Pyria. Elin Bedelis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elin Bedelis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754940136
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      Elin Bedelis

      Pyria

      II. Jagd im Schatten

      Elin Bedelis

      Pyria

      Jagd im Schatten

      High Fantasy Roman

      Dieser Titel ist auch als E-Book erschienen

      Vollständige Taschenbuchausgabe

      Deutsche Erstausgabe

      Text: © 2021 Copyright by Elin Bedelis

      Cover-Illustration: © 2021 Copyright by Maren Gloger

      Verantwortlich für den Inhalt:

      Elin Bedelis

      c/o Block Services

       Stuttgarter Str. 106

       70736 Fellbach

      [email protected]

      Druck: epubli - ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

      Lektorat: Irina Siefert

      Korrektorat: Ida Salingré

      Für Irina,

      Danke für deine liebevolle Unterstützung,

      dein offenes Ohr

      und dass du wie eine Schwester für mich bist.

      Content Notes

      Eine dunkle Ecke

      Gwyn hasste Schiffe. Trotzdem hatte er sich nicht beschwert, als sie wieder in See gestochen waren. Er hatte sich in der letzten Woche über nichts beschwert. Er hatte sich auch nicht gefreut, gesorgt oder geärgert. Wenn es möglich war, schwieg der Feuerspucker. Was hätte er auch sagen sollen, nachdem er es sich mit Machairi verscherzt hatte und von seinem Gewissen heimgesucht wurde? Allein saß er im Schiffsbauch, starrte die Wand an, während sich der Raum um ihn herum unangenehm bewegte, und übte sich im Unsichtbarsein.

      Das kleine Schiff schaukelte beträchtlich mehr als das Sklavenboot, mit dem sie nach Hareth gekommen waren. Es war wesentlich wendiger, schmaler und kürzer und hatte weniger Tiefgang. Eilig schnitt es durch die Wellen und wären sie erneut auf einen Sturm getroffen, hätte der das kleine Ding in einem Schlag verschlungen. Doch ein kleineres Schiff bedeutete eine kleinere Mannschaft, bedeutete unauffälligeres Reisen und die benötigte Geschwindigkeit. Nichts davon machte die Seefahrt für Gwyn angenehmer. Ohne dazu aufgefordert werden zu müssen, hatte er sich in die dunkelste Ecke verkrochen. Eine Besenkammer. Er wollte niemanden sehen und niemand, so glaubte er, würde ihn so schnell wiedersehen wollen.

      Gwyn folgte Mico. Der hatte lange gebraucht, um zu entscheiden, ob er sich direkt auf den Rückweg nach Cecilia machen sollte oder den Rest der Gruppe um den legendären Schatten folgen wollte, die sich nach Osten aufmachten. Nach den Geschehnissen in Hareths Hauptstadt Om’falo, wo Gwyn das Unaussprechliche getan hatte und Machairi in den Rücken gefallen war, war der Magier verunsichert. Einerseits wollte er nach Hause eilen und nach einem Mädchen suchen. Andererseits schien sich ein Gefühl der Verantwortung eingestellt zu haben.

      Vielleicht lag das auch an Gwyn. Der Gaukler hatte die schwarze und rote Tracht der Feuerspucker abgelegt und trug nun braun. Es hatte ihn niemand dazu aufgefordert, Mico am allerwenigsten, und doch war es ein unausweichlicher Schritt. Die Dinge hatten sich geändert in ihrer kleinen Runde von Sonderlingen.

      Die Stunden, die Gwyn allein im Halbdunkel der Besenkammer verbrachte, waren gezeichnet von Gedanken, die ebenso düster waren wie die Schatten um ihn herum. Gwyn dachte an Om’falo, an Berge verbrannter Körper und feinen Ascheregen, der sich rau in die Atemwege legte und ihn noch für Tage bei jedem Atemzug daran erinnerte, was er getan hatte. Das sonst unabdingbare Grinsen war spurlos von seinen Zügen verschwunden und er wartete. Er wartete darauf, dass das grausige Gefühl hinter seinem Brustbein endlich aufhörte, dass die Schuld ihm nicht mehr auf der Seele lag und er sich selbst vergeben konnte. Er war dumm. So dumm.

      Als es leise an der Tür klopfte, fuhr Gwyn zusammen. Er war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass er die schaukelnden dunklen Regale und den Geruch nach Rattenurin beinahe vergessen hatte. Überrascht sah er zur Tür, sagte aber nichts. Er zögerte. Wollte er nicht am liebsten allein sein? Würde es nicht eine untragbare Last sein, mit einer weiteren Person zu interagieren, wenn er sich gerne aus seinem Kopf verbannt hätte?

