„Frau Miller, was machen Sie denn hier, zum Glück“, Jan kannte die Ältere Frau nur zu gut, sie war fast 16 Jahre seine Sekretärin, „ich dachte Sie wären in Rente?“
„Hallo Herr, äh, General, daran muss ich mich erst einmal Gewöhnen.“ Sie Umarmten sich leicht.
„Ist nur ein Kurzeinsatz für mich, keine Angst. Kaum habe ich Sie ein paar Wochen alleine gelassen, machen Sie nur Unfug! Außerdem soll ich noch meine Nachfolgerin einarbeiten. Ich hoffe Sie haben nichts dagegen, habe schon drei Bewerbungsgespräche geführt.“
„Sehr schön.“ Jan war begeistert.
„drei von vierundachtzig, das letzte heute morgen mit der kleinen Nonne.“
„Da haben sie ja noch einiges vor sich. Welche kleine Nonne?“ Jan heuchelte Blödheit vor.
Frau Miller hielt sich die Hand vor die Stirn.
„Die kleine Nonne, die vor zwei Tagen noch bei Ihnen für fünf Tage auf dem Mars war, während des Sturms. Und die gleiche kleine Nonne, die Sie bereits am zweiten Tag für diese Mission überredet hat!“
„Ach die“, simulierte er nun Gehirnrückkehr, „hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Schaffen Sie denn noch die übrigen einundachtzig Bewerbungsgespräche bis zum Abflug? Oder fliegen Sie mit?“ Frau Miller setzte sich erst einmal an ihren Schreibtisch.
„Herr General“, sagte sie sehr Energisch, „in den fast sechzehn Jahren, in denen ich für Sie Arbeite haben Sie mich niemals Sinnlose Tätigkeiten machen lassen. Wollen Sie jetzt etwa ernsthaft damit Anfangen?“ Jan spielte den empörten.
„Natürlich nicht! Aber Sie sagten doch, es seien noch einundachtzig Gespräche?“
Die gute Frau Miller schüttelte den Kopf und hielt sich wieder die Hand vor die Stirn.
„Ja, ein-und-achtzig! Aber wir wissen doch beide, dass Sie sich bereits für die Nonne entschieden haben!“ Frau Miller schien etwas genervt.
„Welche Nonne?“
„Jetzt ist aber gut“, schrie sie ihn an, „so viel Blödheit nimmt Ihnen doch keiner ab!“
„Verzeihen Sie bitte, ich stehe im Moment etwas neben mir.“
„Ach so, wenn Sie das jetzt nicht erwähnt hätten, wäre es mir gar nicht aufgefallen.“
„Was meinen Sie, würden wir keine bessere finden?“
„Als Sekretärin nicht, Nein. Falls Sie aber ein Betthäschen suchen, suche ich auch das für Sie, da führe ich aber keine einundachtzig Bewerbungsgespräche!“
„Also gut, dann sagen Sie ihr bitte, dass sie den Job hat. Aber meckern und nörgeln Sie bitte noch die ganze Zeit extrem fies, dass wir nehmen müssten was kommt und so weiter!“
„Das können Sie ihr doch selbst sagen, sie hat eine Nachricht für Sie hinterlassen.“ Frau Miller nahm nun von ihrem Schreibtisch ein sehr altmodisches aber neues Stück Papier und las laut vor: „Hallo Jan, bin nach Feierabend mit ein paar Arbeitskolleginnen im Cafe Energie. Kannst ja vorbei kommen, ab ca. 15:35 Uhr. Gruß Sw. Sophie.“
Jetzt hatte Frau Miller Jans blödes Grinsen im Gesicht, kannte ihn ja schon lange genug.
„So so, Jan?“
„Wie viel Uhr haben wir jetzt?“ Fragte Jan Verwirrt.
„Da oben, hinter mir, habe ich extra eine Uhr hinhängen lassen, weil Sie ihr HT ja nie dabei haben!“ Sie zeigte hinter sich. Stimmt, da hang eine große, Altertümlich wirkende Uhr, mit Gigantischem Zifferblatt, 15:41 Uhr.
