Interessant sind die Erfahrungen des Grameen-Bank Gründers Professor Yunus in Bangladesch.
Das System funktioniert so: Die Kreditnehmer, (heute über 90% Frauen) wurden zuerst von ihm beraten. Herr Yunus schildert, wie sich in einem Dorf die Menschen um ihn versammelten. Er stellte Fragen über ihre Lebensbedingungen und erfuhr, dass die Männer für das Geld zuständig waren und die Frauen mit dem, was sie bekamen, gleichgültig wie wenig es war, die Familie ernähren mussten. Er staunte über die grosse Kreativität, mit der die Frauen das immer wieder meisterten. Er sagte ihnen das und fragte, ob sie nicht daran interessiert seien, selbst Geld zu verdienen. Eine Frau sagte, sie könne nichts, was Geld wert wäre. Ihre Aufgabe sei es für die Familie zu sorgen. Er fragte in die Runde, was diese Frau denn besser könne als alle anderen, denn jeder Mensch könne etwas besonders gut. „Sie backt die besten Plätzchen im Dorf, ihr Gebäck ist wunderbar“ sagten die anderen Frauen. „Wenn ich Ihnen jetzt das Geld für die Zutaten gäbe, könnten Sie das Gebäck herstellen, was andere begeistert und auf dem Markt verkaufen.“ „Ich kenne mich mit Geld nicht aus, das ist Männersache.“
Bangladesch hat keine monotheistische Religion, aber eine patriarchalische Gesellschaft, in der Frauen zur Unmündigkeit erzogen werden.
Trotzdem waren die Bemühungen von Herrn Yunus erfolgreich. Die Frauen investierten, um etwas zu produzieren, und zahlten das geliehene Kapital in aller Regel pünktlich zurück. Aber wo Frauen und Kinder sind, gibt es auch Ehemänner. So musste sich die Bank immer wieder mit den missbräuchlichen Eingriffen der Ehemänner befassen.
Die meisten matrilinearen Gesellschaften räumen dem Mann keine übergeordnete Macht ein, aber dadurch ist er nicht ohne Einfluss im sozialen Miteinander. Die Rolschaftlichen Regeln unterschiedlich. Ich stelle drei Beispiele vor:
1 die Khasi oder Ki Khasi (die von einer Frau geborenen), ein indigenes Volk im Nordosten Indiens:Wie schon erwähnt sind Abstammung, Familienname und Erbfolge von der Mutter hergeleitet. Die Frauen besitzen Grund und Boden.Die Männer gehören zur Grossfamilie der Mutter und haben von ihr den Familiennamen und die Clanzugehörigkeit. Sie sind Teil der Solidargemeinschaft und müssen zum Unterhalt beitragen. Nach der Heirat zieht der Ehemann zu seiner Frau, in das Haus der Schwiegermutter. Die Kinder werden vor allem von den Brüdern der Mutter betreut und beschützt.
2 Die Irokesen (nordamerikanische Indianer)Bei den Irokesen kommt noch hinzu, dass jeder Clan von einer Frau geführt wurde, der ein von den Frauen gewählter Häuptling zur Seite stand. Aber nicht nur der Häuptling, alle wichtigen Personen, ob Frauen oder Männer wurden von Frauen gewählt. Ohne die Einwilligung der Frauen konnte kein Krieg geführt werden und Mütter konnten ihren Söhnen die Teilnahme an einem Kriegszug verbieten.
3 Die Mosuo leben zwischen den Provinzen Yunnan und Sichuan im Südwesten Chinas.Die Mosou haben ausser den typischen matrilinearen Strukturen eine ungewöhnliche Kultur der sexuellen Beziehungen. Die Mosuo kennen keine Ehe; sie halten eine solche Bindung für unnatürlich und sehen sie als eine Gefahr für die Familie.Praktiziert wird eine Besuchsehe. Die Männer besuchen ihre Geliebte bei Nacht und kehren morgens in den Haushalt ihrer Mutter zurück. Wenn die Frau den Kontakt abbrechen möchte, hängt sie ein entsprechendes Zeichen aussen an ihre Tür, und der Mann wird von da an nicht mehr anklopfen.Männer wie Frauen können mehrere sexuelle Beziehungen parallel haben, was aber äusserst selten geschieht. Die meisten Beziehungen sind langfristig und oft lebenslang. Zudem ist es für die Mutter beschämend, wenn sie den Namen des Vaters ihres Kindes nicht nennen kann, nicht hingegen für die Kinder.
In einigen Gebieten der Erde gibt es die Polyandrie, indem sich mehrere Männer eine Frau teilen. Ursachen können Frauenmangel sein wie im Tsum-Tal in Nepal, oder begrenzte Ernährungsgrundlagen. Im letzteren Fall wird die Geburtenrate dadurch limitiert, dass der Frau nur eine begrenzte Anzahl von Geburten möglich ist. In den meisten Fällen sind es mehrere Brüder, die sich eine Frau teilen.
