An den Ufern des Nebraska. Lennardt M. Arndt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lennardt M. Arndt
Издательство: Bookwire
Серия: Die Surehand-Story
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753183947
Скачать книгу
weniger begehrte Pferd zu lenken, indem ich vorgab, mich auf den anderen, auch wesentlich größeren Tieren, nicht sicher zu fühlen. Firehand konnte dann vorgeben, ein aus seiner Sicht weniger gutes Tier kaufen zu müssen.

      Jetzt ließ er den Gaul in eine schnellere Gangart fallen und ich gab vor, ein wenig aus dem Rhythmus zu geraten, also den Schluss zum Pferderücken nicht gut halten zu können. Nach ein paar Runden, in denen ich nach und nach den Schluss herstellte, hielt Firehand das Pferd an und hieß mich abzusteigen, wobei er mir wieder verstohlen zuzwinkerte. Ich hatte meine Sache also wohl, zu dem beabsichtigten Zweck, gut gemacht.

      Er sagte:

      „Okay, Leo. Für den Anfang war das doch gar nicht so schlecht. Anfängliche Nervosität auf einem Pferderücken ist ja natürlich und den richtigen Schluss hast du ja letztlich auch gefunden. Ich denke, wir können dich noch zu einem leidlichen Reiter ausbilden und sollten daher jetzt ein Tier für dich aussuchen.“

      Masterson brummte dazu nur und ging bereits wieder in Richtung Stadt voraus zum dortigen Corral. Firehand und ich gingen hinterdrein, wobei er mich anstieß und sagte:

      „Gute Arbeit Junge, hab schon bemerkt, dass du dich verstellt hast. Masterson hat aber davon nichts mitbekommen. Werde dir gleich erst ein anderes, größeres Tier aussuchen. Du gibst dann wieder Unsicherheit vor und so wird er uns den vermeintlich verschmähten Rotbraunen für einen fairen Preis überlassen.“

      Masterson, der uns einige Schritte voraus war, hielt an, wartete bis wir aufgeschlossen hatten und sagte im Weitergehen:

      „Nun, ich denke der junge Mann hier muss noch einiges lernen, was das Reiten angeht und so meine ich, ich habe das richtige Tier für ihn bereits gefunden.“

      Wir kamen wieder auf den Hof seines Office‘ und gingen auf den Corral zu.

      „Der Rotbraune hier, wird richtig sein. Er ist ausdauernd, kräftig und für seine Größe auch recht schnell, wenn er gefordert wird. Andererseits ist er eher klein und damit für einen noch nicht so sicheren Reiter gut geeignet. Soweit denn ein Pferd, dass mit Euch durch Dick und Dünn soll, überhaupt für einen Ungeübten geeignet sein kann, Mr. Firehand.“

      Das waren vermutlich genau die Überlegungen, die auch Firehand angestellt hatte, als er den Rotbraunen für mich ausgewählt hatte. Nun kam Masterson bereits zu Beginn der Verhandlungen auf die Punkte zu sprechen, die Firehand sicher gerne noch nicht zur Sprache gebracht hätte.

      Er spielte seine Rolle aber weiter und sagte:

      „Masterson, altes `Coon18, was meinst du, soll einer von meinen Jungs mit so einem kleinen Gaul anfangen. Der Klepper ist zwar kräftig gebaut und kann wahrscheinlich auch lang durchhalten, aber wenn es auf Schnelligkeit ankommt, denke ich, wird er mit einem guten Renner nicht mithalten können. Ich denke der Appaloosa-Hengst mit der weißen Blesse auf der Kruppe wäre das richtige Tier.“

      „Okay, Mr. Firehand. Ihr seid ein Kenner. Aber ich sage Euch, der Kleine hier,“ er deutete auf den Rotbraunen, „ist schneller als Ihr denkt. Aber wie Ihr wollt, --- der mit der Blesse ist ein guter Renner, soviel steht fest. Für den Appaloosa-Hengst muss ich mindestens einhundertfünfzig Dollar verlangen. Den Morgan-Hengst“, er deutete nochmals auf den Rotbraunen, „kann ich Euch billiger machen.“

      Firehand sah zu mir herüber und sagte:

      „Leo wird schon mit dem Appaloosa Freundschaft schließen, nicht wahr?“

      Ich spielte meine Rolle und machte daraufhin ein verzagtes Gesicht.