„Wann soll die sich morgen bei ihnen melden?“
„So von 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr, nur erstmal ein bis zwei Stunden, Vorabgespräch.“
„Gut, sage ich ihr, wenn ich die gleich Absaue!“
„Absauen? Warum?“
„Warum nicht? Zur Begrüßung. Mir ist gerade danach!“
„Ja ja ja, muss eine interessante Woche auf dem Mars gewesen sein?“ Sie grinste weiterhin blöd.
„Wie alt ist die eigentlich?“ fragte Jan beiläufig.
„Wer denn?“ Fragte nun Frau Miller, weiterhin blöd grinsend.
„Die olle Nonne.“ Jan war jetzt etwas muffelig.
„Ach die. Laut Unterlagen einundvierzig.“
„Echt? Ich muss los, bis morgen.“
„Bis morgen dann, in aller Verwirrtheit!“
Das gibt’s doch nicht! Fast mein Alter. Dabei sieht die noch so frisch aus, lebt wohl gesünder als ich?
Jan sah zu, dass er schnell aus dem Büro kam, bevor die gute Frau Miller noch mehr komische Fragen stellte. Wäre die ein zwanzigjähriger Leutnant, hätte er die fünfhundert Liegestützen machen lassen, aber so ging das ja leider nicht. Jan blickte sich um.
Wo ist denn dieses ominöse Cafe. zwanzig Meter vor ihn, sah ihm ein Oberleutnant an. Der brüllte auf einmal, wie auf dem Exerzierplatz:
„Hey, Sie da, wo ist ihr Ausweis, was machen Sie hier?“
Jan zog seinen kleinen Kunststoffausweis aus der Vordertasche seiner Jeans und hielt ihn den Offizier hin. Der Oberleutnant blickte ungläubig auf den Ausweis und sah Jan noch einmal genau, prüfend an. Dann schlug er, Kreidebleich, die Hacken zusammen, ging in Grundstellung und machte Meldung.
„Rühren“, sagte Jan nur trocken, der Oberleutnant rührte sich, „da Sie zufällig hier sind, kennen Sie das Cafe Energie?“
„Jawohl Herr General, Einhundert Meter geradeaus, dann zehn Meter rechts.“ Er zeigte mit der Hand die Richtung.
„Okay, danke, einhundert Liegestützen!“ Sagte Jan freundlich.
„Wie bitte?“ Der Offizier war verwirrt.
„Auf den Scheiß Boden mit dir und einhundert Liegestützen!!“ Brüllte Jan nun seinerseits, sehr Militärisch, Unfreundlich, den Oberleutnant an. Der tat, wie ihm befohlen wurde. Irgendeinen musste er gerade bestrafen. Jan ging in die gezeigte Richtung.
Ah, da ist dieses merkwürdige Cafe. Wo sind die Mädels? Ah, da!
Sophie hatte ihn bereits Entdeckt und winkte, stand auf und ging zu Jan. Sie umarmten sich kurz, Jan flüsterte leise in ihr Ohr.
„Ich mache alles!“ Die Nonne versuchte dies zu ignorieren und stellte ihn den anderen vor.
„Dies ist, äh, Jan, wir kennen uns vom Mars.“ Jan bestellte sich schnell, bei der vorbeilaufenden Kellnerin, sein Heiliges Hopfen und Malz Kaltgetränk.
„Hallo die Damen.“ Er schüttelte jeder einzeln die Hand und setzte sich dann neben Sophie.
Maria, Sozialarbeiterin fragte Jan:
„Wo Arbeitest du denn so? Bist du auch Zivilist?“
„Jetzt bin ich Zivilist, wenn mir danach ist, muss ich auch Mal etwas Soldat spielen.“ Entgegnete Jan gut gelaunt.
„Er ist“, ergänzte Sophie, „Offizier!“
„Tatsächlich“, meinte Maria erstaunt, „siehst gar nicht so aus.“
„Doch, doch“, sagte Jan nun ganz stolz, „bin