Er glaubte sich an die Ereignisse des vorigen Monats erinnern zu können. Er war eingeschriebener Student im Fach Lehramt Geschichte und Englisch an der Universität in München, war ein Monat zuvor in der Prüfungsphase, wohnte in einer kleinen Einzimmerwohnung und hatte für die Prüfungen gelernt. Alle Klausuren in diesem Semester hatte er erfolgreich absolviert. Danach jedoch konnte er sich an nichts erinnern. Seine Uhr an seinem Handgelenk, eine schlichte Uhr, auf der lediglich die Uhrzeit und das Datum zu sehen war, zeigte das Datum 2. August 2009. An den Monat Juli konnte sich Floyd nicht mehr erinnern. Er versuchte in seinem Schockzustand einen klaren Gedanken zu fassen. Was sollte er nun am besten tun?
Kapitel zwei.
Floyd Ewan war 21 Jahre alt und war ein normaler Student, der nie sonderlich aufgefallen ist. Er bestand alle seine Klausuren, weil er sich vollkommen auf sein Studium konzentrieren konnte. Sein Vater war ein wohlhabender und freiberuflicher Anwalt, der nach seinem Tod zwei Jahre zuvor, als Floyd 19 Jahre alt gewesen ist, einen Großteil seines Vermögens an seine Frau und sein einziges Kind Floyd vererbt hatte. Seine Mutter war Krankenschwester in einem Kinderkrankenhaus und übte auch nach dem Tod von Floyds Vater ihren Beruf weiterhin aus, obwohl sie dies nicht zwingend benötigte. Floyd hatte nicht sehr viele Freunde, nur einige Bekannte, die auf dem Campus seinen Namen kannten und ihn begrüßten, wenn sie ihn auf dem Universitätsgelände trafen. Zu den Partys an der Uni, die regelmäßig stattfanden, ging er nicht, weil er kein Interesse daran hatte. Alle diese Informationen wusste Floyd. Er wusste wer er war, zumindest dachte er dies. Nur das, was letzten Monat passiert ist, konnte er nicht mehr rekonstruieren und auch wie er hier in diesen Wald gekommen ist wusste er nicht. Die Uhr an seinem Handgelenk zeigte 12:21 Uhr. Er beschloss das Zelt abzubauen. Dies dauerte in etwa eine Stunde. Er packte das eingepackte Zelt in den Rucksack und ging ohne genau zu wissen wohin los. Er fühlte sich nicht körperlich schwach, nur die Kopfschmerzen verhinderten ein klares Denken. Dort, wo er aufgewacht war, war eine Lichtung mit wild gewachsenem Gras. Die Sonnenstrahlen an diesem schönen Tag wärmten das Gesicht von Floyd, konnten jedoch nicht sein mulmiges Gefühl beseitigen. Floyd hatte blaue Sportschuhe, ein blaues T-Shirt und eine schwarze Shorts an. Er war ein normal großer und normal gewichtiger junger Mann. Seine Gesichtszüge waren männlich, aber in keinster Weise arrogant oder eingebildet. Die Haare waren dunkelbraun und kurz. Als er jung war trug er eine Brille, hatte jedoch mit 16 Jahren eine Augenoperation und benötigte seitdem keine Brille mehr. Dadurch, dass er optisch nie sonderlich aufgefallen ist und nicht sehr gesellig war, war er sowohl in der Schule als auch an der Universität nie ein sonderlich beliebter Zeitgenosse. Man kann ihn eher als Außenseiter bezeichnen.
Die Lichtung, wo Floyd aufgewachsen war, hatte keinerlei Weganbindung. Aus diesem Grund wanderte Floyd nun mit seinem Rucksack mitten in dem Wald umher ohne auch nur eine Ahnung zu haben, wo er hingehen sollte. Nach etwa 2 Stunden Wanderung bekam er leichte Panik. Er hatte nichts zu Essen und nichts zu trinken in seinem Rucksack. Die Uhr an seinem Handgelenk zeigte mittlerweile 14:31 Uhr. Auch nach zwei Stunden Umherirren im Wald war er bisher noch nicht an eine Weganbindung gelangt. Er war seltsamerweise auch nicht sehr hungrig oder durstig in diesem Moment. Dennoch machte ihm die Ungewissheit Angst und versetzte ihn in leichte Panik. In diesem Moment beschloss er sich kurz zu setzen. Er lehnte den Rucksack an einen Baum und setzte sich auf den Boden. Kurz nachdem er sich gesetzt hatte, hatte er die Idee mit dem Smartphone einen Anruf zu tätigen. Möglicherweise würde die Polizei ihn orten können. Floyd holte das Smartphone aus seinem Rucksack und versuchte eine beliebige Nummer zu wählen. Er bemerkte jedoch, dass es nicht möglich war, da das Smartphone keine SIM-Karte hatte. Ausgehende Anrufe waren folglich nicht möglich. Dennoch versuchte Floyd die allgemeine Notrufnummer 112, die er in Deutschland kannte, zu wählen. Genau in diesem Moment realisierte er, dass der Akku des Smartphones leer war und das Mobiltelefon sich ausschaltete. Mit Entsetzen und großen Augen starrte er auf das Telefon und sah zu wie dieses sich langsam ausschaltete. Nun wurde seine Angst größer, er fing an zu weinen, umklammerte sitzend auf dem Boden mit seinen Armen seine Beine und vergrub sein Gesicht zwischen seinen Beinen.
