Wir trafen auf diesem Gemeindeweg, der die Weiler zwischen Norddorf und Wenden verbindet, einen ehemaligen Schulkameraden in seiner getunten Sportlimousine; ein wenig Smalltalk, ein wenig Neid. Ein Draufgänger, freilich, doch mir gegenüber schon in der Schule stets korrekt; der erzählte später... nichts gegen Hans, aber händchenhaltend wie zwei Verliebte... Jede nur denk- und durchführbare Technik und Stellung ohne Frage, nur: händchenhaltend wie zwei Verliebte, wie zwei, die einander versprochen haben, zwei, die einander versprochen sind... – Wir sollten uns mal langsam ein Mädchen suchen, sagte ich zu Hans, als wir heimwärts durch die Furchen staksten, ein Mädchen für eine Sex-Ménage, die Integration eines weiblichen Sexualelements in unsere bloße Organbeziehung als "Einstieg in den Ausstieg", als "Gleitmittel" für den Übergang. Ich hatte da keine Bestimmte vor Augen, soweit ich mich noch erinnern kann, und zur Stunde auch gar nicht so wichtig; wie gesagt, ein Übergang, hin zur Ehe von Mann und Frau, was immer auch die Menschenfreunde...
Wir waren schon gute Zeit unterwegs und hätten durchaus noch ein weiteres Mal, doch die Scham war letztlich größer. Ob Hans damals irgendwie religiös, habe ich nie in Erfahrung gebracht, über so etwas sprachen wir schlichtweg nicht; ihm wiederum war nichts bekannt, was über meine Mitarbeit in der Kirchengemeinde hinausgegangen.
Nach Weihnachten fuhren die Mitarbeiter und einige potentielle Nachwuchskräfte mit dem Nachtzug von Nordstadt nach Friedrichshafen zur Silvesterfreizeit einer Sondergemeinschaft, die kirchenrechtlich mangels Sonderlehre als Freikirche einzustufen war. Ich hatte beschlossen, mich zu verlieben, in ein Mädchen aus dem Jugendkreis; das war meine Pflicht, also ungefähr so, wie die Liebe zu einer McLaughlin-Platte. Als wir müde wurden, legten wir uns entgegengesetzt auf die zur Liegefläche ausgezogenen Kunstledersitze. Und so fand es sich also in jener Nacht, daß die Auserwählte neben mir lag, einer zu den Füßen des andern. Nicht nur sauber, sondern rein, ein Duft, so wiesenfrisch wie dezent nach unschuldsweißen Frotteesocken mit bunten Ringeln im Wadenbereich und nach wiesenfrischer Pflegecreme, blitzsauber wie Hans' Unterbauch, und doch das geheiligte Gegenteil zur Sünde mit Hans, Gott wohl gefällig...
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