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KAPITEL 6
Notfall Hangar Deck 9.
›Ma'am? Ma'am?‹
Sachtes tätscheln an Sophies Wange brachte Licht in den Verstand. Ein von grauen Haaren eingerahmtes Gesicht lächelte sie charmant an.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
Unweigerlich rutschte Sophies Blick über den Overall vom Fremden. Am Namensschild "Lift-Techniker Brilon" verharrte sie.
»Ja!, mir geht es gut«, es quoll behäbig über ihre Lippen. Sie schaute sich dabei in der Kabine um. »Hier schwebte … ein voll beladenes Wäscherei-Lastenbord ...«
»Das kann nicht sein.«
Sophie schaute ihm bockig an.
»Ma'am es gab vor einer Stunde zwei Havarien in diesem Bereich. Die eine betrifft das interne Kommunikationssystem und die andere ereignete sich in der Wäscherei. Seit den Vorfällen hat keine Karre die Parkposition verlassen. Und ich bin nur hier, weil ich darüber informiert wurde, dass jemand in dieser Sektion eine Notfall-Reißleine der magnetischen Bremse gezogen hat. Das konnte nicht sein, weil der Lift-Schacht in diesem Sektor gewartet wird, und daher keine Kabine hier sein kann.«
Seine Erklärung zischte größtenteils ungehört an ihr vorbei, die besorgten Gedanken weilten längst bei Sorel. Während Brilon ohne Unterlass redete, stand Sophie mit seiner Hilfe auf. Er geleitete sie aus der Kabine und danach überreichte er einen Tehas, der technische Handscanner wird ihr den Weg zeigen.
Sie schaltete ihn ein und lief sogleich los. »Verständigen Sie unverzüglich die Sicherheit«, es hörte sich verstört und zugleich abwesend an.
»Aye«, rief der zurückgebliebene Brilon.
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Dunkelheit und abgestandene Luft verschluckten Sophie. Ein Tehas Signalton zeigte den Weg. Ihr Lauftempo wechselte allmählich vom normalen Schritt zum schnellen Laufen. … 50 Meter weiter östlich änderte sich die Tonfolge, das nächste interne Portal war unmittelbar vor ihr. ... Sie sprang hindurch. Es führte direkt zum gewünschten Hangar Deck Pub Sektor.
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Vertraute Gerüche sowie die gewohnte Hektik begrüßten Sophie. Unweit vom Pup auf den Korridor hielt sie für einen Moment inne.
Zu sich sprach sie: »Nur gut, dass die Cybords keine Gedanken lesen können.« Unwillkürlich faste sie sich an die linke Schulter, sie hatte das Gefühl, dass die spindeldürren Cybord Finger noch an ihr kleben. Ein Angstschauer sauste über sie hinweg. Sie deutete es als Streich ihres chaotischen Unterbewusstseins. Solche empathischen Irrungen hat sie seit dem Jagdunfall öfters. Eine folge ist: Ihre Elias Werte sind im Moment niedrig, die sind für ihre Psi-Kräfte verantwortlich.
Sie schmunzelte über die Einbildung und mit einer abwischenden Geste wedelte sie das Phantom von der Schulter. Die Möglichkeit, dass es sich um eine Cybord Markierung handeln könnte, verdrängte Sophie. Stattdessen kam sie mit sich überein: »Das anhaftende Empfinden ist ein Überbleibsel vom eingeatmeten Cybord Kampfgas. Aber warum hat das Biest mich nicht eliminiert? ...« Das Interface riss sie aus dem Sinnieren.
»Liebes deine angsterfüllten Gedanken haben mich gestreift. Ist alles in Ordnung«, wollte Luckas ihr Beschützer wissen.
»Ja.«, ihre Stimme zitterte.
»Wirklich? Ich fühle Angst.«
»St–Stella«, stotterte Sophie, »Habe sie getroffen ...«
Von dem Vorfall im Lift berichtete sie ausführlich, aber die Cybord Berührung erwähnte sie nicht. Sophie ging davon aus: Luckas steckt mich womöglich, wegen dem anhaftenden Empfindens, in Gehirn-Quarantäne – wie er es nennt.
Er fühlte, dass sie etwas verheimlicht, aber weil ihre Gedanken nur um das Treffen mit Sorel kreisten, nahm er an, es hängt damit zusammen.