      „Ist er nicht ein bisschen zu groß für mich, Mr. Firehand? Bedenkt, ich bin Anfänger.“

      „Ich sehe da kein Problem, mit uns wirst du schon noch das Reiten lernen, da bin ich sicher. Aber Masterson, über den Preis müssen wir schon noch ein wenig verhandeln. Ich denke, dass der Hengst schon ein paar Tage auf dieser Mutter Erde weilt und nicht mehr der Jüngste ist. Da erscheinen mir einhundertfünfzig Dollar doch zu viel. Ich gebe Euch achtzig für das Tier und meine, dass es damit noch gut bezahlt wäre.“

      Jetzt setzte Masterson ein beleidigtes Gesicht auf, wobei ich doch merkte, dass die Sache anfing, ihm Spaß zu machen. Er war halt Pferdehändler durch und durch und hatte den Preis sicherlich viel zu hoch angesetzt, was Firehand natürlich wusste. Masterson sagte:

      „Pshaw, wollt Ihr mich beleidigen? Ich drehe doch einem solchen Mann wie Ihr es seid, keinen abgehalfterten Gaul an, der seine besten Tage hinter sich hat. Gut, er hat seine zwölf Jahre in den Beinen, damit ist er kein Jüngling mehr. Das macht er aber durch Reife wett.

      War immer in guter Hand das Tier. Gehörte einem alten Mountain-Man. Auf seinem letzten Ritt ist er allerdings in einen Hinterhalt der Oglala-Lakota19 geraten und wurde vom Pferd geschossen. Einer seiner langjährigen Kameraden, dem sie sein eigenes Pferd getötet hatten, konnte auf dem Appaloosa entkommen. Der Mann hatte vom Leben in den Prairien und Wäldern damit genug und ging zurück in Osten. Vorher verkaufte er mir das Tier.“

      „Hm, die gute Hand kann ich dem Tier ansehen. Aber zwölf Jahre sind zwölf Jahre und was Ihr Reife nennt, könnten bei unserem Vorhaben, bei dem wir vermutlich monatelang im Westen bleiben werden, auch ausgewachsene Mucken werden. Wer weiß, was der Alte dem Tier so alles anerzogen hat und wie es sich in Feindesnähe bewährt. Ein junges Tier könnten wir noch selbst schulen. Ich bleibe also bei achtzig, Mr. Masterson.“

      „Nun, wenn Ihr es von dieser Seite betrachtet, kann ich wenig dagegen vorbringen, meine aber doch, dass einige Jahre in der Hand eines erfahrenen Jägers auch etwas wert sind. Ich sage also, für einhundertzwanzig könnt Ihr ihn haben.“

      „Ich sehe das, wie ich schon sagte, anders, akzeptiere aber, dass Ihr beim Ankauf sicherlich auch schon den Verkauf kalkuliert habt. Ich biete daher neunzig Dollar aber auch keinen Cent mehr.“

      Hier brachte ich mich wieder ein und sagte:

      „Aber Mr. Firehand, wirklich, ich denke nicht, dass der Appaloosa und ich zusammenpassen. Ich würde mich auf einem weniger hohen Tier sicherer fühlen.“

      „Wirklich, Junge? Hm, da muss ich wohl Rücksicht auf dich nehmen und von dieser Wahl abstehen.“

      Er wandte sich wieder an Masterson.

      „Habt‘s gehört, wird wohl nichts werden mit unserem Handel. Das Stockmaß Eures Appaloosas ist mit gut sechzig Zoll20 wohl doch ein wenig zu groß für unseren Neuling hier. Wahrscheinlich hat er sogar recht mit seinen Bedenken.“

      „Nicht so schnell, Mister Firehand, kommen wir doch noch einmal auf den Morgan zurück. Ist ein wirklich schönes Tier und hat mit einem Stockmaß von nur fünfundfünfzig Zoll21 vielleicht die richtige Größe für unseren jungen Mann.“

      „Ein Morgan-Hengst, ja?“, meinte Firehand mit jetzt wieder bedenklichem Gesicht. „Sicher, dass das eine brauchbare Rasse ist? Weiß nur, dass sie noch nicht allzu lange gezüchtet werden und als stark und ausdauernd gelten, aber wie ich schon sagte, habe ich meine Zweifel, was die Schnelligkeit angeht.“

      „Macht Euch doch da keine Sorgen, einige Tiere dieser Rasse haben schon Preise gewonnen. Und dieses Pferd hier ist noch sehr jung, gerade drei Jahre, also im Grunde genau das, wonach Ihr suchtet. Für hundert Dollar lasse ich ihn Euch. Das ist geradezu geschenkt.“

      Jetzt blitzten Firehands Augen kurz auf, weil er Masterson nun dort hatte, wohin er ihn haben wollte.

      „Sagtet Ihr nicht eben noch, dass Ihr den Morgan billiger machen könntet, als den Appaloosa? Für den hätte ich neunzig gegeben, so kann ich hier unmöglich hundert Dollar auf den Tisch legen. Ich gebe für dieses Tier allenfalls sechzig.“

      „Nun macht aber mal halblang, Mr. Firehand. Sechzig sind nun wirklich zu wenig bezahlt. Da leg ich ja am Ende noch drauf. Stammt aus meiner eigenen Zucht das Tier und ich weiß, was es mich kostet, einen Dreijährigen zu ziehen. Neunzig, mein letztes Wort!“, er streckte Firehand die Hand hin, dieser erwiderte:

      „Ich gebe Euch fünfundachtzig,