Der Drachenprinz. Marcel Kircher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcel Kircher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Drachenprinz
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742763440
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das Rendezvous zwischen Marcel und Ezechia glücklich verlief und die Pflanze ihrer Liebe weiter wuchs, versuchte sich im benachbarten Kuhlidorf Strewberry daran das Herz der bezaubernden Senja zu erobern. Die schwarzhaarige Schönheit hatte ein dunkelgrünes Gewand mit goldenen Stickereien angezogen und wartete vor der Taverne „Zur Schwarzen Sonne“ auf ihren Strewberry. Der nervöse Jüngling hatte ein schwarzes Hemd mit Schnürung am Hals angezogen, trug eine schwarze lederne Hose und dazu braune knöchelhohe Stiefel.

      „Es tut mir leid“, begrüßte er sie zerknirscht. „Ihr denkt bestimmt, dass ich aussehe als wenn jemand gestorben ist, aber wenn ich ehrlich bin sind das meine feinsten Sachen. Ich hoffe, dass ich Euch auch so noch gefalle.“

      Als Antwort küsste sie ihn sanft auf die Stirn. „Ihr hättet Euch für mich nicht hübscher kleiden können, mein tapferer Krieger.“

      An seinem Gürtel hatte er hinter seinem Rücken eine Rose versteckt, die er mit einer galanten Handbewegung hervorholte. „Ich fand sie im Garten des Burghofes und sie erinnerte mich an Eure Schönheit. Nur im Gegensatz zu unserer Liebe ist ihre Zeit auf dieser Welt vergänglich.“

      Dankbar nahm sie die Blume entgegen, roch daran und schob sie sich vorsichtig in ihr offenes schwarzes Haar und flöchte eine Strähne um sie festzuhalten.

      „Jetzt schaut Ihr aus, wie eine elfgewordene Rose“, brachte Strewberry erstaunt hervor.

      „Ich danke Euch. Dafür, dass Ihr den Frauen gegenüber sehr schüchtern seid, sprecht Ihr recht poesievoll“, erwiderte sie.

      „Ich habe ein paar Ratschläge von Marcel erhalten und mich in der Bibliothek ein wenig in die Romantik eingelesen.“

      „Ihr macht mich sprachlos und glücklich“, flüsterte Senja und küsste ihn auf die Lippen. „Wollen wir losgehen?“

      „Sehr gerne.“

      Das frischverliebte Paar verließ den Burghof über das Stadttor. Der wachhabende Soldat winkte die beiden durch und winkte Strewberry viel Glück und dem Paar einen romantischen Abend. Die Sonne ging langsam über Alplande unter und die Verliebten genossen den Augenblick. Nach einem kurzen Fußweg von fünfzehn Minuten erreichten sie eine große Hütte am Rand von Kuhlidorf, wo das Zwergenvolk beheimatet war. Strewberry öffnete die Tür des Lokals und ließ seiner Senja den Vortritt. Ein elegant gekleideter Zwerg begrüßte die Beiden und bot ihnen einen Tisch in der Mitte des Gasthauses an. In der Nähe der Küche des Wirtshauses saß Magister Trojon mit seiner Ehefrau und die beiden genossen wohl gerade den Wein, der in einer gläsernen Karaffe auf den Tisch stand. Er grüßte höflich, als er Strewberry und Senja erblickte. Für ihn als Magister war es wichtig, dass die Beziehung mit dem Heer der Königin respektvoll ablief. Die Elfen waren wichtige Verbündete, andernfalls würde Kuhlidorf recht schnell in die Hände der Feinde des Königreiches fallen. Strewberry erwiderte den Gruß, ehe er sich seiner Dame des Abends zuwandte. Bei einem Kellner, der die beiden bediente bestellte Strewberry eine Karaffe des guten Hausweins mit zwei Kelchen, zwei Vorspeisen, zwei Hauptgänge und zwei Nachtische. Während sie auf ihre Bestellung warteten unterhielten sich die beiden angeregt, so sehr, dass sie fast ihre Vorspeise eine Gemüseterrine nach Art des Hauses vergaßen entgegenzunehmen. Verlegen schenkte Strewberry seiner Senja den Becher mit etwas Wein und reichte ihn ihr. Dann füllte er seinen Becher und sie stießen miteinander an. Vorsichtig führte sie den Holzlöffel mit etwas Suppe an ihren Mund und genoss die wärmende Speise mit jeder Geschmacksknospe ihrer Zunge. Senja lächelte Strewberry liebevoll zu. „Ihr habt einen ausgezeichneten Geschmack mit diesem Wirtshaus bewiesen. Ich genieße jede Sekunde mit Euch, als wäre es die Letzte.“

      „Ein so liebreizendes Mädchen, wie Ihr es seid, verdient so ausgeführt zu werden. Der Abend ist jeden Einsatz von Marcel wert.“

      „Dann sollten wir auf ihn anstoßen und ihm ebenfalls so ein Glück wünschen, wie ich es mit Euch habe“, entgegnete sie.

