Lustvolle Qualen. Melanie Weber-Tilse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Weber-Tilse
Издательство: Bookwire
Серия: Lustvolle Qualen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742738752
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      Und Peter hatte losgelassen, seinen Schmerz hinaus geweint und was hatte dieser Kerl getan? Er wiegte ihn und strahlte diese Ruhe aus, hörte sich schweigend an, wie sich Peter alles von der Seele redete und ihm gestand, was los war.

      Ohne ihn zu verurteilen, sagte er dann: »Wenn es wieder so weit ist, dann komm zu mir, okay? Ich passe auf, dass du nicht noch einmal so einen Mist machst, und werde dich ablenken, auf dass du aus deiner Finsternis wieder herausfindest.«

      Danach versorgte er den arg verletzten Arm, fast als wäre er Arzt. Einige Zeit später erfuhr er, dass sein Dad Arzt war und er so was von ihm gelernt hatte.

      Das war der Beginn ihrer Freundschaft. Ab diesem Tag hatte Sam es sich zur Aufgabe gemacht, ihm so viele positive Erinnerungen wie möglich zu schaffen, von denen er zehren konnte, mit ihm trainiert, damit er von selbst es schaffte, sobald die blöden Erinnerungen hochkamen, sie mit den guten zu verdrängen.

      Sicher war nicht alles perfekt, aber dank Sam konnte er sich wenigstens halbwegs auf das wilde Collegeleben einlassen.

      Selbst mit dem weiblichen Geschlecht klappte es so einigermaßen. Doch war es Peter, der es immer vermied, sich enger auf eine Frau einzulassen. So hatte er sich zwar ab und an etwas Spaß gegönnt, doch sobald es auch nur den Anschein hatte, dass da mehr draus wurde, zog sich Peter zurück. Denn er wollte nicht wieder eine Erinnerung schaffen, die ihm immer und immer wieder das Herz zerriss.

      Doch seit nun Sarah in sein Leben gestolpert war, seitdem war er in Versuchung. Sich nicht auf sie einzulassen war jetzt nach eineinhalb Jahren fast genauso quälend, wie die Angst verletzt zu werden und sich immer wieder daran erinnern zu müssen, wie es sich anfühlte.

      Oft hatte er mit Sam darüber gesprochen, welcher ihm freundschaftlich den Arm um die Schulter gelegt hatte und mit dieser scheiß ruhigen Stimme sprach: »Weißt du Pete, wenn es so oder so schmerzhaft ist, warum gehst du dann nicht das Risiko ein? Vielleicht erlebst du ja eine Überraschung und es gestaltet sich ganz anders als du denkst, hm? Du bist ein guter Dom, Pete, ich hab dich lang genug begleitet, um das beurteilen zu können. Aber irgendwann ist es an der Zeit, nicht nur das eine Bedürfnis zu befriedigen, sondern dir das Gesamtpaket zu angeln. Nach allem was du mir erzählt hast von dir und Sarah, passt ihr einfach gut zusammen. An jedem Tag, den ihr zusammen seid, schafft sie dir schöne Erinnerungen. Und so wie ich sie einschätze, kann sie auch mit deinen Abgründen umgehen. Mal abgesehen davon, dass sie sicher deine Bedürfnisse stillen könnte, und du die ihren. Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass ihr beide auf einander steht. Und ich sag dir noch was, lass sie nicht mehr zappeln und gib dir einen Ruck, du weißt, wie ihr Boss auf sie steht, nicht dass sie seinen Avancen irgendwann nachgibt und für dich verloren ist.«

      So war Sam, einfühlsam aber gerade heraus. Was hätte er da drauf antworten können? Er wusste es damals nicht und heute immer noch nicht. Nein, das war nicht ganz richtig. Er wusste es schon, doch würde er sich trauen? Sam hatte ihm vom Maskenball im God´s Demons erzählt und dass Pat angedeutet hatte, dass Sarah überlegte, hinzugehen.

      Immer wieder überlegte er. Im God´s Demons war er kein Unbekannter, war er doch stiller Teilhaber, hatte die ganze Technik installiert und war Admin der Webseite. Und so wie Sam und Pat war auch er Mitglied des Innercircles, der Kontrollinstanz des God´s Demons.

      Langsam fügten sich die Puzzleteile seiner Idee zu einem Ganzen zusammen. Der Maskenball war die Gelegenheit. Er konnte ihr zeigen, wer er war und doch würde sie keine Ahnung haben, dass er er war und so konnte er weiter die Freundschaftsschiene fahren und versuchen, seine Gefühle rauszuhalten.

      ′Ganz dummer Gedanke, mein Alter. Du hast bereits Gefühle für sie, du denkst jeden Tag an sie und wäre da nicht deine beschissene Angst, verletzt zu werden, weil sie merkt, wie kaputt du in Wirklichkeit bist und was für ein kranker Freak da in dir schlummert, du könntest es nicht ertragen von ihr abgewiesen zu werden. Fuck, verdammte Scheiße, was mache ich bloß?′

      Um sich abzulenken drehte er die Anlage auf, perfekt, Finntroll – Trollhammaren, genau das Richtige um einmal das Oberstübchen kräftig frei zu blasen und endlich eine Entscheidung zu fällen.

