Die richtige Chemie. Günter Wirtz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Wirtz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754184929
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2: Ich vermute, du bist Mr. Hyde.

      Mann 1: Ja, ich bin das Tier.

      Mann 2: Und deine Frau sucht einen Dr. Jekyll?

      Mann 1: Scheiße Mann, sie hat ihn schon gefunden!

      Mann 2: Ach du grüne Neune!

      Mann 1: Was soll das denn heißen?

      Mann 2: Nichts, ich wollte nur mein Mitgefühl ausdrücken.

      Mann 1: Mit ach du grüne Neune? Du bist echt abgedreht. Jedenfalls, wenn ich den Wichser erwische!

      Mann 2: Wohl kaum.

      Mann 1: Wieso?

      Mann 2: Schon vergessen? Du willst dich von der Brücke stürzen.

      Mann 1: Stimmt.

      Mann 2: So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt.

      Mann 1: Wie jetzt?

      Mann 2: Dass du klein beigibst und dich wegen so ‘nem Dings, so ‘nem …

      Mann 1: Wichser? Arschloch? Drecksack?

      Mann 2: Genau. Dass du dich wegen so einem umbringst.

      Mann 1: Du meinst, ich sollte den Typ umbringen?

      Mann 2: Gott bewahre, nein!

      Mann 1: Warum nicht?

      Mann 2: Weil das unmoralisch ist.

      Mann 1: Unmoralisch? Ich wette, du unterrichtest Philo.

      Mann 2: Die Wette hast du gewonnen: Philo, Geschi und Latein.

      Mann 1: Hammer!

      Mann 2: Oberhammer!

      Mann 1: Pff, aber zurück zu dem Typen. Ich sag dir, das muss voll der Homo sein.

      Mann 2: Homo ist Latein und bedeutet Mensch. Er muss voll der Mensch sein?

      Mann 1: Nä, mit Homo meine ich Schwuchtel, aber nicht wirklich, du weißt schon.

      Mann 2: Ach so, ne, wie denn?

      Mann 1: Na ja, ein Weichei eben! So einer, der für alles Verständnis hat, der den Frauen stundenlang zuhört, der merkt, wenn Frauen beim Frisör waren, verstehste? Ein Schwanzwedler.

      Mann 2: Ein Schwanzwedler?

      Mann 1: Ja, Mann. Der Typ ist ein Köter, der den ganzen Tag vor Frauchen Männchen macht. Der immer da ist, immer zuhört, immer zum Kuscheln aufgelegt ist. Der immer bellt, wenn er soll. Ein Schwanzwedler eben. Das genaue Gegenteil von mir. Zu reden und über alles nachzudenken, ist nicht mein Ding.

      Mann 2: Du Glücklicher! Ich wünschte, das könnte ich auch. Dann hätte ich kein schlechtes Gewissen.

      Mann 1: Du und schlechtes Gewissen? Warum?

      Mann 2: Na, wegen meiner Frau.

      Mann 1: Ah, du betrügst sie.

      Mann 2: Ja und meine Geliebte ist auch verheiratet.

      Mann 1: Und deswegen hast du ein schlechtes Gewissen?

      Mann 2: So ist es. Aber das ist noch nicht alles. Blut klebt an meinen Händen.

      Mann 1: Du hast den Mann erstochen.

      Mann 2: Jjjnein.

      Mann 1: Erschossen, erwürgt, erschlagen.

      Mann 2: Jjjnein.

      Mann 1: Scheiße, Mann, das nervt. Nu sag schon!

      Mann 2: Er hat sich selbst … krrk.

      Mann 1: Selbstmord?

      Mann 2: Jou.

      Mann 1: Fuck!

      Mann 2: Jou! Hat seiner Exfrau einen Abschiedsbrief geschrieben und fft.

      Mann 1: Fft?

      Mann 2: Genau, fft. Hat sich die Kugel gegeben oder erhängt oder sich von ‘ner Brücke gestürzt, ich weiß nicht.

      Mann 1: Und deswegen willst du dich jetzt auch umbringen?

      Mann 2: Ja.

      Mann 1: Weil du mit der Schuld nicht leben kannst?

      Mann 2: Du sagst es.

      Mann 1: Mann, bist du bescheuert!

      Mann 2: Findest du?

      Mann 1: Logo.

      Mann 2: Du findest, das ist kein Grund sich umzubringen?

      Mann 1: Ne.

      Mann 2: Aber was soll ich denn jetzt machen?

      Mann 1: Die Witwe trösten.

      Mann 2: Hm.

      Mann 1: Sag mal, willst du nicht zu mir hinter das Geländer kommen? Dann können wir uns hinsetzen. Meine Knie, weißt du?

      Mann 2: Bei mir ist es der Rücken.

      Mann 1: Na, dann los!

      Mann 2: Okay.

      Mann 1: Halt dich bloß fest! Übrigens, wie heißt die Frau, die du flachgelegt hast?

      Mann 2: Flachgelegt?

      Mann 1: In die du dich verliebt hast?

      Mann 2: Tanja.

      Mann 1: Und der Typ?

      Mann 2: Ich heiße Phillip.

      Mann 1: Nein, der Typ von ihr, von Tanja.

      Phillip: Der sich umgebracht hat?

      Mann 1: Der mit dem Abschiedsbrief, genau.

      Phillip: Oliver.

      Mann 1: Ach.

      Phillip: Wieso ach?

      Mann 1: Einfach so. Hier, nimm meine Hand!

      Phillip: Danke, du bist echt ein Freund. Wirklich, wenn du nicht gewesen wärst, dann läge ich jetzt da unten und wäre Matsch mit Krawatte. Aber jetzt, nach dem Gespräch mit dir, das hat mir richtig gut getan. Ich darf einfach nicht so viel nachdenken, so wie du. Sag mal, wie heißt du eigentlich?

      Mann 1: Ich? Oliver.

       Oliver reißt seine Hand los. Phillip fällt rückwärts in Richtung Abgrund und schreit auf. Mit der linken Hand packt Oliver Phillip an seiner Krawatte und hält ihn fest. Phillip rudert wild mit den Armen und röchelt.

      Phillip: Ahhh.

      Oliver: Genau, A wie Arschloch.

      Phillip: Nicht loslassen!

      Oliver: Da war die Krawatte wohl doch zu was gut. Ich hoffe, du hast den Knoten richtig zugemacht.

      Phillip: Ich, wir können über alles reden.

      Oliver: Scheiße, Mann, du hast meine Frau gevögelt. Worüber willst du mit mir reden?

      Phillip: Nein, ich hab sie nicht gevögelt.

      Oliver: Erzähl keinen Scheiß! Was hast du sonst mit ihr gemacht? Mit ihr Händchen gehalten?

      Phillip: Jaahh!

      Oliver: Ich bin vielleicht ‘en Blender, aber bescheuert bin ich nicht.

      Phillip: Und geküsst.

      Oliver: Hör auf, ich will‘s nicht wissen!

      Phillip: Hochziehen!

      Oliver: Schreib mir nicht vor, was ich zu machen hab! Ich bin verdammt noch mal kein Schüler von dir! Ich zähle bis fünf und dann fft. Eins …

      Phillip: Mach schon! Lass los! Ich hab‘s verdient.

       Oliver zieht Phillip zu sich heran. Phillip klammert sich mit einer Hand am Geländer fest, mit der anderen greift er sich an den Hals. Er ringt nach Luft.

      Oliver: Ich helf dir!