Dann entschloss sich auch der zweite Partner, das Geschäft mit uns zu machen.
Ein paar Tage später war große Geschäftseröffnung. Meine Schwester kannte einige Zocker, bei denen hatte sie Werbung für uns gemacht. Der Laden war brechend voll, nebenan rappelleer.
Fransmann spuckte Gift und Galle, war kotzsauer, schloss seinen Laden und ging in Urlaub. Die Konkurrenz hatte das Handtuch geworfen. Endlich verdienten wir Geld.
Ich dachte nur: >Rache ist süß, mein lieber Fransmann. Mit einer kleinen Frau darf man sich nicht anlegen, die unterschätzt man sehr schnell. Es ist bereits das zweite Mal dass ich mich gegen Unterdrückung durch dich erfolgreich gewehrt habe.<
In Frieden leben unmöglich
Die neue Partnerschaft mit den Kölnern war sehr erfolgreich. Zwar wunderte mich das nicht, denn auch ich hatte von den Beiden eine gute Meinung, weil sie als Finanzstark, sehr freundlich und auch sehr großzügig bekannt waren. Denn es war in der illegalen Glücksspiel -Szene sehr wichtig, dass die Spieler auf das Geld und die Großzügigkeit der Veranstalter Jagd machten. Aber natürlich war es ebenfalls ein großer Vorteil, dass der Fransmann seinen Laden geschlossen hatte. So konnten wir konkurrenzlos alles einsammeln, was die Zocker an Bargeld verloren. Und ich staunte immer wieder aufs Neue, wie viel Geld noch im Umlauf war, obwohl die Zocker seit Jahren täglich ihrer Spielleidenschaft nachkamen, und natürlich verloren.
Franco und ich hätten uns eigentlich ein schönes Leben machen können, aber es gab einige Hindernisse.
Dass er noch in der Disco arbeitete, war das kleinere Übel, denn mit seinem Chef einigte er sich auf weniger Arbeitstage, was für den Chef auch weniger Gehalt bedeutete. Denn Francos ältester Bruder war ebenfalls in der Disco beschäftigt, sodass Francos Anwesenheit an den starken Wochenendtagen ausreichte.
Der Hauptstörfaktor war Francos Ehefrau. An deren Verhalten konnte man ganz deutlich das südländische Temperament erkennen, denn sie war nicht bereit, den Vater ihrer sechsjährigen Tochter, kampflos aufzugeben. Mir fehlte jedes Verständnis für deren Aktionen, denn das widerstrebte total meiner Einstellung: >Reisende soll man nicht aufhalten<!
Die Probleme begannen damit, dass sie eines Morgens vor meiner Haustür stand und laut rief: „ Franco, komm sofort nach Hause. Was willst du bei dieser Frau? Was hat die Frau, was ich nicht habe? Ich bin deine Frau, die dir ein Kind geboren hat, du kannst uns doch nicht einfach verlassen. Komm raus, ich will mit dir sprechen.“
Ich war wie vom Donner gerührt, mir war das laute Geschrei der Frau schrecklich peinlich. Voller Entsetzen bat ich meinen Freund: „Bitte sag deiner Frau sie soll das lassen. Es ist mir furchtbar peinlich, dass die hier so laut schreit. Hat die Frau denn gar kein Schamgefühl? Bitte sag ihr, sie soll vor meiner Tür weggehen. Was sollen denn die Nachbarn denken? Kümmere dich bitte darum!“
Franco schüttelte heftig den Kopf, meinte: „Nein, lass sie schreien, die hört von alleine auf, wenn wir nicht reagieren. Ich geh da nicht raus, ich habe keine Lust auf Diskussionen mit der. Das nützt sowieso nichts, die kann man nicht zur Vernunft bringen. Man muss sie auflaufen lassen, dann geht die von alleine.“
Gegen Francos Rat ging ich beim ersten Mal ans Fenster, in der irrigen Hoffnung diese hysterische Frau zur Vernunft bringen zu können, aber mein Anblick verstärkte noch ihr Geschrei. Ich versuchte, ihr die schreckliche Blamage zu erklären. Aber es war einfach nicht möglich, auch nur ein paar Worte ohne ihr Gekreische auszusprechen. Sie hörte mir einfach nicht zu, überschrie alles was ich sagte. Für mich war die Frau Geistesgestört.
„Die ist ja irre. Unmöglich mit der Frau zu reden.“ War mein Fazit, als ich schließlich aufgegeben hatte.
„Sag ich doch. Lass sie, die haut schon ab. Spätestens wenn sie arbeiten muss. Das versäumt die nie.“ War Franco sich sicher.
