Albert de Menier - Exposition Universelle Der Jagdclub von Paris. Benjamin Klunzinger Karl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benjamin Klunzinger Karl
Издательство: Bookwire
Серия: Albert de Menier
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738077704
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soll sich schon groß ändern? Überall sieht man die Wahlversprechen, von den Nationalisten, den Sozialisten, den Republikanern und auch von den vielen kleinen anderen Parteien, von denen man kaum etwas gehört hat. Obwohl, eine dieser kleinen Parteien macht gerade von sich Reden, aber nur, weil ihr Vorsitzender spurlos verschwunden ist. Es ist ein gewisser Pierre Delac der Partei „Pur Parisienne“. Eigentlich sollte ihn niemand vermissen, die Ansichten dieser Partei sind sehr radikal. Sie sind der Meinung, dass die Pariser Bürger die Krönung der menschlichen Schöpfung sind. Nicht dass sie die Franzosen meinen, nein speziell Pariser, die Nachfahren des alten Lutetia. Am liebsten würden sie alle anderen aus der Stadt verjagen, aber ganz so konsequent sind sie dann doch nicht, irgendjemand muss schließlich die Drecksarbeit erledigen oder als Diener in ihren Haushalten arbeiten. Wenn es nach denen ginge würden sie wohl die Sklaverei wieder einführen.

      Oh, ich bin immer noch in meiner kleinen Stube und mich hat auch kein Prinz wachgeküsst, ich habe meine Augen von selbst geöffnet. Das Leben ist ja so gemein, Isabell hat alles was man sich nur vorstellen kann und ist jetzt auch schon verlobt. Eigentlich darf ich nicht eifersüchtig sein, wir sind schließlich beste Freundinnen, aber wieso darf ich immer nur zuschauen, wenn die anderen Glück haben? Wer hätte gedacht, dass Albert solch ein Glücksgriff ist? Da kann man Isabell schon beneiden. Hoffentlich verfalle ich jetzt nicht in Panik. Am Ende lasse ich mich aus Verzweiflung doch noch mit diesem Jean ein. Zugegeben, er hat sich mittlerweile ein bisschen geändert, aber ich weiß noch wie er am Anfang war, das kann ich nicht vergessen. Wenn ich bedenke, was er damals vor dem großen gläsernen Treibhaus auf der Ausstellung zu mir gesagt hatte, als sich Albert und Isabell heimlich getroffen hatten, gleich nachdem Konstanze entführt wurde. Erst versuchte er mir Honig ums Maul zu schmieren - das war ja noch ganz nett - aber dann sagte er: „Mademoiselle Sophie lassen Sie uns in das andere „Treib-Haus“ gehen, da kann ich Ihnen die große Palme mit den beiden Kokosnüssen zeigen.“ Ich weiß genau, was er damit meinte, ich kann kaum glauben, dass es eine Frau auf dieser Erde gibt, die auf seine Aufforderung eingegangen wäre? Nicht ohne, dass er dafür bezahlen müsste. Aber momentan ist es in meinem Leben so trostlos, dass ich fast dazu geneigt bin, mir Jean doch noch mal näher zu betrachten, vielleicht war es nur ein missverstandener Scherz? Womöglich ist das hier in Paris so gang und gäbe? Er hat mir schließlich auch das Leben gerettet, war zuletzt ganz freundlich und nicht mehr anstößig zu mir. Ach Männer! Wer versteht die schon?

      Sophie denkt weiter über ihr zukünftiges Leben nach, was bedeutet es wohl für sie, wenn Isabell verlobt ist? Sie wird ab jetzt immer das dritte Rad am Wagen sein, sie braucht auch einen Mann. Das Problem ist, dass Albert mit seinem Antrag die Messlatte ganz schön hochgelegt hat, da wird sie mögliche Bewerber besonders kritisch überprüfen.

      Jetzt wird es aber Zeit, die Arbeit ruft. Sophie macht noch ihr Bett, richtet ihre Toilette und begibt sich zu Isabell, um sie aus ihren süßen Träumen zu reißen. Familie Schubert hat Albert zum Tee am Nachmittag eingeladen, da muss sich Isabell schließlich besonders hübsch machen.

      „Guten Morgen liebe Margot, hast du gut geschlafen?“ empfängt Oberst Strobel die Mutter von Albert de Menier, als diese zum Frühstück kommt. Margot de Menier hat ja bei Konstanze von Trapnitz eine Unterkunft gefunden, nachdem sie von Marie Roussou, der Schwester von Jean, hinausgeworfen worden war. Bei Konstanze von Trapnitz hat sie auch die Bekanntschaft mit dem Oberst gemacht, der dort ebenfalls zu Gast ist.