      Leise klirrend berührten sich die beiden Kelche und dann nahmen sie einen tiefen Schluck. Die Suppe hatten sie fast aufgegessen, als die Hauptspeise gebracht wurde. Es gab geschmortes Filet vom Hirsch mit Preiselbeeren, verschiedenen Wildkräutern und Knollengemüse. Sie genossen auch diese Speise und lernten sich näher kennen. Senja berichtete Strewberry von ihrer Kindheit. Schon mit 12 Jahren wurde sie von ihrer Mutter in die Freudenhäuser von Maidengarten mitgenommen, wo sie anschaffen musste, ehe sie Semjon, der Besitzer der Taverne „Zur Schwarzen Sonne“ an den Burghof mitnahm und ihr eine Anstellung in seinem Gasthaus verschaffte. Von ihrer Mutter hat sie seit jenem schicksalhaften Tag nie wieder etwas gehört. Semjon war ein Ziehvater für sie. Er ließ sie mietfrei in der Dachkammer der Taverne wohnen, verlangte von ihr nie, dass sie sich auf ein Techtelmechtel mit den Gästen einließ. Nun sei Semjon allerdings schwer krank und so führte Senja in seinem Namen die Taverne.

      „Das bedeutet Euch gehört eine von Alplanden dunkelsten Orten?“; fragte Strewberry erstaunt.

      Sie nickte. „Wobei ich mir immer geschworen habe, sollte mir jemals wahre Liebe begegnen die Taverne zu veräußern und diesem Mann voll und ganz zur Verfügung zu stehen und seine Frau zu sein.“

      „Nun ja, es wäre sicherlich hervorragend, wenn Ihr die Forelle nach Art des Hauses exquisit nur für mich zu bereiten würdet, doch soll meine Liebe kein Grund sein, Euch einzuschränken.“

      Ihre Blicke und Gesichter trafen sich. Sie beugte sich vor und küsste ihn zärtlich, danach immer fordernder.

      „Ich weiß, wie das Leben schmeckt und das Leben schmeckt, was ich will“, flüsterte sie verschwörerisch.

      „Entscheiden müsst Ihr es, doch ich lege Euch kein Ultimatum vor, Mylady“, erwiderte Strewberry. „Ich verspreche Euch ein warmes Heim, Treue und einen tapferen kleinen Mann.“

      „Redet Ihr von Euch oder von dem, was sich unter Eurer Kleidung befindet, mein Krieger?“, fragte Senja verschmitzt.

      „Ihr habt mich auf dem falschen Fuß erwischt, das muss ich eingestehen.“

      Den Nachtisch ließen sie unberührt wieder zurückgehen. Sie wollten Zeit. Zeit für sich alleine. Die Karaffe Wein war geleert und Strewberry beglich mit ordentlichem Trinkgeld die Rechnung. Sie standen auf und verließen das Restaurant. Der Halbmond war aufgegangen und hüllte die Wälder in bleiches diffuses Licht. Langsam und gemütlich Hand in Hand gingen die beiden den Hügel hinauf. Sie merkten nicht, dass sie verfolgt wurden. Am Burgtor angekommen, ließ sie die Torwache mühelos passieren. Im Schein des Mondes gingen sie über den Burghof bis zur Taverne.

      „Wann kann ich Euch wiedersehen?“, fragte Strewberry.

      „Gar nicht“, neckte Senja. „Solange, du nicht dein höfliche Förmlichkeit mir gegenüber ablegst.“ Sie lächelte und blickte ihm tief in die Augen.

      „Wann kann ich dich wiedersehen?“, fragte Strewberry erneut.

      „Ich möchte dich am liebsten gar nicht loslassen“, flüsterte sie. „Komm doch zu mir.“

      Strewberry blickte sich um.

      „Schämst du dich etwa, Strew?“, fragte Senja mit Schmollmund.

      „Nein, ich dachte, ich hätte Schritte vernommen, aber war wohl nur das laute Pochen meines Herzens. Gerne komme ich mit dir nach oben.“

      Mit einem Kuss auf die Lippen, wandte sich Senja an und zündete eine Kerze an. „Sei bitte leise. Nicht, dass uns Semjon oder die anderen Bedienungen hören“, flüsterte sie.

      „In Ordnung.“

      Leise schlichen die beiden Verliebten nach oben. Strewberry verschwendete seine Gedanken nur noch an Senja und drängte den Gedanken an das Geräusch in den Hintergrund. Wenn etwas sein würde, würde ja Alarm geschlagen werden, dachte er bei sich. Nach drei Treppenaufgängen erreichten sie die Dachkammer von Senja. Die schwarzhaarige Schönheit hatte dort eine Schlafnische, eine Wasch- und Ankleidegelegenheit, sowie eine kleine Kochstelle. Sie schien sich ein wenig zu schämen.

      „Bitte beachte nicht das Durcheinander“, sagte sie leise. „Zum Ruhen nach der Arbeit ist es doch befriedigend.“