Der Drachenprinz. Marcel Kircher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcel Kircher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Drachenprinz
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742763440
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so dreist sein wird und sein Königreich ein zweites Mal verrät. Insbesondere weil ihm dann wirklich nur der Tod erwarten dürfte, hab ich Recht, Majestät?“

      Die Königin nickte. „So soll es sein. Unwyn darf sich weiterhin in unserem Heer als Krieger befinden. Doch verrät er uns, soll das Schwert den Kopf von seinem Hals trennen.“ Aluanda machte mit ihrer Hand eine entsprechende Geste, um ihrer Aussage noch mehr Eindruck zu verleihen. „Aber“, fügte sie, „hier bei Hof werdet Ihr Eure Waffen und Rüstung ablegen.“

      Mit diesen Worten verließ sie durch die Hintertür den Saal. Zauberer Octurian folgte ihr und es war ein Lächeln auf den Lippen des Magiers zu sehen. Lord Harbor und Marcel begleiteten Unwyn nach draußen.

      „Ich kümmere mich um Unwyn und sammele seine Repressalien ein“, meinte Harbor gelangweilt. „Ihr wisst wo der Waffenschmied ist. Holt meinen Auftrag dort ab. Sagt ihm Harbor hat zu tun.“

      Mit einem Klaps auf die Schulter verabschiedete sich Lord Harbor von Marcel und führte Unwyn zu den Räumlichkeiten über den Stallungen. Das Schwert von Konik in der rechten Hand haltend ging Marcel zum besagten Waffenschmied. Der Waffenschmied bewohnte ein zweistöckiges Haus. Im Erdgeschoss befanden sich seine Schmiede und der Verkaufsraum, wo er seine Waren feilbot. Eine Etage darüber wohnte er mit seiner Ehefrau und den vier Kindern auf engem Raum. Vorsichtig näherte sich Marcel der offenen Werkstatt, wo der Schmied gerade dabei war einen Satz Hufeisen für ein Pferd zu fertigen. Mit einem zischenden Laut fiel das glühend heiße Eisen in den Eimer mit kaltem Wasser, ehe es auf den Huf geschlagen wurde. Als er geendet hatte, betrachtete er seinen Gast.

      „Entschuldigt, Ihr seid?“, fragte er.

      „Ich bin Marcel“, entgegnete Marcel und reichte ihm die Hand. „Ich bin derjenige, von dem in der Prophezeiung aus dem Buch des Schicksals berichtet wird und ich soll von Lord Harbor etwas abholen.“

      „Erfreut“, antwortete der Schmied. „Nennt mich Robban. Ihr sollt also etwas für Lord Harbor abholen?“

      „So ist es. Er wollte es selber tun, aber er ist leider indisponiert mit einem Malheur in seinem Heer, weswegen er mich bat seine Bestellung bei Euch abzuholen, Robban.“

      „Natürlich. Wartet hier.“

      Ohne viel Brimborium ging Robban aus der Werkstatt in den Verkaufsraum und wühlte kurz hinter dem Tresen. Zum Vorschein kam ein schwarz-roter lederner Gürtel mit goldener Schwertscheide, auf die ein Drachenschädel geprägt war. Robban lächelte freundlich und reichte es Marcel. „Ich sollte es ein wenig anpassen, da Ihr doch nicht so kräftig wart, wie Harbor es meinte. Probiert ihn ruhig an.“

      Vorsichtig schnallte sich Marcel den Gürtel um. Er war schwer, doch das Schwert passte hervorragend in die Scheide. Über das letzte Loch schloss er den Gürtel. Er saß wie angegossen. „Sehr gute Arbeit“, lobte er. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“

      „Euer Lob ist mir Dank genug und gezahlt hat Lord Harbor auch schon für meine Dienstleistung. Viel Glück und den Segen der Schicksalsgötter wünsche ich Euch.“

      Marcel lächelte zaghaft. „Habt Dank.“

      Stolz wie Oscar betrat er die Burg und wollte sich auf den Weg zu seinen Gemächern machen, als er beinahe mit Magier Octurian zusammenstieß.

      „Verzeiht, das wollte ich nicht.“

      „Nichts passiert“, entgegnete der alte und weise Elf. „Ich wollte dich aufsuchen.“

      „Oh mein Gott, ist etwas mit Ezechia?“

      Octurian nickte. „Die Tropfen haben ausgesprochen gute Wirkung gezeigt. Wenn du magst, darfst du sie für einen Moment besuchen.“

      Erleichtert nickte Marcel. „Sehr gerne.“

      Ohne ein weiteres Wort führte der alte Magier Marcel in das Gemach, wo sie Ezechia am Morgen hingebracht hatten. Sie lag in ihrem Bett. Das blutbefleckte Gewand hing über einem Stuhl am anderen Ende des Raumes. Dort wo die Wunde war, war ein kleiner Verband befestigt worden. Ezechia lächelte als sie ihren Helden in den Raum spazieren sah. Vorsichtig nahm Marcel ihre Hand und hielt sie sanft fest.