      „Ach es geht so, ich habe seit dem Vorfall auf dem Ball keinen ruhigen Schlaf mehr, es war alles so schrecklich, ich hoffe meinem Sohn geht es gut? Wieso haben wir nicht gewartet bis die Bestie gefangen wurde?“ „Aber Margot, wir mussten uns doch in Sicherheit bringen. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn dir oder Konstanze etwas passiert wäre. Ich glaube deinem Sohn geht es gut, in der Zeitung ist ein Bild von ihm.“ Mit diesen Worten zeigt er ihr das Foto. „Nicht doch, das ist nicht Albert, das ist Jean, sein französischer Kollege.“ „Ach so, da hätte ich doch beinahe den falschen für deinen Sohn Albert gehalten.“

      „Na ihr Lieben, was tuschelt ihr denn so?“ will Konstanze wissen, als sie zu den beiden stößt. „Ach, wir haben gerade über meinen Sohn und dem Vorfall beim Ball gesprochen.“ „Der Vorfall? Da war doch dein Albert der Held, oder?“ „In der Zeitung wird er nur nebenbei erwähnt, dieser Jean Roussou wird in der französischen Presse mehr gefeiert, wahrscheinlich, weil er ein Landsmann ist. Es wäre wohl ein Skandal gewesen, wenn ein Deutscher den Franzosen die Bestie weggeschnappt hätte.“ „Na Konstanze, wäre dieser Jean Roussou nicht etwas für dich? Da Margots Sohn in eine andere verliebt ist, wäre der doch nicht schlecht, er ist ja schließlich ein Held?“ mit dieser Aussage zieht der Oberst nicht nur Konstanzes Unmut auf sich, sondern auch Margots, die von dieser Idee nicht begeistert ist. „Bist du verrückt? Mein Sohn ist zwar verliebt, aber diese Schwärmerei vergeht auch wieder, ich werde Konstanze helfen, dass er sich in sie verliebt. Eine Mutter weiß schließlich, was für ihren Sohn gut ist und das ist mit Sicherheit nicht diese eingebildete Isabell, mit ihrer noch eingebildeteren Mutter!“ Der Oberst hat schon verstanden und verliert kein Wort mehr über dieses Thema, schließlich will er keinen Streit an diesem herrlichen morgen verursachen. „Hast du deinen Sohn seit dem Ball noch mal gesehen?“ „Leider nicht, deswegen kann ich auch nicht so gut schlafen.“ „Wieso springst du nicht über deinen Schatten und gehst als erstes auf ihn zu?“ „Nein das geht nicht, das endet wieder in einem Fiasko. Er muss erst selbst erkennen, dass diese Frau die Falsche ist und dann soll er zu mir kommen, sonst sieht es so aus, als ob ich kleinbeigebe.“ „Wäre das denn so schlimm? Es geht schließlich um die Familie?“ Darauf bekommt der Oberst, der es gut gemeint hat, keine Antwort, und Alberts Mutter schmollt.

      Es ist ein dunkler Raum. Die Wände sind genauso wie der Boden, mit weißen Fliesen versehen. Der Zustand der Fliesen war wohl in vergangenen Tagen schon mal besser, denn lange Risse ziehen sich hindurch. In gewissen Abständen sind Petroleumlampen an der Decke angebracht, deren Flammen bei jedem Luftzug zu tanzen beginnen, und das Licht flackert.

      Ebenso hängen von der Decke lange, teilweise leicht verrostete Haken herunter, wie in einem Schlachthaus. Es scheint sich auch wirklich, um ein solches zu handeln, da man die Stimme eines Mannes hört, der etwas erklärt.

      „…das Geheimnis ist, dass man mit einem Schlag auf den Kopf das Gehirn ausschaltet, danach muss man das Schlachtgut mit den Füßen nach oben aufhängen. Als nächstes durchtrennt man mit einem kräftigen scharfen Messer die Halsschlagader. Am besten schneidet man bis auf den Knochen, dann ist man sich sicher, dass man nicht zu zaghaft war, sonst dauert alles zu lange. Das Blut lässt man herauslaufen und fängt es auf, man will doch nichts vergeuden, oder? Hat man den letzten Tropfen aufgefangen, weitet man den Torso und muss aufpassen, dass das Fleisch nicht mit Kot verunreinigt wird, sonst kann man alles wegschmeißen. Es gibt doch nichts Besseres wie seine Wurst und Pasteten selbst herzustellen, da kann man alles so würzen wie es einem beliebt. Heute habe ich allerdings etwas anderes vor. Nach dem Ausbluten ziehe ich erst die Haut ab. Ach ja, gibt es noch Fragen?“ erkundigt sich die Stimme des Fleischers. Für die Hygiene trägt er eine lange Schürze und Handschuhe. In der einen Hand hält er einen Knüppel und mit der anderen entfernt er den Knebel des an den Füßen herunterbaumelnden Mannes.

      „Nein! Nicht! Lassen Sie mich gehen! Ich will hier raus! Ich zahle Ihnen alles was Sie wollen, aber lassen Sie mich gehen…“, fängt dieser gleich lauthals zu schreien an. Er fleht um Erbarmen! Das Entsetzen spricht aus seinem Gesicht, verzweifelt windet er sich, aber er bekommt die Hände, die hinter seinem Rücken gefesselt sind, nicht frei. Immer wieder flackert das Licht, und seine Schreie durchdringen nicht die dicken Mauern. Es hört ihn keiner, da er mit diesem Verrückten alleine ist. Er versucht sich, mit aller Kraft zu befreien, aber je mehr er es versucht, umso fester ziehen sich seine Fesseln zusammen.

      Die Schmerzen die er dabei spürt sind nebensächlich, er muss es schaffen sich zu befreien, sonst hat sein letztes Stündchen geschlagen, aber es gelingt ihm nicht. Der Mann mit dem Knüppel in der Hand geht auf ihn zu und bemerkt noch: „Nur zu, schrei dir die Seele aus dem Leib, für die habe ich keine Verwendung, mir reicht dein Fleisch!“ Mit diesen Worten holt er aus und…

      „Oh mein Gott, das müsst ihr probieren, diese Leberpastete schmeckt so gut. Ich kann nicht genug davon bekommen. Auch wenn es eine Sünde ist, weiter zu essen,