„Viel Vergnügen dabei.“
„Herzlichen Dank, Arschloch. Wenn ich einen Weg wüsste, um der Scheiße zu entgehen, dann würde ich.“ Ich seufzte. „Viel Erfolg mit deiner Recherche.“
Ich hasste Familien-Dinner. Warum meine Eltern darauf bestanden, wollte mir nicht in den Kopf gehen. Meine Eltern waren geschieden, seit ich zehn Jahre alt war. Sowohl Dad als auch Mom waren mittlerweile erneut verheiratet und ein Mal im Monat aßen unsere beiden Familien zusammen Dinner. Ich lebte mit Mom und Dan, war aber ein Wochenende im Monat bei Dad. Das war bereits mehr Zeit, als ich mit Chantalle, seiner neuen Frau, und meinen beiden Stiefschwestern verbringen wollte. Ich war froh, dass Dad mit seiner neuen Familie dreißig Kilometer entfernt wohnte. Nicht auszudenken, wenn ich meine beiden Stiefschwestern in der Schule ertragen müsste. Ich wäre nicht in der Lage, sie zu ignorieren. Nach spätestens zwei Wochen würde ich sie erwürgt und im Schulwald verscharrt haben.
„Daddy hat mir ein Auto zu meinem sechszehnten Geburtstag versprochen“, verkündete Kira, eine meiner Stiefschwestern.
Warum sie meinen Vater Daddy nennen musste, war mir schleierhaft. Ich warf Dad einen Blick zu. Ich hatte bis zu meinem siebzehnten Geburtstag warten müssen, um ein Auto zu bekommen. Dad hatte gemeint, dass sechzehn zu jung sei, um auf den Straßenverkehr losgelassen zu werden. Offensichtlich bezog sich das nur auf mich und nicht auf seine Stieftochter. Dad wich meinem Blick aus und schenkte Kira ein seltenes Lächeln. Ich konnte mich nicht erinnern, wann mein alter Herr mich das letzte Mal angelächelt hatte. Kiras Blick ging zu mir und ich sah den Triumph in ihren himmelblauen Augen. Die Kleine sah mit ihren blonden Locken und blauen Augen aus wie ein Engel, doch sie war der Teufel in Person. Ein wenig wie Beth, spielte sie die Unschuld und bekam, was immer sie wollte, während sie in Wahrheit eine manipulative und bösartige Zicke war. Ich ignorierte sie. Es half mir nicht, einen Streit mit ihr vom Zaun zu brechen. Ich konzentrierte mich auf mein Essen und brodelte innerlich vor Zorn. In Rekordzeit hatte ich meinen Teller leer gegessen und erhob mich von meinem Platz.
„Entschuldigt mich. Ich hab noch für einen Test zu lernen“, sagte ich und eilte aus dem Raum.
Es war eine glatte Lüge. Ich hatte keinen Test. Doch wenn ich noch eine Minute länger mit meinen Stiefschwestern an einem Tisch sitzen musste, dann würde ich einen Mord begehen. Kira war die schlimmste der beiden, doch ihre jüngere Schwester Anna war auch nicht viel besser. Sie mochte erst dreizehn Jahre sein, doch sie war eine Hexe wie ihre ältere Schwester. Wahrscheinlich hatten die beiden ihren Charakter von ihrer Mutter geerbt. Chantalle war die Definition eines Gold-Diggers. Sie hatte ihre Schönheit dazu genutzt, um sich meinen Vater zu angeln. Und der war natürlich darauf reingefallen. Manche Männer schalteten ihr Gehirn aus, wenn ihr Schwanz das Denken übernahm. Ich würde niemals so weit gehen. Weiber waren dazu da, mich zu befriedigen und das wars. Meine Pseudo-Beziehung mit Beth hatte auf einen Austausch von Vorteilen beruht und war niemals ernst gewesen. Doch das war ein Geheimnis zwischen mir und Beth gewesen. Nicht einmal die Jungs hatten von der Vereinbarung gewusst, die ich mit Beth hatte. Genauso wenig wussten sie, dass ich mir bei anderen Frauen geholt hatte, was ich brauchte. Ich war nicht so blöd gewesen, es mit Mädchen von der Schule zu treiben. Nein, ich hatte einige gelangweilte Hausfrauen bedient. Ging doch nichts über eine MILF. Diese Frauen wussten, was sie wollten, waren experimentierfreudig im Bett und einhundert Prozent diskret. Schließlich wollten sie nicht riskieren, dass jemand herausfand, dass sie ihre langweiligen Ehemänner mit mir betrogen. Der Gedanke an Beth brachte stets ein wenig Schuldgefühle mit sich. Ich hatte sie nicht geliebt, hatte sie nicht einmal begehrt. Doch zu wissen, dass sie ihr Leben so abrupt beendet hatte, weil sie keinen anderen Ausweg sah, war eine schwere Bürde. Nicht viele hatten gewusst, was in ihrem Inneren vor sich ging. Ich hatte. Und das machte es mir manchmal umso unverständlicher, warum ich sie nicht durchschaut hatte, als sie Abby beschuldigt hatte, sie verletzt zu haben. Wenn es jemanden in Beth’ Umkreis gab, der die Lüge hätte erkennen sollen, dann war ich das. Beth hatte eine Menge Dämonen gehabt. Zum einen der Missbrauch durch ihren Onkel. Der Tod ihres Vaters. Das mangelnde Selbstwertgefühl, welches sie hinter ihrer