Das sich ein und unterordnen des Mannes in ein matrilineares System, das gewählt und bestimmt sein in der intimen Beziehung, das Teilen von Ehepartnerinnen geschieht selbstverständlich, ohne jedes Drama.
Ich erwähne das, weil dadurch klar wird, dass beides, Eifersucht und Besitzverteidigung sowie das Teilen und Unterordnen offensichtlich keine unüberwindbare naturgegebene Verhalten sind, sondern durch kulturelle Prägung beeinflusst werden können.
Wir sind also durchaus zu einer liberalen Geschlechterbeziehung fähig und keineswegs durch genetische Dispositionen zum Geschlechterkampf verurteilt.
Der unstillbare Drang nach Macht
Wie Männer die Macht stahlen
Die ganze Geschichte beginnt mit einer Figur Namens Abraham. Abraham gilt als Urvater der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam.
Es beginnt mit dem Judentum und dem Alten Testament. Ein Werk, das vor allem der Entstehungsgeschichte des Judentums eine mythische Basis gibt.
In der Schöpfungsgeschichte (1. Buch Mose) wird uns die Allmächtigkeit eines schöpferischen Gottes nahegebracht, der das gesamte Weltall schuf und damit eine allumfassende Autorität darstellt. Das ist der wichtigste Punkt, denn darum geht es bei allen monotheistischen Religionen und Glaubensbekenntnissen; um eine übermächtige Autorität, die durch nichts relativiert werden kann. Wer es versteht diese Autorität auf sich abzuleiten hat Macht. Und Macht ist das, wonach vor allem Männer streben, um ihre biologische Trivialität zu kompensieren.
Es ist unglaublich, was wir alles anstellen um Macht zu bekommen. Ohne Ausnahme werden wir als hilflose und somit auch machtlose Geschöpfe geboren. Auch die erblich zugesprochene Macht einer Königswürde nützt uns nichts ohne die nährende Mutterbrust.
Nach und nach werden wir autonomer, und im gleichen Mass versuchen wir andere Menschen zu manipulieren und damit auch zu dominieren – das ist Macht. Gelingt es, fühlen wir uns gut. Scheitern wir, dann fühlen wir uns gedemütigt. Die eigene Durchsetzung ist unser Überlebensmotor.
Anfänglich können wir bei kleinen Mädchen und Jungen kaum einen Unterschied erkennen, obwohl die Motive sehr verschieden sind. Während die Mädchen manipulative Strategien entwickeln um andere an sich zu binden, sozusagen eine Vorbereitung für die spätere Partnerbindung, so entwickeln Jungen manipulative Strategien vor allem um Vorteile zu bekommen und eigene Ziele durchzusetzen.
Natürlich können das auch die Mädchen wenn sie eine bestimmte Puppe oder Süssigkeiten wollen. Da wir als kleine Persönlichkeiten geboren werden ist das Verhalten dementsprechend individuell. Deshalb bewege ich mich mit diesen Verallgemeinerungen auf sehr dünnem Eis. Persönlich habe ich diese Tendenz beobachtet und in der weiteren Entwicklung von Frauen und Männern eine zunehmende Ausprägung festgestellt.
Während Frauen die biologische Autorität des Gebärens haben, liefern Männer in dieser Hinsicht einen eher marginalen (und für die Frau oft wenig erfüllenden) physischen Beitrag. Reduziert auf diesen kurzen biologischen Akt fällt dem Mann keine besonders wesentliche Rolle zu.
Dadurch entstand ein Gefühl der Minderwertigkeit, das ich mit Gebär-Neid bezeichnen möchte. Diese Minderwertigkeit hat zu vielen Kompensationen geführt. So erklärte sich der Mann als Ernährer und Beschützer der Familie, als Begründer von Kultur und Zivilisation – ein Besitz den er bis heute zäh zu verteidigen sucht; gottseidank zunehmend vergebens. Vor allem aber als wirksamste Massnahme, hat er die Frauen und ihr Geschlecht kontinuierlich entwertet. Das hat vor Jahrtausenden seinen Anfang genommen und ist so gut gelungen, dass inzwischen auch viele Frauen sich selbst und ihr Geschlecht als minderwertig empfinden.
Wie konnte es so weit kommen?
Gehen wir zurück zu Mose und Abraham. Bevor Abraham den Monotheismus mit dem Gott Jehova (JHWH) begründete, gab es die mächtige Göttin Astarte (auch Asherat, Anat oder im germanischen Ostera, die Göttin der Wiedergeburt), deren Heros Baal gegen Jehova kämpfte. Ich zitiere Heide Göttner-Abendroth:
‚Jehova musste sich noch lange den umliegenden matriarchalischen Kulturen anpassen: So