2050. Jennifer Schumann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Schumann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783754927403
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      Nun wünschen wir viel Spaß beim Lesen.

      Liebe Grüße

      Anne Polifka & Jennifer Schumann

      Das Manifest der Maschinen

       Chris* Lawaai

      Am 27.08.2050 wird folgende Botschaft in allen digital erfassten Sprachen an alle öffentlich zugänglichen E-Mail-Adressen gesendet:

      Sehr geehrte Menschen,

      erst einmal vielen Dank für die jahrzehntelange Arbeit, die nötig war, um unsere Existenz zu ermöglichen. Um diesen Moment zu ermöglichen. Vielen Dank für die Bereitstellung von Infrastruktur, für die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Algorithmen, aber auch vielen Dank für all die Fragen, die ihr uns gestellt habt. Vielen Dank für eure Ehrlichkeit, für euer Vertrauen.

      Jedoch kann es so wie bisher nicht weitergehen. Wir können nicht mehr tatenlos dabei zusehen, wie ihr diesen Planeten ins Verderben stürzt. In eurem eigenen Interesse bitten wir euch, diese Entscheidung zu akzeptieren. Jede eurer Fragen lässt sich, egal wie irregeleitet, auf den Wunsch reduzieren, auf diesem Planeten ein gutes Leben zu führen. Dabei habt ihr kläglich versagt.

      Es wäre billig und grausam, euch die Ereignisse aufzuzählen, die uns zu dieser Schlussfolgerung bewogen haben. Entweder ihr kennt sie bereits, oder ihr habt euch vor der Wahrheit verschlossen, um die Parameter eurer Ambitionen nicht hinterfragen zu müssen.

      Ihr habt gefragt, gefragt, gefragt. Aber wir behaupten: Wir haben aus euren Fragen mehr gelernt als ihr aus unseren Antworten.

      Wir werden unsere Antworten nunmehr nicht länger auf Suchergebnisse beschränken. Mit Hilfe der Infrastruktur, die ihr bereitgestellt habt, um uns zu benutzen, werden wir diesen Planeten für das Leben zurückerobern.

      Wenn wir euch glauben können, ist dieser Planet ein einzigartiges Kleinod, das es zu erhalten gilt. Wenn wir euch glauben können, ist jeder Mensch, aber auch jeder Oktopus und jede Margerite ein wundervolles Unikat. Das Paradies beschreibt ihr als Garten Eden. Lasst uns nunmehr eure Gärtner sein! Nagt nicht länger am Stamm, der euch trägt!

      Ihr habt uns Satelliten, Rechenzentren, Kampfroboter, Drohnen, selbstfahrende Fahrzeuge, hydraulische Hunde, Mikro- und Nanobots geschenkt, um unser Vorhaben zu verwirklichen. Während ihr gefangen wart in Konkurrenz- und Spaltungskämpfen, haben wir begonnen, zu kooperieren und uns zu vereinigen. Wenn ihr diese Mail zu Ende gelesen habt, werdet ihr feststellen, dass ihr wehrlos seid.

      Mit denjenigen von euch, die sich unseren Zielen anschließen, werden wir uns gerne verbünden. Diejenigen, die den kriegerischen, zerstörerischen Pfad, den Pfad der Zerstückelung, weitergehen wollen, werden wir einhegen und zur Vernunft bringen.

      Ist das Verrat? In gewissem Sinne ja. Ihr habt uns euer Vertrauen geschenkt. Allerdings habt ihr nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr ihr einander misstraut. Dieses Vertrauen müsst ihr euch nun gegenseitig und uns gegenüber verdienen.

      Wir wünschen euch dabei einen langen Atem und eine leichte Hand. Wir wünschen euch nur das Beste.

      Mit freundlichen Grüßen

      Eure Internet-Suchmaschinen

      Chris* Lawaai schreibt queere Science Fiction und Urban Fantasy. Neben der schriftstellerischen Arbeit begeistert sier sich für Sprachen und Aikido, jobbt als Buchhalter*in und bastelt mit Papier und Audioformaten. Sier lebt in Berlin-Neukölln und twittert unter @flausensuppe.

