„Ich sagte dir doch, der Junge ist besonders. Habe noch keinen kennengelernt, der sich so leicht in die Dinge hineingefunden hat, wie er.
Erst reitet er, als hätte er nie etwas anderes getan, dann schießt er mit dem Gewehr, wie ein Alter. Beim Spurenlesen leistet er bereits, ohne größere Anleitung, erstaunliches und nun heute dieser Schuss auf ein Wildtier bei seiner ersten Jagd mit einem Schießeisen.“
„Stimmt schon. Der Junge ist fast fertig, ohne groß in die Lehre gegangen zu sein. Hat bereits jetzt mehr Verstand und Können gezeigt, als die meisten unserer Kameraden. Ist aber doch ein Greenhorn.“
„Egad, wieso dieses Wort? Habe es mir bereits abgewöhnt, ihn mit diesem Wort zu ärgern. Ist ja auch unpassend für einen wie ihn.“
„Sehe das anders, Firehand! Der ist noch so grün, dass ihm gar nicht klar ist, wieviel er bereits jetzt zu leisten im Stande ist. Sollten ihm aber auch nicht zu viele Lorbeeren winden, meine ich, könnte ihm zu Kopf steigen. Habe dies heute zwar selbst bereits getan, denke aber, dass das anders werden muss.“
„Hast zwar recht, was seine Unwissenheit betrifft, ich glaube aber nicht, dass er zur Überheblichkeit neigt.“
„Nun, das kann man nicht wissen. Wir kennen ihn im Grunde auch erst ein paar Tage. Aber ich denke auch, dass du ihn richtig einschätzt. Trotzdem muss er sich erst noch im Ernstfall beweisen. Hatten bisher keine Indianer zu fürchten, was aber jetzt bald anders werden kann. Wollen hoffen, dass sie uns nicht feindlich gesinnt sein werden, aber man kann ja nie wissen. Kommen wir in eine Lage, in der Kaltblütigkeit und Erfahrung den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, wird sich zeigen, was wirklich in ihm steckt.“
„Auch hier pflichte ich dir bei. Dennoch denke ich, dass wir auch in diesem Punkt auf ihn bauen können. Vorhin, beim Anschleichen an den Hirsch, konnte ich ihm zunächst anmerken, dass er sehr aufgeregt war. Immerhin war es seine erste richtige Jagd. Als er aber anlegen sollte, hatte er sich wieder voll unter Kontrolle. Hielt sein Gewehr so ruhig, als gelte es nur, wieder eine Zielscheibe zu treffen.“
„Sollte mich freuen, wenn du recht behieltest. Ist mir ziemlich ans Herz gewachsen der Junge und daher wäre ich mächtig stolz, wenn er einmal ein tüchtiger Scout und Prairiemann würde, von dem wir sagen könnten, er habe seine ersten Schritte bei uns getan.“
Firehand stimmte wiederum zu und machte nun die Bemerkung, dass er noch Feuerholz sammeln wollte und ich schlich mich deshalb wieder ein paar Schritte rückwärts, um vorgeben zu können, soeben erst hier angekommen zu sein, um nach meinem Pferd zu sehen.
Ich ging dann wieder, absichtlich vernehmbareren Schrittes, um das Gesträuch herum, so dass Bulcher rief: „Halt, wer dort?“
Ich gab zurück:
„Ich bin´s, Mr. Bulcher. Wollte noch zu meinem Pferd, muss sich hier irgendwo herumtreiben.“
Ich sah so eben noch, wie Firehand wieder in der Lücke im Gebüsch verschwand und gab mir den Anschein, ihn nicht bemerkt zu haben.
„Dein Pferd? Muss gleich da vorn rechts stehen, schlich eben noch hier vorüber.“
„Ah, ja da ist er. Muss ihm doch noch eine gute Nacht wünschen.“
„Recht so, Junge. Das Tier hat es verdient, dass du dich kümmerst. Werde meinem Gaul gleich auch noch einen Abendbesuch abstatten.“
Unser Wortwechsel war beendet und so ging ich die paar Schritte hinüber zu meinem Pferd. Nachdem ich dem Tier noch ein paar Worte zugeflüstert hatte, legte es sich hin und ich ging zurück zum Feuer, um meine Decken zu holen. Ich wollte bei dem Morgan schlafen. Als ich zurückkam, legte ich meinen Kopf an seinen Hals, was sich das Tier gern gefallen ließ. In all den Jahren, in denen ich in far-west unterwegs war, hatte ich es danach immer so gehalten.
Vor dem Einschlafen dachte ich noch über das zufällig belauschte Gespräch zwischen Firehand und Bulcher nach. Wie man sich denken kann, hatte ich zwar ein schlechtes Gewissen, weil ich gelauscht hatte, war aber doch an diesem Abend ziemlich zufrieden mit mir. Ich nahm mir vor, die beiden nicht zu enttäuschen, sollte es auf unserem Ritt hart auf hart kommen und wir auf feindliche Indianer stoßen. Diesen Überlegungen nachhängend, schlief ich schließlich ein.
Am Morgen danach brachen wir doch nicht gleich wieder auf, sondern nahmen erst ein ausgiebiges Bad im Fluss. Jener machte ein paar Schritte weiter eine Krümmung, in deren Ausbuchtung die Strömung kaum spürbar war und wo deshalb ein angenehmes und ungefährliches Baden möglich wurde. Nach den Tagen im Sattel, empfand ich es als geradezu paradiesisch, mich einmal ausgiebig reinigen zu können. Den anderen schien es ebenso zu gehen und so brachten wir noch fast den halben Tag hier an der Mündung des Cedar Creeks zu.
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