Zicken-Fassade zu verstecken versuchte. All das fraß sie innerlich auf. Unsere Pseudo Beziehung hatte ihr die Gelegenheit gegeben, vor den anderen dafür beneidet zu werden, dass sie sich den Anführer der KINGS geangelt hatte, wenn sie in Wahrheit nicht in der Lage war, mit einem Typen zu schlafen. Der Missbrauch hatte sie ruiniert. Doch sie wollte die Fassade aufrechterhalten, ein normales Mädchen zu sein. Viele Kerle hatten Geschichten erzählt, dass sie Beth angeblich gefickt hatten. Doch ich wusste, dass dies alles Lügen waren, mit denen die Looser sich wichtig machen wollten. Um die Fassade einer Beziehung aufrecht zu erhalten, hatten wir manchmal ein wenig in der Öffentlichkeit rumgemacht, doch sonst war nie etwas zwischen uns geschehen. Und was mich anbelangte, so hatte ich eine offizielle Freundin, was meinen Dad davon abhielt, mich mit Mädchen verkuppeln zu wollen, die in seine Pläne passten. Seit ich sechzehn war, hatten er versucht, mir einzureden, wie wichtig es war, dass ich die Richtige aussuchte. Ein Mädchen aus guter Familie. Mit Geld wie Heu, natürlich. Verbindungen und Geld waren in unseren Kreisen wichtiger als Gefühle. Nun, ich mochte nicht an Gefühle glauben und war mir sicher, dass ich niemals eine Frau finden würde, die mich in einen Idioten verwandelte, wie Abby es mit Kent angestellt hatte. Doch ich hatte auch nicht vor, jemanden zu heiraten, um meinem alten Herrn zu helfen, mehr Einfluss zu gewinnen und mehr Geld zu scheffeln. Falls ich überhaupt jemals heiraten sollte. Die verheirateten Frauen, die ich fickte, waren Beweis genug, wie wenig solch imaginäre Gefühle wie Liebe mit einer Ehe zu tun hatten. Besonders in unseren Kreisen. Wenn diese Frauen so in ihre Ehemänner verliebt gewesen wären, dann hätten sie nicht mit einem Typen wie mir rumgevögelt. Nein, ich war ein Realist. Liebe. Romantik. Alles Humbug. Weswegen ich auch der beste Kandidat war, um die kleine Verräterin zu knacken. Ian war zu sanft und würde nie in der Lage sein, ein Mädchen zu bestrafen. Seth war zu sehr schwanzgesteuert. Kent war vergeben. Und Gregory? Nun, wenn ich den Fall meinem russischen Freund überließ, dass bestand die Gefahr, dass der Kleinen plötzlich ein Finger oder ein Ohr fehlten. Nein. Ich war der Beste für diesen Job. Ich würde mich nicht erweichen lassen. Ich war auch nicht so schwanzgesteuert, dass ich die graue Maus besteigen würde. Und ich war nicht so sadistisch veranlagt wie Gregory.
Kapitel 4
Sam
Als ich am Freitag durch die Schule ging, begrüßten mich spottende Blicke und Getuschel. Ich konnte nur vermuten, dass es mit dem Foto zu tun hatte, welches Nate von mir gemacht hatte. Ich würde es ihm durchaus zutrauen, dass er das Bild an die ganze Schülerschaft gesandt hatte. Doch es gab absolut nichts, was ich dagegen tun konnte, als den Kopf hochzuhalten und den Tag irgendwie zu überleben. Ich konnte nicht zu meinem Dad gehen, denn dann würde Nate das Video von Daddy mit dem Mädchen veröffentlichen. Zu sehen, wie mein eigener Vater Sex hatte, war schlimm genug. Doch zu sehen, wie er Sex mit einer minderjährigen Schülerin hatte? Das war unbeschreiblich. Ich hatte auf einmal allen Respekt vor meinem Dad verloren. Ich war wirklich sauer. Doch auch wenn ich meinen Vater im Moment am liebsten den Hals umdrehen wollte, ich würde niemals riskieren, dass er für sein unmoralisches Verhalten seinen Job verlor oder gar ins Gefängnis gehen musste. Doch dass ich wegen seinem Vergehen nun erdulden musste, was immer die KINGS auftischten, machte mich noch wütender auf ihn. Hätte er sich nicht mit einem minderjährigen Mädchen eingelassen, dann wäre ich wenigstens in der Lage, zurückzuschlagen. Ob die KINGS etwas mit der ganzen Sache zu tun hatten. Wen wollte ich verarschen? Natürlich hatten sie. Die Frage war, wie waren sie an das Video gekommen? Es gab nur eine Erklärung. Sie hatten das Ganze eingefädelt. Hatten sie das Mädchen gezwungen, Sex mit meinem Dad zu haben? So wie ich die Mädchen hier bis jetzt erlebt hatte, war wahrscheinlich nicht viel Zwang notwendig. Fast alle hier benahmen sich wie Huren. Und auch wenn mein Dad nicht mehr der Jüngste war, so war er nicht übel aussehend. Er hielt sich noch immer in Form. Für manche Mädchen spielte das Alter offenbar keine Rolle. Uargh! Ich würde nie verstehen, was in solchen Mädchen vorging. Ich erwartete ja nicht, dass alle mit dem ersten Mal so lange warteten wie ich, doch die Art, wie sie es mit jedem trieben, war schon irgendwie widerlich. Ich