»Meine Mama sieht aus wie ein Engel. «
Felix nahm ihr Händchen und nickte nur.
Der Standesbeamte, ein etwa fünfzigjähriger grauhaariger gemütlich wirkender Mann nahm erst einmal unsere Personalien auf. Dann sprach er eine Einleitung und darauf folgten einige Worte unseres Kennenlernens.
Meine Aufregung legte sich ein wenig und immer wenn ich dachte, gleich weinen zu müssen, drückte Maurice mir die Hand.
Dann sagte der Beamte zu Maurice:
»Und jetzt frage ich Sie, Maurice Unterseer, wollen Sie mit der hier anwesenden Chiara Schönfeld die Ehe eingehen, sie lieben und ehren in guten wie in schlechten Zeiten, dann antworten Sie mit ›Ja!‹ «
Maurice schaute mich mit einem tiefen Blick an und sagte laut und energisch:
»Ja, ich will für immer! «.
»Dann frage ich nun Sie, Chiara Schönfeld, geborene Bartel, wollen Sie mit dem hier anwesenden Maurice Unterseer die Ehe eingehen, ihn lieben und ehren in guten wie in schlechten Zeiten, dann antworten Sie mit ›Ja!‹ «
Ich blickte zu Maurice und sagte: »Ja! Ich will für immer! «
Der Standesbeamte nickte und ich hörte wie er sagte:
»Zum Zeichen ihrer Liebe stecken sie sich nun die Ringe an. «
Felix trat hervor und übergab Carlotta die kleine Schachtel mit den Ringen.
Maurice beugte sich zu Carlotta, nickte ihr zu und nahm den Ring.
Er steckte mir den Ring ganz vorsichtig an.
»Dieser Ring symbolisiert unsere Liebe, ich werde dich immer lieben und immer für dich da sein, solang ich lebe. Ich liebe dich! «
Mir schlotterten die Knie, Tränen schossen in mein Gesicht.
Dann beugte ich mich zu Carlotta und nahm den Ring um ihn Maurice anzustecken:
»Maurice, du und ich für immer. Du bist die Liebe meines Lebens. Du bist einfach wundervoll. Ich liebe dich! «
Die Worte des Standesbeamten drangen an mein Ohr.
»Nachdem Sie beide meine Frage mit ›Ja‹ beantwortet haben, erkläre ich Sie nunmehr kraft des Gesetzes zu rechtmäßig verbundenen Eheleuten. Sie dürfen die Braut küssen!!! «
Das ließ Maurice sich nicht zweimal sagen, er nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich zart und liebevoll.
Im nächsten Moment brach ein lautes ›Juchhu‹ los und ich hörte unsere Gäste klatschen.
»Ein Hoch auf das Brautpaar, mögen sie immer so glücklich und verliebt sein wie heute! «, rief Martin in den Raum.
Der Standesbeamte legte uns die Heiratsurkunde vor und wir unterschrieben. Ich hatte schon die letzten Wochen heimlich geübt, damit ich ein schwungvolles ›Unterseer‹ hinbekomme. Danach gratulierte uns der Standesbeamte zur Vermählung.
»Sie sehen sehr glücklich aus. Ich wünsche Ihnen alles Gute zu ihrer heutigen Vermählung. «
Carlotta streckte uns ihre Ärmchen entgegen und sagte:
»Na endlich! Jetzt sind wir eine richtige Familie. «
Wir nahmen sie in unsere Mitte und gaben ihr abwechselnd einen Kuss auf die Wange und drückten und herzten sie.
Nach und nach kamen unsere Gäste auf uns zu und beglückwünschten uns.
Dann ging ich untergehakt mit Maurice nach draußen. Carlotta war schon mit Felix vor dem Standesamt und als wir die Stufen der Treppe nach unten gingen, streute sie mit Felix die Blumen.
Was für ein süßer Moment.
Sie strahlten beide über das ganze Gesicht.
Ich war so unendlich froh, dass unsere Kinder sich mit uns freuten.
Das war ein wunderbares Geschenk.