      Ja, er würde es versuchen. Er musste es versuchen, denn er spürte einfach diese Sehnsucht nach ihr.

      Morgen würde er sich bei Pat nach allen Details erkundigen, wobei? Peter schaute schnell auf die Uhr, zwei Uhr morgens. Nein, er musste ein paar Stunden warten, gegen Zehn sollte eine humane Uhrzeit sein, wenn er bei ihr anrief. Es war also entschieden.

      Wieder ganz fokussiert machte er sich an die Arbeit und wandte sich einem seiner vielen Monitore zu.

      Gerade war eine neue Anfrage rein gekommen, kurz überflog er, worum es ging, schmunzelte und begann fieberhaft damit, Zeile für Zeile des Codes einzugeben, welcher nach und nach zu dem Grundgerüst seines nächsten Programmes wurde.

      »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«

      Sarah wirbelte zu der Verkäuferin herum. In der Hand hielt sie einen gläsernen Dildo und sah nun von diesem zur Verkäuferin hin und her.

      »Darf ich ehrlich zu Ihnen sein?«, führte sie sogleich das Gespräch weiter. »Diese Glasvarianten sind total unpraktisch. Vielleicht schön anzusehen, aber viel zu starr. Ich kann Ihnen da etwas…«

      »Danke, ich wollte nur schauen«, fiel ihr Sarah schnell ins Wort. Sie hatte nicht vorgehabt, den Dildo zu kaufen. Sie war auf der Suche nach geeigneten Klamotten und nur kurz hatte sie bei den Vibratoren Halt gemacht und war ein wenig erschlagen von der Vielfalt, die sich ihr bot.

      »Natürlich. Rufen Sie, sollten Sie meine Hilfe benötigen.« Diskret zog sich die Dame wieder zurück und Sarah warf ihr einen neidvollen Blick nach. Die hatte wirklich eine tolle Figur und Beine, die schier endlos schienen.

      Sie stellte das Ausstellungsstück wieder zurück und begab sich zur Kleidung im hinteren Teil des Ladens. Auch hier erschlug sie das Angebot und mit einem Lächeln begab sie sich auf die Suche nach dem perfekten Outfit.

      Zwei Stunden später verließ sie das Geschäft mit einer riesengroßen Einkaufstüte. Lange hatte es gedauert, bis sie ihr Outfit zusammengestellt hatte. Sie wollte nicht klassisch gehen und hatte somit einfach wild kombiniert, bis es genau zu ihr gepasst hatte.

      Bevor sie heute Abend in den Club ging, wollte sie noch schnell bei Joyce vorbei, sich die Maske ausleihen, die sie ihr mal geschenkt hatte. Eine Maske, die nie zum Einsatz gekommen war. Sarah hatte sie Joyce für einen Maskenball in Leeds geschenkt. Einen Ball, den beide Frauen nie besucht hatten.

      Sarah, weil sie kurz vorher Leeds verlassen hatte und Joyce, weil sie damals ohne Sarah nie auf einen Ball oder eine Feier gegangen wäre. Aber Joyce besaß sie noch und Sarah wollte mit ihr mit den Dämonen von früher abschließen und dafür würde sich die schwarze Maske mit der Spitze, den Federn und den Pailletten bestens eignen.

      Heute Abend würde sie es den dunklen Schatten von früher zeigen und sie hoffte, dass sie dort endlich einen Mann fand, der ihr dabei half.

      Das Taxi hielt vor der Lagerhalle, Sarah raffte die Tasche zusammen und trug dem Fahrer auf, zu warten. Joyce stand mit Leyla auf dem Arm am Fahrstuhl, und schien gerade von einem Spaziergang zurückgekommen zu sein.

      »Hallo Sarah, schön dich mal wieder zu sehen. Ich bin froh, wenn ich endlich wieder mit vier Stunden bei euch einsteigen kann, so langsam fällt mir die Decke echt auf den Kopf.«

      Die beiden Frauen betraten den Aufzug, Sarah stellte die Tasche auf den Boden und nahm die Kleine auf den Arm. Wie groß sie schon geworden war mit ihren 10 Monaten.

      »Glaub mir, du wirst froh sein, wenn Sam und du schnell ein zweites Kind hinterher schiebt, oder du doch wieder ganz für Leyla da sein darfst. In der Arbeit ist die Hölle los und ich schiebe Überstunden ohne Ende. Quinn ist unausstehlich geworden, sogar ich komme mit einem Lächeln nicht mehr weiter.«

      »Du solltest ihn einfach mal ranlassen, dann ist er wieder entspannt.« Joyce grinste sie an und lachte los, als sie Sarahs empörten Blick sah.