Es wurde allmählich Zeit für das Bett im Hotel in Fussweite. Ich habe die Angewohnheit, betrunken nie nach Hause zu fahren, mich auch nicht fahren zu lassen, sondern in das Hotel ein paar Schritte über den Platz - hineinzufallen. So als wollte ich nach einem einsamen Barabend ein anderer, ein Fremder, ein Durchreisender in dieser Stadt sein.
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Noch drei Tage bis zum Treffen. Ich kann nicht sagen, ob sie angenehm waren oder nicht.
Da die Lust auf Sex ... die Reize der Frauen in der Stadt nun umso stärker auf mich wirkten ... und auch ohne die Frauen - konkret, es mir selbst zu besorgen - ... es war eine Mühe, dem nicht nachzugehen. So nutzte ich nach anfänglicher Zurückhaltung Frau Kroon´s Goldene Kreditkarte schließlich ausgiebig. Gönnte mir beste Restaurants, Wellness, einen neuen Anzug, eine Junkers-Uhr und - ein langgehegter Traum: Ich lieh mir einen Rolls Royce Silver Shadow aus. Davon hatte ich immer geträumt, . . . bis dieser Alptraum des immerwährenden Fallens auch diesen Traum verdrängt hatte.
Mit dem Luxuswagen machte ich mich dann auch auf den Weg zum Küstenort, gar nicht weit von der Privatklinik weg, in der ich eigentlich meinem Leben die entscheidende Wende hatte geben wollen.
Ich war gespannt, inwiefern, oder ob sich nun wirklich die Wende ergeben sollte. Vielleicht fiel ich auch gerade auf eine Betrügerin herein, eine Verrückte ?
Laut Navi war mit dem Wagen nicht direkt an die Stelle an der Steilküste zu gelangen, so musste ich den Rolls an einem Weg abseits parken und erreichte zu Fuß den Küstenpunkt von dem man - trotz des etwas diesigen Wetters - einen wunderbaren Blick über das Meer hatte.
Wenige Meter entfernt stand ein grüner Jaguar E-Type Cabrio, und es war mir völlig unklar, wie der Wagen bei dem Gelände dahin gekommen war. Ich hatte wenig Zeit, mir darüber weiter Gedanken zu machen, denn Frau Kroon stieg gerade aus, ging mir mit schnellen Schritten entgegen und - stieß mich heftig direkt und mit unglaublicher Kraft gegen dass Brustbein, so dass ich rückwärts taumelte, mich nicht halten konnte.
Und ich stürzte !
Todesangst und dann zog mein Leben zog in rasendem Tempo am inneren Augen vorbei, und nun dauerte dieser Sturz ewig, ewig.
Ich wartete auf den Aufschlag und das Ende und hoffte nur noch, dass es nicht wehtat und einfach schnell und gründlich passierte.
4 TOT ?
Ich landete so hart, dass ich nicht mehr in der Lage war mich zu bewegen und völlig benommen gegen Ohnmacht ankämpfte, mit aller Kraft den Mund geschlossen hielt, um kein Wasser zu schlucken und um HimmelsWillen nicht dem drängenden Atemreflex nachzugeben, der meine Lunge mit Meerwasser füllen würde und mich vollends kollabierte. Denn das wäre tatsächlich das Ende. Oder sollte das nun so sein ? Vielleicht sollte ich mich nun einfach ergeben und gänzlich loslassen .
Ich konnte mich immer noch nicht bewegen und trieb nach unten, die Kleidung schwer wie Blei. Ein absurder Gedanke schoss mir durch dan Kopf, dass ich doch wenigstens den neuen teuren Wollmantel hätte ausziehn können während des Falls, oder bevor mich diese Frau hinunterstürzte.
Doch meine Knie spürte auf einmal etwas Glattes, wohl nicht weich, aber es gab nach , federte irgendwie. Mein Körper wurde gebremst, aber dieses Etwas federte weiter immer sanfter und weniger. Ich begann zu rutschen, konnte die Augen nicht öffnen, rutschte weiter auf eine weitere Fläche, die sich etwas rundete. Ich klammerte mich irgendwie fest, auf etwas Kühlem Ledernen, öffnete dann doch in einem Reflex die Augen die im trüben Meerwasser sofort brannten und sah uneutlich eine Art graue leicht gewölbten Tonne, ... nein, es war ... tatsächlich offenbar der Rücken einer Wales oder eines sehr großen Delfins ?
Es wurde heller irgendwo wo oben sein musste, denn die Orientierung hatte ich völlig verloren.
