Achim Kaul
Mord aus kühlem Grund
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Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
Mord aus kühlem Grund
»Ick lass’n schmoren! Wenn ick den verdammten Bengel erwische, lass ick’n schmoren, und zwar inner Finnischen!« Fred schwitzte. Das war normal. Er wog hundertdreißig Kilo und die waren nicht ausgewogen an seinem Körper verteilt. Die meiste Zeit ruhte er in seiner Mitte, denn da war am meisten Platz. Von Ruhe konnte allerdings gerade keine Rede sein. »Mindestens eine halbe Stunde lang, dit sarick dir, den lass ick vorher nüscht raus!«
»Nu lass mal gut sein«, sagte Johanna, seine Frau, hundertzehn Kilo schwer. In ihr schneeweißes Saunatuch gehüllt, die langen roten Haare in einem türkisblauen Turban verborgen, stand sie seelenruhig vor einem großen Spiegel und begutachtete sorgfältig die roten Äderchen auf ihren Wangen.
»Du hast leicht reden, Jo. Wie steh ick denn da, ohne Handtuch?«, zischte Fred. Johanna ließ einen Seitenblick über ihren Fred gleiten, der augenblicklich nicht so recht wusste, wie er seine Nacktheit, vor allem an den zentralen Stellen verbergen sollte. »Wenn ick nur wüsste, wo dieser Hundling dit verdammte Handtuch vasteckt hat!« Er zog an ihrem Unterarm. »Stell dir mal een bissken vor mir hin! Die jungen Dinger gucken schon so komisch.« Johanna seufzte.
»Jetzt setz dir halt eenfach uff die Liege da, die wird jrad frei.« Fred ließ sich schnaufend nieder und versuchte, den Blicken der anderen Badegäste auszuweichen. »Schnapsidee, blöde«, dachte er. »Warum kann man nich einfach nur Minigolf spielen? Dit is een Sport, der zu meim Körper passt. Dazu brauchtet Ruhe und Konzentration. Da muss man janz in seiner Mitte sein. Aber nee! ›Therme‹, hießet, ›dürfn wa nüscht versäumen‹, hießet, ›wenn wir schon mal hier sind‹, hießet!« Fred schwitzte und steigerte sich in seinen inneren Monolog hinein, an dessen Ende er »verdammter Bengel« zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervorzischte. Johanna zuckte gleichmütig die fleischigen Schultern und ging dazu über, ihr Gesicht mit einer neuartigen Creme zu behandeln, die eine junge Mitarbeiterin ihr am Eingang gratis in die Hand gedrückt hatte. Fred wischte mit der Hand über sein schweißnasses Gesicht und schüttelte den Kopf. »Wenn et umsonst is, tauchtet Zeuch sowieso nüscht«, sagte er mit einem Blick auf Johannas fettglänzendes Gesicht. Sie hielt ihm zur Antwort die lavendelfarbene Tube vor die kurzsichtigen Augen, damit er den regulären Preis entziffern konnte. Kurzzeitig verschlug es ihm die Sprache. Gerade als er zu einem seiner Monologe ansetzen