Die Taube, die nicht hören wollte & Ruhe in Unfrieden!. Rolf Bidinger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Bidinger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752970548
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Wenn unsere Redaktion das wünscht, pöble ich auch gerne oder werfe den Söders dieser Republik ein Glas Wasser auf das Jackett. Es gibt einfach nichts, von dem ich nichts verstehe. Beispiel gefällig?

      Bahnstreik – meine Mutter hatte eine Bahnhofstoilette – kenn ich mich aus. Rauchverbot – bin ich strikt dagegen - rauche auch in der Sendung – als legitimer Nachfolger von Helmut Schmidt. Sex vor der Ehe – absolut dafür - wo wär ich denn sonst heute? Du siehst, es gibt nichts, worüber wir nicht ausgiebigst reden können. Es ist toll, wie wir uns verstehen. Du bist mir jetzt schon so vertraut. Gern darfst du Hans-Günter zu mir sagen, Anne! Wie das klingt, Anne und Hans-Günter. Ich sag es frei heraus, du machst mich wuschig. Verzeih dies ungezügelte Wort. Beschämt und dennoch erregt fahre ich fort.

      Ich finde es wunderbar, wie du den Mut aufbringst, endlich mal einen wirklichen Menschen einzuladen, einen Normalen, einen, der in der Realität des menschlichen Daseins fest verankert und verwurzelt ist, der gequält und getrieben wurde, der die Leichtigkeit des Seins und die tiefe Melancholie eines eisigen Waldsees ergründen will. Nicht degradiert zu sein, als Klatschkomparse, für sonstige Fernsehprogramme. Nicht mehr nur Zuschauer, nein, live und mitten im Leben des großen Fernsehuniversums stehen.

      Ich habe einen tadellosen Lebenswandel. Gerne kannst du eine Schufa-Auskunft einholen. Ich bin ein unbescholtener deutscher Durchschnittsmann, der verkannt wurde, bisher.

      Lass uns nun gemeinsam einen verbalen Krieg führen, gegen Dummheit und Ignoranz, Habgier und Kleingeistigkeit. Lass mich der Anwalt der Witwen und Waisen, des Rehbocks und der Ricke, der Nutte und ihres Freiers, dem Chef und seines Schleimers, lass mich dein Lautsprecher sein, gegen Wollust und Niedertracht.

      Wie Moses einst das Rote Meer teilte, so will auch ich dem Feind mutig entgegenstehen. Denn, wie hat dereinst ein Kaufmann in Venedig gesagt: „Wenn Ihr uns stecht, Bluten wir nicht? Wenn Ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Und wenn Ihr uns liebt, stöhnen wir nicht?“

      Ich bin ein Mann, der trotz seiner großen Lebensleistung auf dem Boden geblieben ist. Was sind schon Orden und Ehrenzeichen, es ist das Herz das zählt, die Leidenschaft. Ich will Vater und Mutter sein, all derer, die geschunden, getrieben und verflucht sind. Anne, ich bin dein Mann! Meine Liebe zu dir gärt und währet ewiglich!

      Anne! Ruf mich an!

      Ihr/Dein Hans-Günter

      P.S.: Sollte dieses Plädoyer der Liebe zu deiner Sendung und dir nicht auf fruchtbaren Boden stoßen, dann gib den Brief bitte an Maybritt Illner weiter!

      Wie von Zauberhand

      (Dank an Matthias Beitien)

      Nach langer Arbeit komme ich

      Deprimiert – nach Haus.

      Ein Bierchen auf, die Glotze an,

      ach ja, die Schuhe aus.

      Im ZDF kommt Wetten dass!

      Mit Markus Lanz, das macht kein Spaß.

      Das Dschungel-Camp bei RTL,

      da kommt der Ekelfaktor schnell.

      Doch plötzlich, wie von Zauberhand,

      ich kann es gar nicht glauben,

      stehst du da, in Full-HD,

      tust mir mein Herzchen rauben.

      Du bist nicht die Ferres,

      du bist nicht die Berben.

      Bist nicht Mutter Beimer,

      trotzdem würd ich für dich sterben.

      Bist nicht Helene Fischer

      und auch nicht die Catterfeld.

      Das wäre mir sowie so egal.

      Mit geht es nicht um Ruhm und Geld.

      Am Sonntag spritz ich dann

      mein Fahrrad mit dem Gartenschlauch.

      Was guckt ihr denn so erigiert?

      So ist das bei mir Brauch.

      Abends wieder auf die Couch,

      die Lindenstraße läuft.

      Das man sich als Single-Mann,

      bei so was nicht ersäuft.

      Doch plötzlich, wie von Zauberhand,

      ich kann es gar nicht glauben.

      Stehst du da, in Full-HD.

      Tust mir mein Herzchen rauben.

      Du bist nicht die Ferres,

      du bist nicht die Berben.

      Bist nicht Mutter Beimer,

      Trotzdem würd ich für dich sterben.

      Bist nicht Helene Fischer

      und auch nicht die Catterfeld.

      Das wäre mir sowieso egal.

      Mir geht es nicht um Ruhm und Geld.

      Nun sitz ich hier auf diesem Schiff

      und schau mich ängstlich um.

      Ganz rosa hier und ziemlich warm

      und irgendwie – andersrum.

      Hier bin ich wohl etwas verkehrt,

      das fällt mir grade auf.

      Na ja, was solls, c´est la vie,

      so ist des Lebens Lauf.

      Doch plötzlich, wie von Zauberhand,

      ich kann es gar nicht glauben.

      Stehst du in echt vor mir,

      willst du mir mein Herzchen rauben.

      Ich brauche nicht die Ferres,

      was soll ich mit der Berben.

      Geh weg mit Mutter Beimer,

      von mir aus kann die sterben.

      Brauch nicht Helene Fischer

      und schon gar nicht die Catterfeld.

      Für mich bist du der hellste Stern,

      am Firmament dieser Welt.

      Lied für Wiesbaden

      Ku´damm bummeln in Berlin

      und der Heurige in Wien.

      München das Oktoberfest,

      das ist im September jetzt.

      Hamburg hat die Reeperbahn,

      Lübeck sein Marzipan.

      Gelsenkirchen schlechte Luft,

      Echt Kölsch Wasser ist ein Duft.

      Und in Flensburg die Kartei,

      Passau hat der Flüsse drei.

      Und aus Dresden kommt der Stollen,

      Kieler Sprotten, die wir wollen.

      Garmisch hat den höchsten Berg,

      Rüsselsheim sein Opelwerk.

      Bonn war mal Regierungsort,

      Schifferstadt den Judosport.

      Potsdam hat sein Sanssouci,

      Kopenhagen – Tivoli.

      London hat die Towerbridge,

      Oberammergau nur Kitsch.

      Stuttgarts Bahnhof wär ein Hit,

      doch nur fertig wird er nit.

      Frankfurt hat sein´ Äppelwoi,

      Bitburg seinen Gerstenbräu.