      „Wie geht es Euch, Ezechia?“, flüsterte er.

      „Alles wird gut werden“, antwortete sie. „Dank Euch, mein tapferer Held.“

      Sie blickte ihm tief in die Augen und wie von Feuerhand wurde ihm ganz heiß. „Das war doch gar nichts. Jeder hätte so gehandelt, um das Königreich vor dem Verderben zu bewahren. Doch es wäre kein schönes Königreich gewesen ohne Euch.“

      Ezechia lächelte. „Alles wurde so leicht, so hell auf einmal, ehe Ihr gekommen seid und mich versorgt habt. Ich hätte es auf ewig bedauert diese Welt verlassen zu müssen, ohne …“

      Sie hielt inne. „Ohne was?“, fragte Marcel.

      „Ohne zu wissen, wie die Lippen eines Helden schmecken.“ Unvermittelt zog sie ihn näher an sich heran und drückte ihm einen langen und intensiven Kuss auf die Lippen, den Marcel zärtlich erwiderte. Das Räuspern von Octurian unterbrach das kleine Glück. „Ein Held schmeckt sehr gut“, flüsterte Ezechia liebevoll. „Und küssen tut er noch besser.“

      „Euer Kuss führte mich auf eine Wiese voller wohlduftender Blumen unter strahlend blauem Himmel, wo man nur das Rauschen eines kleinen Baches vernehmen kann“, antwortete Marcel.

      „Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen.“

      „Das werdet ihr bald haben“, warf Octurian ein. „Ihr zwei Turteltauben, aber du Ezechia brauchst ein wenig Ruhe. Und Marcel dürfte mächtig Hunger nach der ganzen Aufregung haben.“

      Octurian hat einen wunden Punkt getroffen. Tatsächlich hatte Marcel seit dem kurzen Imbiss nach dem Aufstehen nichts mehr zu sich genommen und sein Magen gab ihm leise knurrend verstehen, dass er Hunger hatte.

      „Ich wünschte, ich könnte Euch zum Essen begleiten“, wisperte Ezechia. „Aber das werde ich bald.“

      „Das wirst du, Ezechia. Ruhe dich heute noch ein wenig aus und wir sehen morgen weiter“, meinte Octurian sanft.

      „Bis bald, Ezechia“, verabschiedete sich Marcel leise und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen.

      „Auf bald, mein starker Held“, murmelte Ezechia und erwiderte den Kuss. „Doch, nennt mich Ezy.“

      Sanft lächelnd sank sie zurück in die Kissen und schloss die Augen. Der Tag war kräfteraubend für sie gewesen und ihr zarter Körper forderte nun seinen Tribut. Leise verließen Octurian und Marcel den Raum und traten in die große Halle, wo Königin Aluanda mit Lord Harbor und einigen wichtigen Soldaten am Tisch saßen und die beiden erwarteten.

      „Es ist nur ein kleines Festmahl“, sagte die Königin, als sie Marcel bemerkte, „aber ich hoffe wir können damit nur ein klein wenig ausdrücken, wie dankbar wir Euch sind.“

      „Ich habe Euch zu danken, Majestät. Das sieht hervorragend aus“, erwiderte Marcel und blickte auf die prächtig gedeckte Tafel. Es gab verschiedene Vorspeisen, Fleisch, Fisch, Pasteten, diverse Soßen, Bier, Wein und einen lecker aussehenden Pudding. An der Seite von Lord Harbor nahm Marcel Platz und tat sich ein wenig auf seinen Teller. Der königliche Mundschenk füllte ihm etwas Bier in seinen Becher.

      „Lasst auf alle Fälle ein wenig Platz für den Nachtisch“, meinte Lord Harbor freundlich. „Der Waldbeerenpudding ist ein einziger Genuss. Ein Nachtisch für Götter.“

      „Danke, Mylord“, antwortete Marcel. „Das werde ich auf alle Fälle berücksichtigen. Doch vorher muss ich wissen, was ist das für ein überaus schmackhaftes Bier? In meiner Welt kriegt das keine Brauerei so hin.“

      Harbor lachte. „Ihr habt eine komische Welt wo Ihr her seid. Eigentlich ist es ganz einfach. Wir nehmen frisches Wasser aus dem Wieselsquell, Hopfen, Gerste und Malz. Dann wird das Ganze gebraut und gegoren und zum Schluss fügen wir noch eine Stange Schwarzwurzel hinzu und das war’s dann auch.“

      „Schmeckt sehr