Das war zwar richtig, aber leider suchte Francos Ehefrau einen anderen Weg uns zu schaden, und sie fand eine Möglichkeit, an die ich im Traum niemals gedacht hätte.
Ein paar Tage später kamen wir nachmittags ins Casino und glaubten unseren Augen nicht zu trauen. Alle beiden Tableaus waren zerstört. Die Roulette-Tücher in viele kleine Fetzen zerschnitten. Die Jetons lagen auf dem Boden, über den ganzen Raum verteilt und die beiden Rateaux in der Mitte durchgebrochen. Nur das Spielgerät selbst, der Kessel, stand unbeschädigt auf dem Mittelgestell als habe man den vergessen.
„Nein! Was ist das denn? Wer war das?“ schrie ich entsetzt auf.
Als Francos Bruder herein kam, konnte man ihm sein Entsetzen am Gesicht ansehen, und die beiden Brüder debattierten in ihrer Landessprache, mit so einem lauten Temperament, dass man glauben konnte, sie stritten. Natürlich verstand ich kein Wort, konnte mir aber denken um was es ging.
Als die Kölner kamen, hatten wir Erklärungsbedarf. Franco beschönigte nichts: „Das kann nur meine Frau in Auftrag gegeben haben, aber das wird sie büßen.“ Bestätigte er mit zorniger Miene.
„Aber wie ist die denn hier herein gekommen, Franco? Hatte die denn einen Schlüssel? An der Tür gibt es keine Einbruchsspuren, also hat Jemand aufgeschlossen. Wie ist das möglich?“ Wollten unsere Partner wissen.
Hellhörig geworden verlangte auch ich Aufklärung: „Wie kann deine Frau denn an die Schlüssel gekommen sein? Warst du in den letzten Tagen mal bei ihr?“
Zornig fuhr Franco mich an: „Quatsch! Bist du bescheuert? Dumme Frage, jeder Schlüsseldienst macht dir die Tür auf, wenn du ihm genug Kohle gibst. Die wird einen gefunden haben, der ihr entweder nen Universalschlüssel gegeben hat, oder mal schnell geöffnet hat. Von mir kann die den nicht haben.“ Ich starrte ihn sprachlos an, wusste nicht was ich glauben sollte.
Als die ersten Zocker kamen, mussten wir denen erklären, dass heute kein Spiel stattfinden werde.
Schnell war telefonisch geklärt, dass der dicke Piggy uns zwei Roulette-Tücher und zwei Rateaux bringen sollte. Er versprach sich sofort auf den Weg zu machen, würde etwa in zwei Stunden bei uns sein. Die Männer schickten uns ins nächste Bauhaus, um Schaumstoff für die Unterlage, und Holzleisten für die Umrandung, zu holen.
„Soll ich meinen Schwager anrufen, oder macht ihr Männer das selbst?“ fragte ich und bekam die Auskunft, dass die Herren alle zwei linke Hände hatten. Also bestellte ich meinen Schwager für die Bespannung der Spieltische.
Während der Reparaturarbeiten war Franco plötzlich verschwunden, sein Bruder grinste nur Schulter zuckend, als ich ihn fragte, wo Franco hin sei.
Meine Partner gingen derweil zum Essen in das China-Restaurant im Nebenhaus. Mit Verspätung von 3 Stunden konnten wir den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Sicherheitshalber hatte ich im Bauhaus noch ein neues Türschloss gekauft, das mein Schwager noch einsetzte, sodass wir eine Wiederholung nicht befürchten mussten.
Am nächsten Tag fragte mich eine meiner Freundinnen, die an der Bar der Disco arbeitete: „ Was habe ich gehört? Francos Frau hatte einen Besuch in eurem Casino gemacht? Und anschließend ist sie ihm in die Faust gelaufen? Oder warum steht die mit zwei blauen, statt ihren braunen Augen hinter der Theke, in dem Fischimbiss?“
„Ja, wir nehmen an, dass sie das Chaos in unserem Laden verschuldet hat, aber ob der Franco ihr aufs Auge gehauen hat, weiß ich nicht, aber das ist schon möglich.“
„Ist ja nicht das erste Mal, die muss das ja schon gewöhnt sein, so oft wie die blaue statt braune Augen hatte. Die haben schon immer eine sehr temperamentvolle Ehe geführt. Das war nicht zu übersehen!“ erzählte mir meine Freundin, obwohl ich das eigentlich gar nicht hören wollte.
„Das heißt also, dass der Franco seine Frau schon öfter verprügelt hat? Das höre ich aber gar nicht gerne. Männer die ihre Frauen schlagen mag ich gar nicht. Ich werde ihn danach fragen.“ War ich entschlossen, ihm mein Missfallen mitzuteilen