„Frag mich was Leichteres. Ich bin mir nicht sicher, welches mein Typ ist. Aber Bobby ist es jedenfalls nicht“, sage ich, nachdem ich einen Moment grübelnd den Sand fixiert habe. Irgendetwas hat mir die Stimmung verschlagen und nagt an mir. Ich versuche zu ergründen, was genau es gewesen ist. Wieder sehe ich diese grünen Augen der Anzugfrau vor mir, die mich herausfordernd fixieren. Die Erinnerung daran, wie sich ihr Spitzen-BH durch die feuchte cremefarbene Bluse abzeichnet, lässt mich trocken schlucken. Neil wird ungeduldig.
„Was ist eigentlich los mit dir? Wann hattest du das letzte Mal Sex, Bro.“ Genervt stoße ich die Luft aus und werfe den Kieselstein, mit dem ich die letzten Minuten gespielt habe, in den Sand. Wo ist Neils angenehme Oberflächlichkeit hin?
„Neil, was soll das jetzt werden? Bist du meine Mutter?“ Neil lacht schon wieder.
„Du redest mit Christiane über dein Sex-Life. Ist ja hochinteressant! Nein, im Ernst. Entweder, du bist sehr diskret oder aber bei dir herrscht Flaute.“ Er kneift die Augen zusammen. „Du hast doch früher nichts anbrennen lassen? Und als wir vor zwei Monaten aus dieser Cocktail-Bar in Downtown gewankt sind, wäre die kleine Brünette sicherlich mit dir mitgegangen. Ich dachte, ich höre nicht richtig, als du dankend abgelehnt hast.“
„Das geht dich nichts an.“
„Jetzt sag doch mal. Zwei Monate, vier Monate?“ Mir wird es zu bunt. Nach dem Bord greifend, erhebe ich mich und klopfe den Sand vom Neoprenanzug.
„Ich geh wieder ins Wasser.“
Während ich unter der Dusche meinen Körper einseife, kommt mir das Gespräch mit Neil wieder in den Sinn. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich seit fast einem Jahr keine Frau mehr gehabt habe. Seit einem fucking Jahr! Ich habe schlicht nicht das Bedürfnis nach Frauen gehabt. Neil hätte es mir ohnehin nicht geglaubt. Er ist wahrscheinlich der festen Überzeugung, ein Mann platzt bei so langer Abstinenz an Samenstau.
Ich denke an die großen braunen Augen von Bobby, die sich hinter der Badezimmertür in greifbarer Nähe befinden. Es wäre so leicht, meinem Einsiedlerdasein ein Ende zu setzen: das Handtuch fallen lassen, Bobby in meine Arme ziehen und sie gleich auf dem Schreibtisch nehmen. Aber, abgesehen davon, dass Bobby das nicht verdient hat, regt sich selbst bei dieser Vorstellung nichts bei mir. Es lässt meine Libido kalt, wenn sie bei mir ist oder wenn ich an sie denke. Eben wie bei einer Schwester. Es gibt keinen Grund, die Freundschaft mit Bobby komplett zu verbocken, ihr vielleicht auch noch wehtzutun und darüber hinaus meinen Traum, die Walforschungsstation, zu gefährden. Warum Bobby plötzlich mehr zu wollen scheint, will ich nicht vertiefen. An meinem Verhalten liegt es bestimmt nicht. Es gibt zu viele zeitraubende Themen in meinem Leben. Da brauche ich nicht noch eine unglücklich verknallte Frau. Vielleicht gibt sich die Schwärmerei von selbst, wenn ich sie ignoriere.
Mein Körper scheint praktischerweise mit meinem Verstand einig. Wahrscheinlich habe ich es schlicht eine Zeitlang mit den Frauen übertrieben und bin jetzt satt. Ich verziehe den Mund, wenn ich an die Zeit vor etwa vier Jahren zurückdenke. Kurz nachdem meine Schwester Mira abgetaucht ist und unser Vater sich einigermaßen erholt hat, bin ich exzessiv mit Neil um die Häuser gezogen. Blind habe ich mir genommen, was mir angeboten wurde. Und das war nicht wenig. Es schien der beste Weg, alles zu vergessen. Sie auszumerzen. Warum auch nicht?
Ich wurde immer wahlloser. Lange habe ich mir eingebildet, mich so an Laura rächen zu können. Wie dumm von mir. Als ob sie mich beobachtet hätte...
Dann habe ich fast eine goldene Regel gebrochen. Das Mädchen ist sicherlich noch Jungfrau gewesen. Kurz bevor es zum Äußersten gekommen ist, ging mir zum Glück auf, dass ich im Begriff war, eine meiner Studentinnen, von der ich noch nicht mal den Namen wusste, im Kopierraum der Uni zu vögeln. Angeekelt von mir selbst, kam ich schlagartig zur Besinnung und kappte meine Triebhaftigkeit. Es fiel mir nicht schwer. Im Gegenteil. Wenn ich ehrlich bin, ließ mich fast jede Frau kalt, die ich im letzten Jahr getroffen habe.
Ich schamponiere meine Kopfhaut und denke an die heutige Tour. Das erste Mal seit Gründung der Station habe ich mich auf meinem Boot gelangweilt. Wie lange noch plane ich, diese zeitraubenden täglichen Ausfahrten selbst zu machen. Es gibt eine Menge fähiger Studenten in meinem Fachbereich, die das ohne Bezahlung gerne übernähmen. Bislang habe ich mir eingebildet, den Seewind und die freudige Erregung, wenn wir auf Wale treffen, zu brauchen. Kann ich darauf verzichten?
Während ich heute die gesichteten Wale ansteuerte, habe ich an die gestrige Fahrt denken müssen. Unverständlich, wo ich gestern diese telefonierende Anzugtussi und deswegen die Tour doch nur nervig fand. Ein Bild von ihr kommt mir in den Sinn. Wie sie mich wütend angefunkelte, die Brüste durch die verschränkten Arme hochgepusht, ihre gelöste Haarsträhne flatternd im Wind. Und später im Heidelberg ihr Lächeln ... Die Bewegung meiner Hände im Haar stoppt und ich sehe verblüfft an mir hinunter. Kaum glaube ich, was mein Körper mir mitteilt:
Meine enorme Erektion wippt herausfordernd inmitten der meinen Bauch hinablaufenden Schaumspuren.
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