Dann sollten wir uns alle aufstellen, Iris hatte einen Fotografen organisiert und so wurden wir zusammen, alleine und mit unserer Familie und unseren Freunden abgelichtet.
Jetzt hieß es: »Partytime! «
Martin holte den Wagen.
Ich nahm meinen Brautstrauß und trat ein paar Schritte nach vorne.
Just in diesem Moment hörte ich ein Quietschen, dann schrie jemand, ich taumelte!
Der Wagen schoss lediglich ein paar Millimeter an mir vorbei. Als ich begriff was los war, hatte Maurice mich schon gepackt und auf den Bürgersteig gezogen. Ich verlor fast den Halt, taumelte, doch Maurice hielt mich ganz fest in seinen Armen.
Augenblicklich war es mucksmäuschenstill.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Ich brachte kein Wort heraus, ich zitterte am ganzen Körper und musste sofort an meinen schrecklichen Albtraum denken.
War der Traum ein Zeichen?
Angst überfiel mich, Maurice schaute mich an.
»Ist alles okay, hast du dir wehgetan. Wollen wir lieber nach Hause? «
»Nein, es ist unser schönster Tag, den lass ich mir doch nicht durch einen unvorsichtigen Autofahrer nehmen, mir tut nichts weh. Ich bin nur durcheinander, vielleicht kann ich mich gleich im Hotel für einen Moment ausruhen. Ich muss dir etwas erzählen, aber nicht hier. Ich möchte es dir in Ruhe sagen. «
»Fahr mit Martin schon einmal vor! Schau da kommt er. «
»Und du? «
»Ich sag den anderen Bescheid! Pass auf dich auf! «
»Danke, mein Schatz! «
Ich sah seine besorgte Miene.
Maurice half mir in den Wagen und wechselte noch ein paar Worte mit Martin, dann fuhren wir los.
»Chiara, wie geht es dir? «, fragte Martin mit einfühlsamer Stimme.
»Mir ist zum Glück nichts passiert, aber erschrocken habe ich mich schon. Der Fahrer scheint seinen Führerschein ja im Lotto gewonnen zu haben «, wollte ich mit fröhlicher Stimme sagen, aber Martin bemerkte, dass ich mit meiner Fassung ring.
»Ich will dich nicht beunruhigen, Chiara, aber es war ein deutsches Kennzeichen. Den Fahrer konnte ich leider nicht erkennen, es ging alles so schnell. Ich wollte vorhin den Wagen holen und da sah ich das Auto stehen, habe mir aber nichts weiter dabei gedacht. Ich wollte gerade die Tür aufmachen, da sah ich aus dem Augenwinkel wie das Auto losbrauste. Ich dachte noch, welches Gespenst hat denn der Fahrer da gesehen. Dann hörte ich nur einen Schrei und das Auto war wieder weg. «
»Du meinst, da ist jemand absichtlich auf mich los? «
»Meine Hand würde ich nicht dafür ins Feuer legen, aber…ja, den Eindruck hatte ich! «
»Oh mein Gott, dann war der Traum eine Vorahnung. Hätte ich doch nur Maurice schon davon erzählt. «
Ich fing zu weinen an.
Martin lenkte den Wagen an die Seite und hielt an.
Er stieg aus und kam zu mir nach hinten.
»Chiara bitte beruhige dich, ich habe Maurice versprochen dich sicher zum Hotel zu bringen. Alles wird gut, du schöne Braut. Komm einmal her «, er drückte mich fest. »Mach dir keine Sorgen, Chiara, vielleicht habe ich mich auch geirrt. Was meinst du mit Vorahnung? «
Ich suchte in meinem Täschchen nach einem Taschentuch, bevor ich zu sprechen anfing.
»Heute Nacht hatte ich einen schrecklichen Albtraum. Die Bruchstücke, an die ich mich erinnere, haben sehr viel Ähnlichkeit mit dem Vorfall von vorhin. In meinem Traum bin ich der Länge nach mit meinem Brautkleid auf die Straße gefallen. Verstehst du jetzt,