Weiter ins Helle, .. Gischt, festhalten oder es versuchen auf diesem Tier ... hat es nicht eine Rückenflosse... wo ist die ... ?
Nun lag es ruhig im Wasser, bewegte sich nicht. Es würde sicher irgendwann tauchen und ich würde doch ertrinken, oder schwer verletzt irgendwie an die schroffen Küstenfelsen gelangen, es war schon ein Wuner, dass ich nicht sofort schon darauf geschlagen war, aufgespiesst von schroffen Steinspitzen, mein Körper musste irgendwie eine Nische in der Gischt erwischt haben.
Vor mir ragte die Rückenflosse des Tieres auf. Wenn ich eine Chance haben wollte, nicht abzurutschen, musste ich vor diese gelangen um mich dort abzustützen. Auch schien mir vor der Finne der Rücken des Tieres schmaler, so dass ich zwar ziemlich breitbeinig aber dennoch vielleicht sicherer rittlings auf ihm sitzen könnte. Es gelang mir tatsächlich ohne große Mühe, denn diese Haut ist zwar glatt, aber dennoch gibt sie etwas Halt, eine leichte Haftung.
Vielleicht war das nun eine Art Traum vorm Tod oder im Tod,denn zu irreal war das alles. Ich wartete immer noch auf ein Ende, auf eine Dunkelheit, was immer im oder nach dem Sterben kommt.
Doch sicher kein rettender Wal.
Immer noch benommen saß ich nun einfach da, wartete auf eine Bewegung des Tieres, die mich herunterspülen würde. Vielleicht war ich doch noch am Leben und dann würde ein Überlebenskampf erneut beginnen.
Alles war relativ ruhig, auch das Meer um ich herum war nicht sonderlich bewegt.
Doch dann tauchte das Tier ab und liess mich wieder hilflos rudernd und prustend alleine im kalten Ozean.
Wenigstens ging Bewegen jetzt und ich wurschtelte mich aus dem schweren Mantel, der wie ein schlaffer Rochen unter mir abtauchte und verschwand.
Das Ufer mit den gefährlichen aber immerhin festen Felsen über Wasser war gar nicht weit - aber ich merkte schnell, dass die Strömung mich schnell weg vom Ufer zog. Ich begann verzweifelt zu schwimmen, ... um vielleicht seitlich herauszukommen, irgendwohin, wo ich nicht ganadenlos hinausgetrieben würde sondern irgendeine Chance hatte, durchforen, erschöpft, halbtot an irgendein Stück Land zu gelangen.
Keine Chance. Es ist unglaublich wie schnell Kräfte schwinden können.
Mein Körper wurde wieder steif und ich verlor die Kontrolle über irgendeine Bewegung, ...
wie eine gefrorene Sardine, nur noch ein amputierter Rumpf, ein Stück Fleisch und nichts weiter, trieb ich im Wasser und mein Kopf wurde überspült.
Wenn ich nicht bereits tot war würde ich es bald sein. Etwas lies mich meinem Schicksal, dieser Situation jetzt endlich einfach hingegeben zu sein. Was sollte ich auch tun. Sicher war ich tot und etwas würde kommen. Was - wurde mir egal - ja, seltsamerweise waren plötzlich alle Befürchtungen, Ahnungen, - nicht mehr wichtig. Nichts war mehr wichtig.
5 BEGLEITUNG
" Wir werden bald ankommen. Bleiben sie einfach liegen,wir kommen an !"
Wieder geriet ich in den Zustand, nichts mehr zu denken, nichts mehr zu wollen.
Und wenn nun alles zu Ende ging, es wirklich nur ein Traum war und danach einfach ein existenzialistisch postuliertes Nichts käme. Vielleicht kam nun auch das Paradies und es würde ewig so bleiben. War ich gar nun wieder Adam, dem Eva folgt, würde vielleicht das Meer verschwinden und wir finden uns wahrhaftig im Garten Eden wieder, erlöst von den irdischen Wirren und dem Elend profaner irdischer Existenz ? Oder in der Hölle, die uns dann ewig quält ?
Man sagt, dass jeder Mensch das sogenannte ´Ozeanische Gefühl´ was ich mir so natürlich nicht gewünscht hätte. ... Das aber jeder sucht, bereit ist alles zu tun, um dahin zu gelangen. Mit Drogen, Liebe, Sex, Tanz, Musik, Meditation, mit Glauben, Gotteserfahrung, Katharsis, Massenerlebnis, Einsamkeit, Wüstengänge, Extremsport ... alles was irgendwie dazu geeignet scheint und eine Ahnung davon gibt oder verspricht.
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6 NOOQ