Kapitel drei.
Er fühlte sich verloren und weinte einige Minuten mit dem Gesicht in seinen Händen vergraben. Normalerweise war Floyd mental stark und weinte selten. Doch niemals in seinem Leben war er in einer derartigen Lage gewesen. Die Situation machte ihm Angst. Bis zu seinem Schulabschluss zwei Jahre zuvor lebte er bei seinen Eltern. Floyd und seine Eltern lebten in einem kleinen Haus in einem kleinen Dorf in der Nähe von München. Erst mit seinem Studienbeginn ist Floyd direkt in eine Einzimmerwohnung in der Nähe der Universität gezogen. Einmal im Monat besuchte er seine Mutter nach dem Tod seines Vaters und sie verbrachten den Samstag zusammen. In einer derartigen Situation ist er noch nie gewesen und war deshalb in keinster Weise vorbereitet. Mittlerweile zeigte die Uhr 15:41 Uhr. Er musste weitergehen solange es noch hell draußen war. Deshalb raffte sich Floyd auf und wanderte mit seinem Rucksack auf dem Rücken wieder los. Allmählich konnte er auch wieder klar denken, die Kopfschmerzen wurden weniger. Seine Situation war nicht aussichtslos. Floyd hatte ein Zelt und ein Taschenmesser. Es musste in irgendeiner Weise möglich sein mit Hilfe der Ressourcen des Waldes zu überleben. Er stoppte kurz und sah sich um. Es gab keinerlei Beeren in der Nähe. Auf dem Boden waren einige Pilze. Aber Floyd wusste nichts von Pilzen. Dennoch musste er etwas zu sich nehmen. So nahm er einige Pilze und steckte sie in den Rucksack. Er machte sich weiter auf den Weg und schlussendlich fand er einen kleinen Bach nach etwa zwei weiteren Stunden Wanderung. Gierig bückte er sich und trank soviel Wasser aus dem Bach wie er konnte. Die Uhr an seinem Handgelenk zeigte mittlerweile 18:05 Uhr und so beschloss Floyd hier das Zelt aufzubauen, um an diesem Platz zu übernachten.
Er wusste nicht wie man Feuer machte und wusste nicht wie man jagte, denn bisher war es nie notwendig gewesen dies zu erlernen. Hungrig durchsuchte er den Boden. Das einzige was er fand waren einige Ameisen, die er zu essen begann. Er hatte einmal gelesen, dass man die Ameisen schnell zerkauen sollte, damit sie nicht die Speiseröhre hochgehen und nicht die Zunge zerbeißen. Er tat dies. Die Ameisen schmeckten leicht säuerlich, aber satt wurde er nicht. Auch die Pilze in seinem Rucksack nahm er roh zu sich, weil er kein Feuerzeug im Rucksack hatte. Er wusste nicht, ob die Pilze giftig waren oder nicht. Mit leerem Magen ging er in das Zelt und schlief mit mulmigen Gefühl im Bauch ein.
Kapitel vier.
Am nächsten Morgen wachte Floyd auf und krabbelte aus dem Zelt. Auch an diesem Tag regnete es nicht und das Wetter war angenehm warm. Ihm war sehr übel und das erste, was er an diesem Morgen tat war sich in einem Gebüsch zu übergeben. Floyd trank möglichst viel aus dem Bach nebenan. Dies gab ihm wieder ein wenig mehr Kraft und beseitigte auch ein wenig seine Magenschmerzen. Er musste weitergehen, denn er konnte hier nicht bleiben. Dennoch hatte Floyd Zweifel, denn er wusste nicht, ob er wieder einen Bach wie diesen finden würde und ein weiteres Problem war, dass er keine Flasche zum Auffüllen in seinem Rucksack hatte.
Nachdem Floyd also das Zelt abgebaut hatte, beschloss er entlang des Baches zu wandern. Drei Tage lang ernährte sich Floyd nur von Ameisen, Insekten, Beeren und dem Wasser vom Bach. Er fühlte sich von Tag zu Tag schwächer. Doch am dritten Tag endete der Bach und er kam schließlich an einen Weg. Die Entdeckung des Weges war ein Lichtblick und gab ihm wieder mehr Kraft. Es war ein kleiner Weg und keine Straße, auf dem regelmäßig Autos fuhren. Dennoch wusste er, dass der Weg womöglich an ein Dorf oder eine Stadt angebunden sein könnte. Er wusste nicht, ob er rechts oder links gehen sollte und beschloss deshalb eine Münze aus seiner Brieftasche zu werfen, um ihm die Entscheidung abzunehmen. Bei Kopf sollte er rechts gehen und Zahl sollte für links stehen. Die Münze zeigte Kopf und so ging Floyd nach rechts. Durch die Entdeckung des Weges motiviert ging Floyd los, doch nach zwei Stunden überkam ihm wieder eine Panik. Wie konnte er nur so kurzsichtig sein. Er brauchte Wasser und hatte vollkommen vergessen, dass er ein letztes Mal vom Bach trinken sollte bevor er sich auf den Weg machte. Deshalb ging er nochmals dorthin, wo der Bach und der Weg sich begegneten. Seine