Mit Weite im Herzen. Ronja Erb. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ronja Erb
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742749482
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dass er ausgestiegen war: „Lass uns losfahren, ich muss heute noch für einen Job nach Outjo fahren, und das liegt mehrere Hundert Kilometer von hier entfernt.“

      Ich fragte, was er beruflich mache und er sagte mir, dass er Wanderarbeiter sei und immer von einem Job zum nächsten ziehe. Er sei viel in Namibia unterwegs, hier in Goageb sei aber sein Zuhause. Ich fragte ihn, wie lange er dann immer unterwegs sei, und er sagte, dass er manchmal nur einen Tag einen Job habe, manchmal seien es aber auch mehrere Wochen.

      Ein paar Minuten später hielten wir vor einer alten Halle, vor der unzählige Reifen aufgetürmt waren und auf deren Hof viele Autos geparkt waren. Heinrich stieg aus und ging auf eine der umstehenden Personen zu und sprach mit ihr. Dann kam er wieder zurück und meinte: „Sie werden dein Auto abholen, es wird mehrere Stunden dauern, bis es hier ist. Willst du mitfahren oder hier warten?“

      Ich entschied mich fürs Warten, denn die Vorstellung, stundenlang auf der rumpligen Straße zu verbringen, schien mir nicht sehr verlockend, zumal ich unheimlich müde war und mir der Rücken wehtat.

      Die Kühle der Nacht war gewichen und es schien von Minute zu Minute heißer zu werden. Heinrich meinte, ich könne mich in die Bar setzen und dort warten. Er deutete auf ein Gebäude, das auf der anderen Straßenseite lag. Es sah nicht sehr einladend aus, aber ich konnte nicht auf dem Vorplatz der Werkstatt stehen bleiben, also stimmte ich zu, und Heinrich begleitete mich zur Bar. Kaum dass wir drin waren, drehte er sich zu mir um und streckte mir die Hand hin, um sich zu verabschieden. Verdutzt sah ich ihn an, denn mir ging das alles zu schnell. Vielleicht lag es an der Müdigkeit, aber ich hatte plötzlich das Gefühl, verlassen zu werden. Ich berührte ihn daher an der Schulter und fragte verunsichert: „Was wird denn jetzt aus mir?“ Er sah mich verwundert an. Kurz darauf fing ich mich wieder und schob schnell hinterher: „Ich meine, wie läuft es denn mit dem Auto? Wird es bis heute Abend repariert sein?“

      Er lächelte mich an und seine Augen strahlten wieder wunderschön. „Mach dir keine Sorgen, ich habe Antonio beschrieben, was du mir gesagt hast. Er geht davon aus, dass es nichts Schwerwiegendes ist und sich leicht beheben lässt.“

      „Und wenn nicht?“, fragte ich und spürte, wie kindisch ich mich verhielt.

      „Wenn nicht“, sagte er, „dann wird Antonio heute Abend meinen Cousin anrufen, und der holt dich ab, ich habe ihm die Telefonnummer von meinem Cousin gegeben. Ich werde heute Abend nicht wieder zurück sein, ich komme erst am nächsten Donnerstag wieder nach Goageb.“

      Mir wurde ganz anders bei der Vorstellung, noch eine Nacht in dem durchgelegenen Bett verbringen zu müssen, und hoffte, dass mein Auto schnell wieder fahrbereit sein würde.

      „Ich muss nun wirklich gehen“, sagte Heinrich und riss mich damit aus meinen Gedanken. Wir umarmten uns kurz und er verließ die Bar ohne ein weiteres Wort und ohne sich nochmals umzudrehen.

      Ich schaute noch einen Moment auf die Tür, durch die er soeben gegangen war. Etwas umständlich versuchte ich, meine Koffer zwischen den Tischen durchzuschieben, und setzte mich dann. Der Kellner fragte mich, was ich trinken wolle, und ich bestellte ein Wasser. In der Bar schien die Zeit stehen geblieben zu sein, denn es war mit Möbeln aus den Fünfzigerjahren eingerichtet. Unter der Decke hingen Leuchtstoffröhren, die ein surrendes Geräusch von sich gaben, das sich anhörte, als wäre der Raum mit Tausenden von Moskitos gefüllt.

      Die Hitze wurde immer drückender und mit jedem Gast, der zur Tür reinkam, kam auch ein Schwall der heißen und staubigen Luft von draußen herein. Mein Kopf wurde schwer und schließlich ließ ich ihn auf den Tisch sinken und nickte ein. Die unterschiedlichen Geräusche aus der Bar mischten sich in meine Träume.

      Plötzlich schreckte ich jedoch hoch. Ich schaute mich verwirrt um, um zu orten, woher das Geräusch gekommen war. Offenbar war eine Tasse zu Boden gefallen, denn der Wirt kehrte gerade Scherben auf. Ich nahm ein paar Schlucke von meinem Wasser, mein Kopf fühlte sich nach dem Nickerchen wieder leichter an, und ich schlug meinen Reiseführer auf, der vor mir auf dem Tisch lag, und schrieb auf die hinteren Seiten, die für Notizen freigelassen worden waren, in Großbuchstaben: Auto kaufen. Ich beschloss, mir nur noch die Diamantenstadt Lüderitz und die roten Sanddünen der Nahibwüste anzusehen und dann direkt nach Windhoek zu fahren, um den Mietwagen wieder abzugeben. Ich wollte nicht länger mit dieser alten Karre herumfahren und riskieren, nochmals liegen zu bleiben, dieses eine Mal reichte mir.

      Nachdem der Tag damit vergangen war, in der Bar zu sitzen und Pläne zu schmieden, holte ich abends mein repariertes Auto ab. Da ich auf keinen Fall noch mal bei Heinrichs Cousin schlafen wollte, hatte ich beschlossen, einige Kilometer aus Goageb hinauszufahren, um eine Lodge zu suchen.

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