      Es klopfte ein zweites Mal und Gwyn drückte den Rücken gegen das Regal, als könnte er damit verschmelzen, wenn er sich nur eng genug daran schmiegte. Eigentlich hätte er nichts dagegen gehabt, jemanden bei sich zu haben, um dem endlosen Sumpf seiner Gedanken zu entkommen, aber die Kraft, die es gekostet hätte, jemanden tatsächlich sowohl psychisch als physisch einzulassen, konnte er nicht aufbringen.

      Also saß er in der Dunkelheit und wartete, dass die Person wieder ging. Er lauschte und war gerade überzeugt, dass er allein war, als sich die Tür einen Spalt breit öffnete. »Gwyn?« fragte Rish leise und schob ganz langsam die Tür auf. »Bist du hier?«, flüsterte sie und schielte vorsichtig in den Raum. Vom Flur aus fiel ein Streifen Licht in die kleine Kammer und Gwyn kniff die Augen zusammen, weil sie sich erst an die Helligkeit gewöhnen mussten. Er antwortete nicht, aber das hielt sie nicht auf. Zögernd trat das Harethimädchen ein und schob die Tür hinter sich wieder zu. »Es ist wirklich furchtbar dunkel hier«, sagte sie, während sie sich zwei Schritte von ihm entfernt auf den Boden kniete, aber Gwyn hörte die Aufforderung darin.

      Nein, er würde kein Feuer machen, nicht einmal in der Größe einer Kerzenflamme. Seit dem Vorfall in Om’falo hatte er nicht die kleinste Flamme entzündet und so würde es bleiben. Vielleicht würde er nie wieder mit diesem zerstörerischen Element spielen. Es war geschehen, was er sein Leben lang gefürchtet hatte: Er hatte die Kontrolle verloren und Zerstörung über unschuldige Menschen gebracht. Nichts konnte das wiedergutmachen. Das Feuer hatte ihn verraten, so wie er seine Freunde verraten hatte, als er den gemeinsamen Plan zunichtegemacht hatte. Das Schlimmste daran war, dass er nach wie vor glaubte, dass er es wieder tun würde. Er hatte nicht die nötige Härte, um ein Mädchen zurückzulassen, das er schon einmal einem grausigen Schicksal überlassen hatte. Vielleicht hätte er jedoch eine bessere Lösung finden können. Inzwischen waren ihm hunderte Möglichkeiten eingefallen, wie er das Ganze weniger dramatisch hätte gestalten können. Wie realistisch das alles war, war dabei vollkommen unerheblich. Es fraß ihn auf.

      Als sie verstand, dass sie keine Antwort bekommen würde, seufzte Rish deutlich hörbar und einen Augenblick später wurde es etwas heller im Raum. Überrascht sah Gwyn in ihre Richtung und beobachtete das Mädchen. Jetzt konnte er sie erkennen. Den ordentlich geflochtenen Zopf auf ihrer linken Schulter, die saubere Bluse, das weiche rote Korsett, das sie dazu trug und ihre braune Haut, auf der nun ein leichter, fast silbriger Schimmer lag. Er konnte nicht genau sagen, wo das Licht herkam, aber es reichte gerade aus, um den Raum zu erhellen. Es war, als fiele von irgendwo Tageslicht herein, klarer als das Licht einer Kerze und doch ebenso warm und nur unwesentlich heller. Also hatte wenigstens eine mehr über ihre Fähigkeiten gelernt. Es war ebenso unheimlich wie schön. »Wie geht es dir?«, fragte sie mit angespannt sanfter Stimme. Ein konzentrierter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht und man merkte ihr sehr deutlich an, dass ihre Aufmerksamkeit sich hauptsächlich auf das schwache Licht richtete.

      Gwyn zuckte mit den Schultern und sah wieder auf den Boden. Wie sollte es ihm schon gehen? Er hätte ihr sagen können, dass es ihm schrecklich ging, dass der Gedanke, sich von Bord zu stürzen, nur von seiner Angst vor Wasser zurückgehalten wurde und dass er seit sie der Stadt den Rücken gekehrt hatten mit einem seltsamen Gefühl der Leere kämpfte. Er hätte auch so tun können, als sei alles in Ordnung, als hätte er nicht Angst vor sich selbst und der zerstörerischen Macht, die ihm durch die Venen