An den Ufern des Nebraska. Lennardt M. Arndt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lennardt M. Arndt
Издательство: Bookwire
Серия: Die Surehand-Story
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753183947
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ein Wunder gewesen, wenn damit irgendwer sofort ins Schwarze getroffen hätte.“

      Firehand nickte mir aufmunternd zu und pflichtete Mr. Heintz bei:

      „Schon recht, hätte mit einer Gun24 direkt von der Werkbank wohl auch kein besseres Resultat erzielt. Schieß am besten gleich noch mehrere Male hintereinander, achte darauf, immer gleich zu zielen. Werden sehen, ob sich das Resultat verändert.“

      Ich nahm also das Gewehr wieder vor und lud erneut. Stellte mich auf, zielte wie zuvor und drückte ab.

      Wir gingen die hundert Schritt zur Zielscheibe und stellten fest, dass das Geschoss wenige Millimeter links neben der ersten Marke eingeschlagen war. Firehand und Heintz nickten verständig, sagten aber nichts. Wir gingen zurück und ich gab, auf Geheiß Firehands, fünf weitere Schüsse ab, wobei ich weiter, wie zuvor visierte.

      Dann gingen wir wieder zur Scheibe und dort zeigte sich, dass meine Schüsse in einem Bereich weniger Millimeter, immer am äußeren rechten Rand eingeschlagen waren. Jetzt nickten sich die beiden, mit einem Seitenblick auf mich, anerkennend zu. Heintz nahm das Gewehr von mir wieder entgegen und sagte:

      „Für jemanden, der heute zum ersten Mal mit einem Karabiner schießt, hast du sehr gute Resultate erzielt, Leo. Ich werde jetzt mal kurz an meine Werkbank zurückkehren und ein wenig nachjustieren. Dann kannst du es in einer guten halben Stunde noch einmal mit diesem Karabiner versuchen. Bin sicher, dass du überrascht sein wirst. Könnt die Zeit ja nutzen, um andere Waffen zu probieren.“

      Er machte sich schnellen, kurzen Schrittes auf in seinen Store und Firehand klopfte mir auf die Schulter.

      „Junge, Freund und Greenhorn, du machst mir ziemlich Freude, wenn ich das einmal so sagen darf. Mr. Heintz war ziemlich beeindruckt von deinen Ergebnissen, denke ich. Und ich selbst nicht minder. Hast gut geschossen!“

      „Aber ich habe doch das Ziel um mehrere Zentimeter verfehlt.“

      „Tut nichts zur Sache, werde es dir erklären. Hast immer gleich gezielt, wie ich es dir gesagt habe. Daher konnten die Schüsse nicht ins Schwarze gehen. Das Visier der Waffe ist noch nicht auf dein Auge eingerichtet, also gehen deine Schüsse nicht dorthin, wohin du meinst zu zielen. Mr. Heintz ist ein erfahrener Gunsmith und hat hier, wie ich meine, vorzügliche Arbeit geleistet. Alle deine Schüsse schlugen in einem Bereich weniger Millimeter auf der Scheibe ein. Und du bist beileibe kein erfahrener Schütze. Wenn Mr. Heintz jetzt das Visier nach deinen soeben erfolgten Zielübungen einrichtet, wirst du sehen, dass du im Schwarzen landen wirst.“

      „Dann bin ich also gar kein schlechter Schütze?“

      „Nein ganz und gar nicht. Ich erkenne gute Anlagen an dir. Deine Schusshaltung und dein Auge sind gut. Du hast gut gezielt und hättest die Scheibe wohl ziemlich in der Mitte getroffen, wenn das Visier bereits eingerichtet gewesen wäre. Würde nun gerne noch sehen, wie du mit der alten Gun, die ich hier mit mir herumschleppe, zurechtkommst. Muss sie aber erst noch laden.“

      Er nahm sein Gewehr vom Rücken, den Pulver- und den Kugelbeutel zur Hand und lud die Hawken-Büchse. Dann steckte er das Zündhütchen auf. Anschließend gab er sie mir und erklärte kurz die Funktion der Waffe.

      Ich stellte mich jetzt auf einen noch stärkeren Rückstoß ein, als bei dem Karabiner, war aber dann beim Betätigen des Abzuges überrascht, dass der Rückstoß viel weniger spürbar war. Dafür zischte und sprühte es kurz Funken, von der Rauchentwicklung gar nicht zu reden. Um es kurz zu machen, mit dieser Hawken-Rifle Old Firehands war ich zunächst ein lausiger Schütze. Als wir nämlich zur Scheibe gingen, stellten wir fest, dass ich ---- nichts getroffen hatte.

      Firehand zwinkerte mir zu und meinte:

      „Das überrascht mich nicht. Hätte mich vielmehr gewundert, wenn du mit dieser alten Gun so ohne weiteres etwas getroffen hättest. Die Waffe muss man kennen und auch hier kommt es auf dein Auge an. Hinzu kommt, dass du nicht auf die Funken- und Rauchentwicklung beim Schuss gefasst warst.

