grösste Gefahr, wenn man Drohnen gewähren lässt. Es beginnt mit der Gier nach Besitz. Und viel Besitz bedeutet Macht.
Diese Dynamik reicht bis ganz nach unten, bis in die häusliche Gewalt des Kleinbürgers, der sein intaktes Selbstbild in der Nachahmung von Mächtigen sieht.
Noch heute gibt es Männer die in ihrer Familie ein faschistoides Regime führen. Woher kommt diese Anmassung?
Gehen wir ins Mittelalter zurück. Der Staat brauchte funktionierende Familien. Frauen die viele Kinder bekamen, vor allem Jungen. Und er brauchte Männer die diese Familien schützten, versorgten und für die Abgaben an den Staat verantwortlich waren. Junge Männer waren für die Kriege wichtig. Frauen für deren Aufzucht. Also schuf die Staatsgewalt einen Gesetzesrahmen, der die Familie als Einheit zusammenhielt. Da man damals nicht die Mittel hatte um das Verhalten der Menschen zu kontrollieren, musste man eine grösstmögliche Freiwilligkeit erzeugen.
Frauen waren durch ihre Kinder emotional gebunden. Von daher war Kontinuität zu erwarten. Männer liessen sich vor allem durch Besitz binden. Also suggerierte man ihnen, dass sie Frau und Kinder besitzen.
Es ist interessant, dass im Mittelalter die Machtrivalität zwischen Kirche und Staat bis in die Familie reichte, es aber gleichzeitig viel Konsens gab. Auch die Kirche hatte Interesse an einem funktionierenden Sozialwesen. So unterstützte sie diesen männlichen Besitzanspruch, der ja vor allem aus dem Alten Testament problemlos abzuleiten war.
Aber die Kirche tat noch etwas, sie klemmte sich hinter die Frauen. Zwar spielte sich der Mann als Entscheider auf, aber durch die Kirche wurde die Frau zur überlegenen moralischen Instanz. In dieser Zeit lässt die Kirche den Marienkult entstehen, und es gibt plötzlich weibliche Selige und Heilige. Alles das fand natürlich diskret an den Seitenaltären der Kirchen statt, aber es gab den Frauen einen gewichtigen Status. Gleichzeitig wurden sie damit auch selbst moralisch noch stärker eingebunden.
Zudem schuf die Kirche eine manipulierbare psychische Abhängigkeit, indem sie die Libido ihrer ‚Schäflein‘ neurotisierte. In meinen Augen ist das die grösste humane Verfehlung der römisch katholischen Kirche, die einzig dem machtvollen Zugriff auf das Individuum diente. Ein Vorgang, der ausschliesslich von Männern initiiert wurde, und dem Erhalt der Drohnen-Macht diente.
Die Allüre sich als Familienchef aufzuspielen gibt es bei unseren jungen Männern heute kaum noch. Trotzdem ist diese Anmassung einer Rangordnung noch lange nicht vom Tisch.
Die Männer gingen noch einen anderen Weg um der Drohnennutzlosigkeit zu entgehen.