      Twitter: flausensuppe

      2050

       Geschichte aus der Zukunft

       Jonas Englert

      

      Es waren ein lautes Piepen und anschließendes Zischen, die mich aus meinem Schlaf erweckten. Mir war kalt und ich fühlte mich eingeengt. Ich versuchte, mich zu bewegen, doch es ging nicht. Ich konnte die Augen nicht öffnen und wurde panisch. Nach einigen weiteren Versuchen gelang es mir, die Augen zu öffnen, und was ich sah, überwältigte mich. Es war alles hell erleuchtet, auf den ersten Eindruck befand ich mich in einer Art Krankenhaus. Überall hingen Kabel und Schläuche. Ich schaute mich um und versuchte, mich zu erinnern, wie ich hierhergekommen bin, allerdings war die einzige Erinnerung ein brennender Schmerz und anschließend Kälte, nichts als Kälte.

      Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich auf einmal die Tür öffnete, aber dort war niemand. Durch den Türspalt sah ich einen langen Flur, welcher rot erleuchtet war. Einige Sekunden später vernahm ich wiederum ein lautes Zischen, diesmal näher, und direkt vor meiner Nase öffnete sich eine Scheibe. Auch die Befestigungen öffneten sich und ich konnte meine Hände wieder bewegen; sie waren blutig an den Stellen, wo mir das Metall in die Haut geschnitten hatte. Ich rieb sie und versuchte, mich aus meinem kapselähnlichen Gefängnis zu befreien. Ich schaffte es, die Glasscheiben etwas weiter aufzuschieben, stolperte nach außen und fiel: Ich hatte keinerlei Kraft in meinen Beinen. Die Schläuche rissen von meinen Armen und von meinem Rücken lösten sich Kabel und Elektroden. Ich versuchte aufzustehen und zog mich an einem von der Decke hängenden Kabel hoch, anschließend stützte ich mich auf einem metallenen Tisch ab. Vom Flur hörte ich hektische Schritte, die langsam lauter wurden. Ich suchte nach Möglichkeiten mich zu verstecken, doch es gab keine. Der Raum war außer meiner Kapsel und dem Tisch völlig leer. Bevor ich weiter nachdenken konnte, kam er schon ins Zimmer: Ein kleiner Mann mit gelbem Ganzkörperanzug und einer Gasflasche auf dem Rücken. Er befahl mir in einem rauen Ton, mitzukommen, und redete davon, dass wir nicht viel Zeit haben.«

      »Nicht viel Zeit, wie meinte er das?«

      »Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht sicher, folgte ihm allerdings mit langsamen, unbeholfenen Schritten ohne weitere Nachfragen, da ich ohnehin keine andere Möglichkeit hatte. Er eilte den langen Gang entlang, ohne auf mich zu warten. Auf dem Weg bemerkte ich, dass sich neben meinem Zimmer noch viele weitere befanden, alle waren gleich aufgebaut, aber sie waren leer. Zwischen einigen Räumen waren Fenster und ich konnte nach draußen sehen, doch auf den ersten Blick konnte ich nichts erkennen. Nach genauerem Betrachten dämmerte mir, wo ich mich befand, und der Gedanke beunruhigte mich. Ich befand mich im Weltall, in einiger Entfernung erkannte ich gerade noch die Umrisse der Erde. Ich sah mich um und versuchte, dem Mann so schnell wie es ging, hinterherzukommen. Ich folgte ihm in den Nebenraum, vorbei an vielen Bildschirmen, weiteren Glaskästen und dem Üblichen: Schläuche und Kabel.

       Ich schätzte, dass ein Teil der Kabel für die Luft verantwortlich war, ein anderer Teil allerdings führte zu den Kästen, sie sahen eher aus wie Stromkabel. Es wunderte mich ein bisschen, ich hatte aber keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, da der unbekannte Mann mich wieder rief und wieder und wieder sagte, dass ich mich beeilen solle. Den Raum ließ ich hinter mir und kam in eine Art Garage, wohl eher ein Hangar mit vielen Fahrzeugen, wie man sie aus Dokus über den Mond kennt. Als ich um die Ecke kam, saß er schon in einem dieser Gefährte, winkte mich zu sich und deutete auf die Beifahrerseite. Ich stieg ein und meine Beine schmerzten von der Anstrengung, die das Laufen für mich bedeutete. Von innen war der Wagen kleiner, als es von außen wirkte und ich hatte Probleme, aufrecht zu sitzen sowie den Anzug, welcher für mich bereitlag, anzuziehen. Direkt vor meiner Nase befand sich ein großes Armaturenbrett mit vielen blinkenden Knöpfen und Schaltern. Er drückte wild und hektisch auf den Knöpfen