»Seit Wachsam«, forderte er. »Für solch Anschläge ist das imitierende Weckmittel nutzlos. Es kann möglich sein, dass euch mehrere dieser Kreaturen gleichlaufend in die Mangel nehmen. Es ist besser, das Sorel umgehend ein echtes Weckmittel erhält. Nach euren ausgiebigen Küssen enthält dein Körper gleichfalls die erforderlichen Enzym Verbindungen. … Gehe zu ihm und berichte alles. In der Zwischenzeit stelle ich Sorels Weckmittel her. Ich melde mich, wenn es bereitliegt. Bis dahin bleibt ihr im Pub. Die rundherum aktivierten Schutzschilde bewahren euch vor Cybord Angriffen. Und weil du in deinem Zustand eine leichte Beute für die Klone bist, ist es besser, wenn Sorel allein zu mir in die Krankenstation kommt.«
Am Satzende hüllte sich Luckas in schweigen, und Sophie protestierte gegen seinen Vorschlag. Er wählte härtere Argumente. Denen stimmte sie widerwillig zu.
»Sobald die erste Stufe seines Weckmittels aktiviert wurde, schicke ich deinen Gatten zu dir. Dann macht ihr zwei, dass ihr nach Hause kommt ...«
Dem stimmte sie bereitwillig zu. Allerdings wollte sie, bevor sie zu Sorel ging, noch ein wenig innerlich zur Ruhe kommen.
Die Planung hatte sie ohne den Liebsten gemacht. Sorel hatte von Unruhe getrieben den Pub verlassen, Sophie war seit Minuten überfällig. Als er auf dem Korridor dahinter eintraf, lehnte Sophie an einer Wand, sie zitterte.
»Ihre Erregung kommt vom Weckmittel Imitat«, dachte Sorel. Sophies Reaktion, als ein Wölkchen seines köstlichen ahl pii ihre Nase umgarnte, bestätigte es. Mit vergnügen beobachtete er, wie ihr bis eben verdrängter Durst erwachte, gedanklich labte sie sich an seinem Sys.
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(Im Mund wird der köstliche Sys Trank über Drüsen abgegeben. Das ist möglich, sobald Shumerer gereift sind. (Das Paar ist es jetzt zum zweiten Mal.) Nach ihrer Befreiung aus U P C Gefangenschaft wurden sie zurückgesetzt, bis sie das Virus Gegenmittel erhielten.)
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Sophie würde ihm auch gern mit Sys verwöhnen, wegen ihrer Erkrankung ist es nicht möglich.
Sorel spürte ihre Verzweiflung. Der hochgewachsene athletische Typ hatte unlängst den dreißigsten Geburtstag. Sein blauer Dienstoverall signalisiert: Er ist ein Brücken Sicherheitsoffizier im separaten Bereich.
Drei Herzschläge später stand die Sahneschnitte mit dem lässig gebundenen Zopf vor Sophie.
»Du bist spät dran«, er stupste ihr sachte an die Nase, »diese Eigenschaft war mir bisher unbekannt.« Sophies Blick wich ihm aus. »Du hast doch nicht etwa im Amisurausch den verkehrten Lift genommen«, scherzte er mit süßem Tonfall.
Sein zur Begrüßung dahin gehauchter Kuss war mit leckeren Sys durchtränkt. Es prickelte auf der Zunge, das Gefühl sprang auf ihre Lippen, von dort sauste es über die Haut bis hinunter in ihre Scham. Reflexhaft schmiegte sie sich an seine muskulöse Brust. Unvermittelt berührten sich die Blicke, seine sanften wie Honigbernstein leuchtenden Augen verzehrten sich nach ihr. Am liebsten hätten sie dem nachgegeben, doch es durfte nicht sein. Sie holte betrübt Luft.
»Falschen Lift genommen. Ja! … so in etwa ...«, zu der Bemerkung stierte sie auf die Stelle, wo sie vorhin durch das interne Portal kam. Die nachfolgende Berichterstattung von der Begebenheit im Lastenaufzug holperte zäh aus ihrer Kehle. Als sie zum Schluss den Ratschlag von Luckas vortrug, stimmte Sorel sofort zu. Ihr rannen dicke Tränen übers Narben Gesicht, er streichelte tröstend darüber. Sie sah grau im Gesicht aus und ihre Haut fühlte sich eisig an. Sorel vermutete es ist der Schock, bei dem Erlebten verwunderte es ihm nicht.
»Eine Tasse Tee wird dir guttun.«
Er fasste sie an die Hand und begleitete sie zum Pub. ...