      Bin überzeugt, dass du auch mit so einer Büchse mit ein wenig Übung, gute Treffer landen würdest. Ich bin auf diese Hawken eingeschossen, daher treffe ich auch im Kampfgetümmel immer.“

      Ich machte ein bedenkliches Gesicht und er sagte:

      „Okay, du scheinst mir nicht zu glauben, denkst ich würde dir ein wenig Honig um den Bart schmieren, auch wenn du ja noch keinen solchen trägst. Lass‘ dir gesagt sein, dass ein Old Firehand es nicht nötig hat, anderen etwas vorzumachen. Ich habe mich nun einmal dazu entschieden, dich in den Westen mitzunehmen und einen brauchbaren Jäger und Scout aus dir zu machen, da meine ich, sollten wir ehrlich miteinander umgehen.

      Bin also der Meinung, dass deine Treffsicherheit eine ziemlich gute ist, für einen absoluten Neuling. Und daher denke ich, dass du auch mit meiner Hawken im Notfall treffen würdest. Ich würde das aber gerne genau wissen und daher bitte ich dich, es nun noch einmal zu versuchen.“

      Während diese langen Rede hatte er seine „alte Gun“ bereits wieder geladen und hielt mir ein weiteres Zündhütchen hin.

      „Alright, Mr. Firehand, werde es also noch einmal versuchen, so sagt mir also, wie Ihr das Gewehr anhaltet, um ins Schwarze zu treffen.“

      „Hört, hört, …. hat also genau verstanden, worauf es hierbei ankommt. Nun, ich halte das Gewehr auf hundert Schritt bei einer Zwölfer-Scheibe, wie wir sie hier auch haben, auf sechs hoch an. Dann treffe ich mit absoluter Sicherheit die Mitte der Scheibe.“

      „Ich nahm also wieder Aufstellung, steckte das Zündhütchen auf das Piston, zielte kurz und drückte ab. Firehand lief sofort los in Richtung Ziel. Schon nach wenigen Schritten rief er:

      „Zounds, da haben wir es doch, landetest schon im Schwarzen. Nicht ganz im Zentrum, aber immerhin.“ Er ging nun auch die letzten Schritte zum Ziel und ich folgte ihm.

      „Siehst du, Junge? Ich habe es dir doch gesagt, zur Not triffst du auch mit dem alten Vorderlader. Wenn du beim nächsten Mal das Ziel anvisierst, solltest du noch ein wenig tiefer anhalten, also etwa bei der Acht, dann bist du im Ziel. Dein Auge und dein Stand sind anders als die meinen, daher musst du noch ein wenig anders zielen.“

      „Sehr schön, sehr schön“, ließ sich da eine tiefe Stimme in unserem Rücken vernehmen. Mr. Heintz, der Gunsmith war wieder zurück und hatte den Sharps-Nachbau dabei.

      „Ihr habt da anscheinend einen guten Fang gemacht, mit dem Jungen. Schießt wie ein Alter. Noch ein wenig Übung und er könnte es zum Meisterschützen bringen.“

      „Habe ihm auch schon gesagt, was ich von seinen Probeschüssen halte. Habt ganz recht, Mr. Heintz. Werden aber noch sehen müssen, ob die notwendige Kaltblütigkeit bei der Jagd und noch viel wichtiger, auch im Kampf vorhanden ist.“

      „Werdet es ja bald erfahren, denke ich. So eine Jagdgesellschaft mitten im Indianerland, wird schon die eine oder andere Gelegenheit haben, das Jagdglück zu versuchen und Kampfesmut zu beweisen. Will Euch wünschen, dass Ihr weiterhin ohne Schrammen aus diesen Abenteuern hervorgeht. Nun erst recht, wo Ihr so einen vielversprechenden jungen Mann mitnehmt.“

      Bei seinen zuletzt gesprochenen Worten, hielt er mir den Karabiner hin und forderte mich auf, erneut damit zu schießen. Er hatte das Visier nach meinen ersten Schüssen nachgestellt und war zuversichtlich, dass ich jetzt besser treffen werde. Jetzt war mein Ehrgeiz angestachelt und ich war selber gespannt, wie gut meine Ergebnisse sein würden. Ich nahm also den Karabiner, schob eine der Papierpatronen in die Ladekammer, betätigte den Ladehebel und nahm Aufstellung. Ich zielte nicht lange und drückte ab.

      Aus der Entfernung konnte man die Schussmarke nicht sehen und so machten wir drei uns, fast im Gleichschritt, auf zur Scheibe. Wir waren noch nicht angekommen, da jubelte Heintz förmlich:

      „Heigh day, was für ein Schuss, mitten ins Schwarze. Ich habe es ja gewusst. Der Junge kann‘s!“

      Firehand sah mich jetzt an und sagte:

      „Junge, was darf ich an dir erleben?